Bietigheim Steelers Braun führt SCB beim Comeback zum Sieg

Von Andreas Eberle
Ein gelungenes Comeback: Verteidiger Constantin Braun (rechts) steuerte zum Bietigheimer 6:2-Sieg gegen seinen Ex-Verein Eisbären Berlin fünf Scorerpunkte bei – ein Tor und vier Assists. Foto: /Oliver Bürkle

Der Kapitän der Bietigheim Steelers trägt zum 6:2 gegen seinen Ex-Klub Eisbären Berlin ein Tor sowie vier Vorlagen bei. Keränen trifft doppelt. Mit Jasper und Preibisch stellen sich zwei „kleine Jungs mit großem Herzen“ (Trainer Kangasalusta) zum Boxkampf. Das DEL-Schlusslicht wahrt die Minichance auf den Klassenerhalt.

Ausgerechnet eine Eishockey-Legende der Eisbären Berlin hat den noch amtierenden Meister von der Spree zu Fall gebracht: Constantin Braun führte die Bietigheim Steelers am Sonntag zu einem 6:2-Heimtriumph. Der nach einem Rippenbruch ins Team zurückgekehrte Kapitän erzielte einen Treffer selbst und bereitete vier weitere vor – und das gegen den Herzensklub, für den er bis zu seinem Wechsel 2021 ins Ellental 621 DEL-Partien bestritten hat und mit dem er fünfmal Deutscher Meister wurde.

„Kleine Jungs, großes Herz“

„Er hat sehr gut gespielt und war das Zünglein an der Waage“, sagte Trainer Pekka Kangasalusta über seinen 34-jährigen Anführer, der nach der Partie von beiden Fanlagern gefeiert wurde. Der Finne lobte aber die ganze Mannschaft: „Ich bin sehr stolz auf diese Jungs. Wir haben mit unserem dünnen Kader einen enormen Aufwand betrieben und großen Charakter gezeigt.“ Speziell den „kleinen Jungs“ Alexander Preibisch und Evan Jasper attestierte Kangasalusta ein „großes Herz“ – eine Anspielung darauf, dass sich die zwei eher schmächtigen Stürmer ihren körperlich viel robusteren Berliner Widersachern Yannick Veilleux und Rayan Bettahar mutig zum Faustkampf stellten – alle vier Raufbolde erhielten eine Fünf-Minuten-Strafe.

Augsburg noch sieben Punkte weg

Die Steelers wahrten mit dem zweiten Heimsieg hintereinander ihre Minichance auf den vorletzten Platz. Da der Tabellennachbar Augsburger Panther gegen Wolfsburg punktlos blieb, beträgt der Rückstand zum schwäbischen Abstiegsrivalen jetzt nur noch sieben Zähler. Für Berlin war die zweite Saisonniederlage gegen Bietigheim ein herber Dämpfer im Kampf um die Playoff-Teilnahme. „Ich bin frustriert. Wir sind viel besser, als das, was wir heute gezeigt haben. Dafür gibt es keine Entschuldigungen“, sagte Coach Serge Aubin nach der dürftigen Vorstellung seiner Eisbären.

Goalie schiebt Puck selbst rein

Das kurioseste Tor fiel gleich zu Beginn: Gästestürmer Alexandre Grenier tunnelte Cody Brenner, vom Innenpfosten rutschte die Scheibe wieder vors Tor, und beim Zusammenziehen der Beine schob der Steelers-Goalie den Puck mit dem Schoner selbst ins Netz. Nachdem sie die Szene auf Video noch mal angeschaut hatten, gaben die Referees den Treffer: 1:0 für Berlin (9.).

Lindner feiert Torpremiere

Wie üblich frenetisch unterstützt von den Rängen schlug das nur 16 Feldspieler umfassende Steelers-Rumpfteam zurück. Ähnlich seltsam wie das 0:1 war der Ausgleich: Nach einem Doppelpass mit Michael Keränen spielte C.J. Stretch einen Rückpass vors Tor. Preibisch traf den Puck nicht richtig, ebenso wenig Berlins Nationalspieler Jonas Müller, der unfreiwillig mit dem Fuß vorlegte – und Keränen bugsierte die Scheibe über die Linie. Ein Tor der Marke Gewürge. Schön anzusehen waren dagegen die SCB-Treffer zwei und drei. Beim 2:1 startete Braun von der eigenen Torlinie einen Angriff, Chase Berger brachte den Puck eher ungefährlich auf Berlins Kasten. Doch Torhüter Tobias Ancicka wehrte nur halbherzig ab – und den Nachschuss jagte Stürmer Elias Lindner aus spitzem Winkel ins rechte obere Tordreieck. Für den 21-jährigen Youngster, der nach einer Oberschenkelverletzung sein Comeback feierte, war es der erste Saisontreffer im 47. Einsatz für die Schwaben. Das 3:1 ging aufs Konto von Braun, der mit einem platzierten Schlagschuss erfolgreich war. Die Halle stand kopf.  

Zum zweiten Drittel reagierte Aubin auf den unglücklichen Auftritt von Ancicka und schickte den 20-jährigen Nachwuchsmann Nikita Quapp zum DEL-Debüt zwischen die Pfosten. Wie gehabt lieferten sich beide Teams ein ansehnliches und temporeiches Duell. Dass im Ellental der Tabellen-15. gegen den -13. spielte, war nicht zu sehen. Weitere Tore gab es trotz vieler Chancen vorerst keine mehr. Berlin hatte Pech bei zwei Pfosten- und einem Lattentreffer, auf der Gegenseite scheiterte auch Jasper am Pfosten.

Die Vorentscheidung fiel in der 45. Minute, als Keränen in Überzahl am Pfosten lauernd zum 4:1 einschoss. Bereits in der 50. Minute nahmen die Eisbären den Keeper vom Feld, was Teemu Lepaus mit einem Treffer ins leere Tor ausnutzte (51.). Das Berliner 2:5 durch Julian Melchiori (54.) war nur ein Schönheitsfleck, zumal Preibisch kurz darauf das halbe Bietigheimer Dutzend zum 6:2-Endstand vollmachte und seine Durststrecke beendete (56.).

Am Dienstag kommt München

Bereits am Dienstag (19.30 Uhr) tritt der Spitzenreiter Red Bull München in der Ege-Trans-Arena an. Kommt es da zum nächsten Favoritensturz? Kangasalusta hat die Hoffnung auf den vorletzten Platz jedenfalls noch nicht aufgegeben. „Wir haben noch acht Spiele. Wer weiß, was passiert. Wir halten zusammen und kämpfen weiter“, sagte der Coach.

 
 
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