Bietigheim-Bissingen Wie Golf – nur cooler

Von Sandra Bildmann
Die Crossgolfer trafen sich zum ersten Mal zum „Ellental-Bättl“ in Bietigheim-Bissingen. Foto: /Martin Kalb

Erstmals trafen sich Cross-Golfer zum „Ellental-Bättl“. Es ging um eine WM-Qualifikation – und einen guten Zweck.

Achtung fliegende Golfbälle“ steht auf einem leuchtend gelben Schild in DIN-A4-Größe. Es klebt an einer Warnbake der Stadt. In unmittelbarer Sichtweite das Viadukt. Dennoch leben Passanten nicht gefährlich. „Safety first“ lautet das oberste Gebot der Crossgolfer. Ihr Sport soll zu keinem Zeitpunkt andere Menschen oder fremdes Eigentum gefährden. 13 Gramm wiegt der Hartschaum-Ball, mit dem 57 Crossgolfer am Samstag im Ellental auf Punktejagd gingen.

„Wir sind der coolere, wildere Bruder des Golfs“, sagt der amtierende Crossgolf-Weltmeister, Claudio Orlik. Als Repräsentant der baden-württembergischen Sektion der „X-Golf-Brothers“ – einer vereinsähnlichen Interessengemeinschaft passionierter Crossgolfer – ist er der Ausrichter des Turniers. Neben der Organisation hat er auch die kreative Erstellung der Bahnen in der Hand.

Ein Herz für Randsportarten

Potenzielle Turnierplätze sucht Orlik mit der Satelliten-Funktion von Google-Maps. Von oben lasse sich recht gut beurteilen, ob ein Gelände Crossgolf-geeignet sei, erzählt er. Dabei entdeckte er vorigen Sommer das Ellental. Dann folgten: Kontaktaufnahme und zahlreiche Genehmigungen, denn das weitläufige Gelände, auf dem sich die 16 Bahnen verteilen, gehört unterschiedlichen Besitzern.

So stellte etwa der TSV Bietigheim unter anderem das Sportvereinszentrum zur Verfügung, wo Turnierleitung, Start und Ziel sowie Verpflegung untergebracht waren. Um die Zustimmung des TSV-Vorsitzenden musste sich Orlik nicht lange bemühen: Günter Krähling ist selbst Indiaca-Spieler und hat ein Herz für Randsportarten. „Ich finde es faszinierend, dass wir so eine ausgefallene Sportart hier haben“, sagte Krähling.

Der Klassiker: Rastis Mülltonne

Der finanzielle Aspekt spiele hierbei eine nachgeordnete Rolle, betonte Krähling. Denn die Crossgolfer lassen auch etwas da: Das“Ellental-Bättl“ genannte Qualifikationsturnier für die Weltmeisterschaft 2024 ist gleichzeitig eine gemeinnützige Aktion. Die Einnahmen durch die Startgebühr gehen an den TSV sowie die Behindertensportfreunde Bietigheim. „Ich nenne es gern ‚Charity-Fun-Turnier‘“, sagte Orlik, eine Win-Win-Situation für alle.“

Der Klassiker unter den Crossgolf-Zielen steht unweit der Viadukt-Halle. „Rastis Trash Metal“ lautet der Name von Bahn Nummer vier. Abschlagsort: vor dem Viadukt. Aufgabe: das Ziel treffen. Einen Extra-Punkt gibt es, wenn der Ball drin bleibt. So steht es im Roadbook, der Spielanleitung.

Doch nicht immer geht es darum, in ein Loch zu treffen. Im Ellental wurden beispielsweise auch ein Stromverteilerkasten oder eine Laterne zur Zielscheibe, die lediglich getroffen werden müssen. Oder der Kanaldeckel im Innenhof der Gymnasien, auf dem der Ball liegen bleiben muss. Ein entscheidendes Merkmal des X-Golfs ist, dass nicht nur auf Rasen gespielt wird, sondern auf jedem Untergrund, von Rindenmulch bis Asphalt. Auch wenn es regnet, so wie am Samstag in Bietigheim-Bissingen. Abgebrochen werde nämlich nur, wenn von der Wetterlage eine Gefährdung ausgehe, erläutert Claudio Orlik.

Das Ellental hat Potenzial

Das „Ellental-Bättl“ ist eines von drei bundesweiten Qualifikationsturnieren für die Crossgolf-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr. Die Kader-Nominierung erfolgt in Deutschland nach dem Punktesystem: In der Qualifikation werden alle Teilnehmer als Einzelpersonen gewertet, bei der Endrunde starten sie als Nationalteam.

Claudio Orlik kann sich gut vorstellen, ins Ellental zurückzukommen. Natürlich würde er dann neue Bahnen kreieren, sagt er, Ihm würden Dutzende einfallen.

 
 
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