Bietigheim-Bissingen Orgelkonzert mit Dekanatskantor Benkö

Von Sandra Bildmann
Jürgen Benkö spielte am Foto: /Martin Kalb

Im Rahmen der Konzertreihe Orgelherbst spielte Dekanatskantor Jürgen Benkö am vergangenen Sonntag in der katholischen Kirche St. Laurentius in Bietigheim-Bissingen. Dabei zeigte er, welch dramatischen Klänge einer ganz besonderen Orgel entlockt werden können.

Für die Zusammenstellung von Konzertprogrammen hat Jürgen Benkö eine Gabe, das bewies er am vergangenen Sonntag beim Konzert des Orgelherbstes in St. Laurentius. Kontraste seien ihm wichtig, sagt er. Ihm gelingt, dass gerade die durch harte Brüche ausgelösten Gegensätze eine Verbindung zwischen den Werken herstellen. Klingt paradox. Klingt live aber sehr stimmig. Da vergeht jene Stunde Orgelkonzert schneller als man es von 60 Minuten zu kennen meint.

Und tatsächlich ist es der Kontrast, der hellhörig werden lässt. Er wirkt verstärkt, weil Benkö ein Instrument zur Verfügung hat, das ihm diese Gestaltungsmöglichkeiten überhaupt gewährt. Dynamische Unterschiede bei einer Orgel? Für diesen Effekt gingen am Sonntagabend buchstäblich die Klappen zu: Bei französischen Orgeln des 19. Jahrhunderts Standard, gehört das sogenannte Schwellwerk hierzulande dagegen eher zu den Ausnahmen. Im Zuge der Kirchenrenovierung war das norddeutsche Instrument in St. Laurentius entsprechend ergänzt worden und macht damit möglich, die Musik so zu hören, wie sie gedacht wurde.

Das „Salve Regina“ des in Paris wirkenden Komponisten und Organisten Naji Hakim hat Benkö bei seiner Programmauswahl durch zwei gewaltige Werke gerahmt: Sergej Rachmaninows „Prélude in cis-Moll“ ist zwar kurz, aber nicht schmerzlos. Monströs und beklemmend tönt es durch den Kirchenraum. Der monumentale Schluss hat etwas Verheißungsvolles, als prognostizierten die letzten Akkorde den Ausgang einer Geschichte. Was dann folgt, wirkt wie ein Kompromiss. Jürgen Benkö hat alle Hände und Füße voll zu tun. Er ist ein Meister an den Tasten.

Orgel fordert Höchstleistung

Wo im Sport der König der Athleten im Zehnkampf gekürt wird, beansprucht in der Musik die Orgel den Thron der Instrumente wohl für sich – vereint sie in jeweils annäherndem Klang viele davon in ihren Registern. Und auch der Musiker ist gefragt. Muss er doch mehrere Disziplinen simultan beherrschen. Dass er dies bravourös beherrscht, hat Jürgen Benkö am Sonntagabend erneut unter Beweis gestellt. Der Dekanatskirchenmusiker hatte das Konzert mit einem Dreiteiler von Johann Sebastian Bach eröffnet und trotz der Gegensätze einen dramaturgischen Bogen zum Hauptwerk des Abends gespannt: die „Grande pièce symphonique, op. 17“ von César Franck. Benkö nahm seine Zuhörer mit auf einen Streifzug durch verschiedene emotionale und dynamische Welten.

Für das intensiv applaudierende Publikum setzte sich Benkö für eine Zugabe nochmals auf die Orgelbank. Was sich nach auskomponierter Literatur anhörte, war in der Spontaneität gewachsen. Benkö tat, wofür er bekannt und geachtet ist: Er improvisierte.

 
 
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