Bietigheim schlägt Bad Wildungen im Pokal-Viertelfinale SG BBM spaziert ins Final Four

Von Sebastian Klaus
Ein bärenstarkes Comeback feierte Bietigheims Karolina Kudlacz-Gloc (am Ball) im Pokal-Viertelfinale gegen die HSG Bad Wildungen. Nach vier Monaten Zwangspause erzielte die Rückraum-Shooterin auf Anhieb vier Treffer für die SG BBM.⇥ Foto: Marco Wolf

Die Bundesliga-Frauen aus Bietigheim haben im Pokal-Viertelfinale keine Mühe mit den Vipers aus Bad Wildungen. 34:22 heißt es am Ende.

Nichts weniger als das Triple hatte sich Eberhard Bezner vor der Saison gewünscht. Man wird ja noch träumen dürfen. Doch fünf Monate später dürfte der SG BBM-Mäzen ausgeträumt haben. In der Liga ist Borussia Dortmund eine Klasse für sich. Fünf Zähler vor den Bietigheimerinnen liegt der noch immer verlustpunktfreie Spitzenreiter aus dem Ruhrpott bereits. Und auch Platz zwei ist nicht mehr sicher, denn die TuS Metzingen nach einer Aufholjagd und die HSG Blomberg-Lippe sind der Spielgemeinschaft inzwischen gewaltig auf die Pelle gerückt. In der Champions League landeten die Bietigheimerinnen wie schon bei den drei Anläufen zuvor einmal mehr ganz hinten in ihrer Gruppe. Alleine eine Regeländerung macht es möglich, dass die Schwäbinnen doch noch im Achtelfinale ran dürfen. Doch dass da gegen das ungarische Spitzenteam Győr ETO KC etwas zu holen sein wird, ist dann doch eher unwahrscheinlich. Bleibt also nur noch der Pokal.

Pokal die letzte Hoffnung

Und da ist es in diesem Jahr leichter denn je, den Titel einzusacken. Lediglich vier Siege sind nötig, um den Pokal das erste Mal in der Vereinsgeschichte in die Höhe stemmen zu dürfen. Und die Losfee meinte es bisher gut mit der SG BBM. Nach einem 42:25-Kantersieg gegen Mainz 05 im Achtelfinale folgte am Mittwochabend in der heimischen Viadukthalle im Viertelfinale der nächste lockere Spaziergang in Richtung Final-Four-Austragungsort Stuttgart. Gegen die Vipers aus Bad Wildungen setzte sich die Mannschaft von Trainer Markus Gaugisch souverän mit 34:22 (16:10) durch.

Seit dem Wiederaufstieg 2014 krebsen die Vipers in der Bundesliga Jahr für Jahr zwischen Platz zehn und zwölf herum. Bereits im Hinspiel in der Bundesliga hatte die Gaugisch-Sieben beim 35:25-Erfolg in Bietigheim keine Mühe mit dem Gegner, dessen Trainerin Tessa Bremmer aufgrund der Klassenunterschiede zwischen beiden Kadern bereits im Vorfeld von einem „enttäuschenden Los“ und einem „Bonusspiel“ gesprochen hatte.

Fehlpässe ohne Ende

Doch auch wenn der Klassenverbleib für die Vipers klare Priorität hatte, so gänzlich abschreiben wollten die Gäste den Pokal dann auch wieder nicht. Bis zum 11:10 in der 24. Spielminute hielten die Nordhessinnen die Begegnung offen, bevor ihnen offensichtlich gegen die kompakte Bietigheimer Abwehr die Ideen und das Harz ausgingen.

Zahlreiche Fehlpässe – vor allem beim Versuch, den Kreis in Szene zu setzen – leistete sich die Bremmer-Sieben. Doch da auch die Gastgeberinnen in einem wahren Fehlpassfestival in der ersten Hälfte nervös wirkten oder in der überragenden Bad Wildunger Torhüterin Manuela Brütsch (acht Paraden im ersten Durchgang) ihren Meister fanden, blieb das Spiel so lange ausgeglichen. Apropos ausgeglichen: Auch das Schwesternduell zwischen Bietigheims Xenia Smits (26) und Bad Wildungens Munia Smits (22) war eines auf Augenhöhe. Vor allem in der Anfangsphase waren die im zarten Alter von 14 Jahren ins Bad Wildunger Internat gewechselte Xenia und ihre Schwester neben Rückraum-Shooterin Jana Scheib (erzielte vier der ersten acht Treffer der Gäste) die auffälligsten Akteure auf der Platte.

Doch auch Amelie Berger drehte ab der 20. Minute so richtig auf. Auf acht Tore brachte es die agile Rechtsaußen, die nach der Saison zum Ligakonkurrenten Borussia Dortmund wechselt, in 60 Minuten.

Die Nachricht des Tages war allerdings das lang ersehnte Comeback von Karolina Kudlacz-Gloc nach 15 Minuten. Vier Monate lang hatte die Rückraumspielerin mit einer hartnäckigen Schulterverletzung nur zusehen können, doch gegen Bad Wildungen zeigte die 36-Jährige, wie wichtig sie für ihren Klub noch immer sein kann. In bester Holger Glandorf-Manier zog die Polin gleich bei ihrem ersten Angriff durch die Schnittstelle in der HSG-Abwehr. Vier Tore sollten es am Ende für die dreifache Deutsche Meisterin sein.

Wie wichtig Bietigheims Trainer die wohl letzte Aussicht auf einen Titel in dieser Saison ist, bewies Gaugisch beim Ausschöpfen seines Wechselkontingents. Dort war fast das gesamte Spiel über das potenzielle Stammpersonal am Werk. Talente wie Nele Reimer oder Leonie Patorra, für die es in der nächsten Saison nicht leichter werden dürfte, auf Einsatzzeiten zu kommen, durften erst bei einer komfortablen Acht-Tore-Führung in den letzten fünf Minuten ran.

Am Ende stand ein souveräner 34:22-Heimsieg für die SG BBM zu Buche. Nach dem Pokal-Aus der vermeintlich dicksten Konkurrenten auf den Titel, Borussia Dortmund und Thüringer HC, können die Bietigheimerinnen nun also vom Pokal-Triumph träumen.

 
 
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