Bietigheim Steelers Eine eindrucksvolle Antwort

Von Andreas Eberle
Steelers-Topscorer Mathew Maione (Mitte) nimmt nach seinem 1:0-Führungstreffer gegen Iserlohn die Glückwünsche seiner Mitspieler entgegen. Foto: /Foto: Avanti/Ralf Poller

Die Bietigheim Steelers rehabilitieren sich für das Augsburg-Debakel mit einem 6:4 gegen den Playoff-Kandidaten aus Iserlohn. Das Team spielt wie ausgewechselt. Evan Jasper glänzt als dreifacher Torschütze.

Absteigen kann man, Arsch aufreißen muss man.“ Mit diesem Banner appellierten die Fans der Bietigheim Steelers beim DEL-Heimspiel gegen die Iserlohn Roosters ans Ehrgefühl ihrer Mannschaft. Diese hatte sich am Freitag im Kellerduell bei den Augsburger Panthern wehrlos mit 2:8 abschießen lassen. „Wir haben darüber gesprochen, dass es ein peinlicher Auftritt von uns war“, sagte Stürmer Alexander Preibisch vor der Sonntagspartie gegen Iserlohn – und bat den Anhang um Unterstützung: „Es ist wichtig, dass die Fans hinter uns stehen. Wir sind froh, dass sie uns bisher nicht ausgebuht haben.“

Fans stehen weiter zum Team

Obwohl die Ege-Trans-Arena mit 1968 Zuschauern nur spärlich besetzt war, bekam das angeschlagene Team erneut die Rückendeckung aus seiner Kurve. Und wie eine Woche zuvor bei der 4:5-Heimniederlage gegen die Adler Mannheim zahlten es die Spieler mit Engagement und Leistung zurück. Am Ende setzte sich das Schlusslicht mit 6:4 durch und verkürzte den Rückstand auf den vorletzten Platz auf zehn Punkte.

Überraschter und stolzer Trainer

„Meine Mannschaft überrascht mich jedes Mal aufs Neue. Am Freitag hat sie wie ein Oberliga-Team gespielt, heute wie eine DEL-Mannschaft. Ich bin stolz auf die Jungs“, sagte Trainer Pekka Kangasalusta. Der Finne hatte nur 16 Feldspieler zur Verfügung und musste auf gleich sieben Profis verzichten. Neben den Dauerverletzten Sami Aittokallio, Max Prommersberger, Josh Atkinson und Chris Wilkie fehlten Kapitän Constantin Braun (angebrochene Rippe) sowie die Talente Jimmy Martinovic (Erkältung) und Elias Lindner (muskuläre Probleme).

Einsatz, Kampfgeist und Biss stimmten bei Kangasalustas Rumpftruppe vom ersten Bully an. Der SCB wusste spielerisch zu gefallen und war vorne brandgefährlich. Der Tabellenelfte aus dem Sauerland, der noch um den Einzug in die Playoffs kämpft, legte dagegen einen unkonzentrierten Auftritt hin und war in der Abwehr viel zu nachlässig.

In Unterzahl wären die Steelers fast in Führung gegangen, als Michael Keränen nach einem Puckverlust der Roosters allein vor Andreas Jenike auftauchte und am Gästegoalie scheiterte (7.). Da er beim Abschluss gefoult worden war, durfte es Keränen mit einem Penalty erneut versuchen. Doch Jenike klärte mit dem Schoner. Nach exakt zehn Minuten schoss Mathew Maione die Hausherren mit seinem achten Saisontreffer in Front. Mit einer Körpertäuschung ließ der kanadische Topscorer Kaspars Daugavins ins Leere laufen und traf zum 1:0. Beim 2:0 spazierte C.J. Stretch im Powerplay ohne Gegenwehr aus dem eigenen Drittel durch die Roosters-Abwehr und vollendete (14.). Nachdem Max Renner hinter dem eigenen Gehäuse die Scheibe an Christopher Brown verloren hatte, verkürzte Emile Poirier aber auf 1:2 (17.).

Jasper erzielt Tore vier bis sechs

Zu Beginn des Mitteldrittels staubte Teemu Lepaus zum 3:1 ab. Kurios war das Gästetor zum 2:3: Maciej Rutkowski passte hinter dem Steelers-Kasten auf Verdacht zurück. Von Cody Brenners Kelle flog der Puck via Bogenlampe auf den Rücken des Keepers und von dort ins Netz. Trotz einer Fülle an Chancen – Daniel Weiß traf zum Beispiel nur die Latte – dauerte es bis zur letzten Sekunde, ehe Evan Jasper in Überzahl das überfällige 4:2 nachlegte.

Mit seinem 16. Saisontor erhöhte der kanadische Wirbelwind sogar auf 5:2 (50.). Erledigt war die Sache damit aber noch nicht. Denn mit einem Doppelschlag brachten Eric Cornel (53.) und Poirier (55./Überzahl) die Roosters wieder auf 4:5 heran. Zittern war nun angesagt. Mit einem Schuss ins leere Tor und seinem dritten Treffer erlöste Jasper den Bietigheimer Anhang 29 Sekunden vor Spielende. Der Rest war ein Freudenfest. Die Steelers wurden von ihren Fans gefeiert – unter anderem dafür, dass sie sich diesmal den Allerwertesten aufgerissen hatten. So wie auf dem Banner im Block gefordert.

Kampf bis zum Schluss

„Solange wir die Chance haben, werden wir unser Bestes geben. Wir haben heute gezeigt, dass alles möglich ist, wenn die Spieler mit Herz spielen. Wir kämpfen bis zum Schluss, das ist sicher“, versprach Coach Kangasalusta.

Steelers-Fanbeauftragter Harald Bosch tritt zurück

Seit dem Wochenende ist das DEL-Schlusslicht Bietigheim Steelers um einen Fanbeauftragten ärmer: Harald Bosch trat am Samstag von seinem Amt zurück. Der 59-jährige Bissinger war seit 2014 erst im Fanrat und dann nach dessen Auflösung als Fanbeauftragter tätig. „Mir blutet nach 35 Jahren das Herz, was rund um die Steelers seit Monaten, Wochen und Tagen passiert. Der Auftritt der Mannschaft in Augsburg hat dann dazu geführt, dass ich die Entscheidung getroffen habe“, stellte „Boschi“ auf BZ-Nachfrage fest. Am Freitagabend hatte das Team aus dem Ellental im Kellerduell bei den Panthern nach einer desolaten und blutleeren Vorstellung mit 2:8 verloren. Nach dem Rücktritt von Bosch gehören dem Gremium noch vier Fanbeauftragte an.

 
 
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