Bietigheim-Bissinger Schüler gewinnen „beo“-Wettbewerb Schutzwall gegen Mikroplastik

Von Rena Weiss
Felix Herrmann (links), Kevin Fleischer (Mitte), Simon Scheihing (2. von rechts) und Linus Buchholz (rechts) zeigen ihrem Schulleiter Stefan Ranzinger wie ihr selbst entwickelter Granulat-Stopper funktioniert.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Mit einem sogenannten Granulat-Stopper gewannen sechs Schüler des Beruflichen Schulzentrums den „beo“-Wettbewerb und wurden mit 2500 Euro unterstützt.

Fußball und Umweltschutz sind nicht gerade Begriffe, die man oft in Kombination hört. Wenn es nach Linus Buchholz, Jenny Fischer, Lina Fischer, Kevin Fleischer, Felix Herrmann und Simon Scheihing geht, sollte sich dies ändern. Die fünf Schüler des Beruflichen Schulzentrums Bietigheim-Bissingen (BSZ) haben einen sogenannten Granulatstopper entwickelt, für den sie kürzlich einen Preis erhalten haben.

„Nachhaltiges Wirtschaften: Wir sind dabei. Was ist unser Beitrag?“ war das Motto des diesjährigen „beo“-Wettbewerbs für Berufliche Schulen der Baden-Württemberg-Stiftung. 20 Gruppen nahmen daran teil, neun Gruppen konnten eine Fachjury überzeugen und wurden mit jeweils 2500 Euro unterstützt. Darunter auch das Projekt aus Bietigheim-Bissingen. Die fünf Schüler besuchen das Wirtschafts- und das Technische Gymnasium am BSZ und haben einen Granulat-Stopper entwickelt. Der Stopper wird am Spielfeldrand eines Kunstrasenplatzes angebracht und verhindert, dass das Kunststoffgranulat über das Spielfeld hinaus verteilt wird und damit Mikroplastik in die Umwelt gelangt.

In einem Seminarkurs zum Thema Plastik haben die Schüler von dem Problem erfahren, dass jährlich mehr als 1000 Tonnen Gummigranulat von Kunstrasenplätzen abgetragen werden, erklärt Simon Scheihing. Um dieses ökologische Problem einzugrenzen erwägt die EU ein Verbot solcher Kunstrasenplätze. „Weil sich neben unserer Schule drei Kunstrasenplätze befinden, die an Wiesen und einem Fluss (Enz) angrenzen, fanden wir das Thema naheliegend und spannend“, schrieben die Schüler in ihrem Abschlussbericht. Scheihing ist zudem Fußballer und kennt das Problem aus erster Hand: „Für meinen Verein wäre ein Verbot das Ende gewesen“, sagt er.

Eine Bande entstand

Doch wie lässt sich das Umweltproblem lösen, ohne Kunstrasen abzuschaffen? Genau mit dieser Frage beschäftigten sich die Schüler, lasen sich in die Thematik ein und die Idee einer Bande entstand. „Wir mussten dann aber klären, ob sie überhaupt realisierbar ist“, sagt Felix Herrmann. Daher suchten die Schüler den Kontakt zur Stadt Bietigheim-Bissingen, um sich über das Reglement von Fußballplätzen zu informieren und suchten Firmen, die ihren Granulat-Stopper herstellen konnten. „Wir hatten schon bei den ersten Firmen Glück“, nennt Herrmann die beiden Sponsoren Sieb- und Tampondruck Gailing KG sowie den Hersteller des Prototyps Schümann GmbH Kunststofftechnik.

Entstanden ist eine niedrige Umrandung des Platzes von 30 Zentimetern, die dafür sorgen soll, dass das Gummigranulat nicht in die Umwelt kommt. Laut der Internationale Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen gelangen mehr als zwei Drittel dieser Mikroplastikteile über Regen und Wind in die Umwelt. Doch der Granulat-Stopper ist auch aus Kunststoff. Wie kann das dann nachhaltig sein? Kunststoff ist günstig in der Verarbeitung und ist robust, erklären die Schüler die Materialwahl. „Allerdings bekämpft man nicht ein Kunststoffproblem mit der Produktion von weiteren Kunststoffen“, sagt Felix Herrmann ganz klar. Deswegen ist der Granulat-Stopper aus recyceltem Plastik.

Ein Meter Granulat-Stopper soll rund 135 Euro kosten. Der Deutsche Fußballbund gibt vor, dass Fußballfelder zwischen 100 und 110 Meter lang und zwischen 64 bis 75 Meter breit sein müssen. Beim größten Feld würde der Granulat-Stopper dann knapp 50 000 Euro kosten. Da das gerade für kleinere Vereine nicht machbar sei und auch für eine Stadt eine große Summe ist, haben sich die BSZler auch zur Finanzierung Gedanken gemacht und schlagen die Finanzierung durch Werbung vor.

Die Schüler stehen hinter ihrem Projekt und hoffen, dass es Anklang findet und möglicherweise auch umgesetzt wird. Allerdings wird eine derartige Anschaffung mit der Haushaltsperre in Bietigheim-Bissingen wohl zunächst nicht realisierbar sein. Linus Buchholz, Jenny Fischer, Lina Fischer, Kevin Fleischer, Felix Herrmann und Simon Scheihing halten daran fest und versuchen, auch im Alltag auf Plastik zu verzichten.

 
 
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