Bietigheim-Bissinger protestieren für die Aufnahme von Flüchtlingen Mahnwache für Flüchtlinge in Moria

Von Rena Weiss
Rund 30 Menschen hielten am Samstag eine Mahnwache für die Flüchtlinge in Moria am Fräuleinsbrunnen in Bietigheim ab.⇥ Foto: Rena Weiss

Mitglieder des Arbeitskreises Asyl Bietigheim-Bissingen trafen sich am Samstag am Fräuleinsbrunnen.

Schon viel zu lange ist die Situation der Flüchtlinge in Moria unzumutbar. Jetzt ist die Situation verzweifelt“, schreibt Brigitte Rabe in einem Schreiben an die Mitglieder des Ökumenischen Arbeitskreises Asyl in Bietigheim-Bissingen, in dem sie selbst aktiv ist. Deswegen hatte Rabe am Samstag zu einer Mahnwache am Fräuleinsbrunnen in Bietigheim geladen. Auch Steffi Gauger, Pfarrerin der Bissinger Martin-Luther-Kirche, lud dazu ein. „Wir können die Flüchtlinge, aber auch die Griechen nicht einfach allein lassen. Jetzt haben wir die Möglichkeit, ein Zeichen zu setzen“, sagt Brigitte Rabe und rund 30 Menschen, unter anderem aus dem Arbeitskreis Asyl, aus der Flüchtlingsarbeit, aber auch Flüchtlinge, die in Bietigheim-Bissingen leben, sind ihrer Meinung und kamen daher am Samstag von 11 bis 12 Uhr in die Altstadt. Denn für einige der Menschen in Moria sei es jetzt an der Zeit, ein Leben fern von der Flucht zu führen. „Wenn wir die Jugendlichen da unten schmoren lassen, werden diese nirgends mehr Fuß fassen können“, ist Rabe überzeugt.

Zeitnah reagieren

Damit der nötige Abstand gewahrt war, trugen sie alle Maske und hielten sich statt an den Händen an einem Seil fest und bildeten einen Kreis. Dieser Kreis symbolisiert Solidarität gegenüber den Griechen und auch den Flüchtlingen. Wie berichtet, ist das griechische Flüchtlingslager das größte in Europa. Zeitweise lebten in dem für knapp 3000 konzipierten Lager rund 20 000 Menschen. Am Mittwoch wurde das Lager durch einen Großbrand fast vollständig zerstört. „Der Termin ist sehr kurzfristig, allerdings ist es wichtig, möglichst zeitnah zu reagieren“, sagt Rabe, die am Donnerstag die Mahnwache plante. Trotzdem erschienen rund 25 Menschen, knapp 30 erlaubte das Ordnungsamt. „Es ist toll, dass das ohne großes Hin und Her geklappt hat.“ Damit spricht Rabe auch die Versammlungsgenehmigung des Ordnungsamts der Stadt an. „Ich kann das Ordnungsamt nur loben, es reagierte sehr schnell.“

Neben Plakaten gab es von Brigitte Rabe eine kurze Einleitung, um was es den Teilnehmern geht. Dabei kritisierte sie Horst Seehofer. In einer Pressekonferenz bot der Bundesinnenminister an, 150 Minderjährige aus dem Lager in Moria aufzunehmen. „150 Kinder ist Hohn im Vergleich zu dem, was dort unten los ist“, kritisiert die Bietigheim-Bissingerin das Angebot des Ministers. Rund 12 000 Menschen sind seit dem Feuer im Flüchtlingslager obdachlos. Danach schwiegen die Teilnehmer: „Schweigen fällt oft mehr auf als Reden. Darin liegt eine große Kraft“, sagte Rabe abschließend. Darauf reagierten auch einige Passanten, sagt Rabe und ergänzt, dass sich die Gruppe auch mit aggressiven Äußerungen konfrontiert sah. Sie spricht dennoch von einer erfolgreichen Aktion, die jedoch noch Potenzial zur Verbesserung habe. Ein Megafon für die einleitenden Worte oder eine kürze Mahnwache, die schweigend abgehalten werde, seien Punkte, die verbessert werden können. Denn hier und da gab es zwischen den Teilnehmern und Passanten Gespräche und Diskussionen. „Wichtig ist, dass eine Mahnwache eben eine Mahnwache ist – sonst wirkt es nicht“, erklärt die Bietigheim-Bissingerin und fügt hinzu, dass es Wirkung zeige, wenn „im samstäglichen Tumult Menschen da in der Stille stehen.“

Für die Zukunft hofft sie, dass auch die Stadt ein deutliches Zeichen setzt und sich für die Aufnahme der Flüchtlinge ausspricht. Sich allein für die Aktion „Sicherer Hafen“ aussprechen, helfe nicht (die BZ berichtete). Noch ist zudem nicht klar, ob nicht noch eine weitere Mahnwache abgehalten und eine Petition gestartet werde. „Wir bleiben dran“, sagt Brigitte Rabe abschließend.

 
 
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