Bietigheim-Bissinger hat beim Bürgerrat Klima mitgemacht Klimaschützer mit Benzin im Blut

Von Frank Ruppert
Der Bietigheim-Bissinger Daniel Seyfang hat beim Bürgerrat Klima mitgemacht und gemeinsam mit 160 anderen zufällig Ausgewählten Ideen zum Klimaschutz erarbeitet. ⇥ Foto: Werner Kuhnle

Daniel Seyfang ist einer von bundesweit 160 Menschen, die beim Bürgerrat Klima Empfehlungen für die  Politik erarbeitet haben.

Die erste Reaktion von Freunden war Lachen“, sagt Daniel Seyfang. Der 28-Jährige traf auf Verwunderung als er in seinem Bekanntenkreis erzählte, er mache beim Bürgerrat Klima mit. „Ich bin nicht gerade als Umweltaktivist bekannt“, schmunzelt der Porsche-Mitarbeiter.

Er sei schon mit Benzin im Blut zur Welt gekommen, folgerichtig hat er sich beruflich auch in diese Richtung orientiert und nach der Schule gleich eine Ausbildung als KFZ-Schrauber gemacht. Mittlerweile ist er Entwicklungplaner in Zuffenhausen. Auch privat bestimmen Verbrenner sein Leben: Vor gut einem Jahr ist er aus Stuttgart nach Bietigheim-Bissingen gezogen, um Platz für sein Hobby zu haben: Er sammelt nämlich Oldtimer. Eine handvoll Autos hat er und etwa 25 Motorräder.

160 Bürger zufällig ausgewählt

Ausgerechnet so jemand macht bei einer Bürgerbewegung zur Klimapolitik mit. Die bundesweit 160 Bürger, die sich über den Umweltschutz Gedanken machen und dann Vorschläge für die Politik erarbeiten sollten, wurden zufällig ausgewählt. „Ich habe einen Anruf erhalten von unbekannter Nummer und bin natürlich erstmal nicht drangegangen“, sagt Seyfang. Dann habe er sich aber schlau gemacht und zurückgerufen. „Ich bin kein Umweltaktivist, aber ich dachte mir, dass meine Sichtweise auch vertreten sein sollte“, erklärt der Bietigheimer seine Bereitschaft bei dem Projekt mitzuarbeiten.

Digitale Treffen

Wegen Corona trafen sich die Bürger und Experten ausschließlich digital. Zunächst habe es fachlichen Input gegeben, dann sei man in mehrere Fachrichtungen und dann in Untergruppen aufgeteilt worden. In mehreren mehrstündigen Abendsitzungen und einigen Ganztages-Sitzungen am Wochenende haben dann die Bürger Vorschläge für die Klimapolitik erarbeitet.

„Ich habe auf jeden Fall sehr viel gelernt“, sagt Seyfang. Schön sei neben dem fachlichen Input auch der Austausch mit den anderen 159 Laien gewesen. „Vereint hat uns alle die Erkenntnis, dass was passieren muss“, sagt der Bietigheimer. Echte Klimawandel-Leugner habe es nicht gegeben. Selbst für ihn, den eingefleischten Verbrenner-Fan sei klar, dass sich für den Schutz der Umwelt in vielen Bereichen etwas tun müsse. „Ohne den Verbrenner zu verteufeln“, sagt Seyfang.

Was man mitnimmt

Die Treffen und der Austausch mundeten in einem Gutachten, das der Politik übergeben wird und zentrale Handlungsempfehlungen aus dem Kreis der Bürger enthält. Für Seyfang steht fest, dass sich daraufhin nun aktuell so schnell nichts tue, „aber während des Projekts haben sich 160 Menschen näher mit den Themen beschäftigt und die tragen das nun auch weiter in ihren Bekanntenkreis. Ich denke so wird das Thema Klimaschutz präsenter.“ Ganz konkret haben die Teilnehmer eine Aufwandsentschädigung von je 450 Euro erhalten.

Seyfang selbst hat durch das Projekt nicht seine Liebe zum Verbrenner verloren, ein E-Auto für kurze Strecken könne er sich aber vorstellen. In seiner Fachgruppe ging es um Energie und da interessierte ihn vor allem die Förderung und Genehmigung von Windkraft- sowie von Photovoltaikanlagen. „Ich bin gerade mit meiner Immobilie in Bietigheim beschäftigt und nach den aktuellen Bedingungen ist es einfach nicht sehr lukrativ für mich eine Photovoltaikanlage zu installieren. Wenn man da an ein paar Stellschrauben rechtlich etwas ändert, könnte das schon deutlich besser werden“, sagt der 28-Jährige.

Das System

Auch wenn es zeitaufwendig war und viel Freizeit verschlang, blickt Seyfang gerne auf die Zeit im Bürgerrat zurück. Er findet auch, dass diese Form des demokratischen Diskurses Zukunft haben sollte. So könnten Bürger viel direkter auf die Politik einwirken. Gerade bei lokalen oder noch enger begrenzten Themen sieht er deshalb für solch ein Projekt Chancen.

 
 
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