Bietigheim Steelers Frühere SCB-Helden zwischen Abstiegsangst und Aufstiegsträumen

Von Andreas Eberle
Frédérik Cabana spielt mit Heilbronn um den Klassenerhalt. Sogar Steelers-Fans drücken dem Erzrivalen die Daumen – weil sie in der neuen DEL2-Saison wieder Derbys erleben wollen. Foto: /Schmerbeck

Frédérik Cabana kämpft mit den Heilbronner Falken um den DEL2-Verbleib. Andere Ex-Steeler wie Trainer Kevin Gaudet von den Hannover Scorpions und Stürmer Norman Hauner von den Starbulls Rosenheim hoffen auf eine Zweitliga-Rückkehr.

Viele Fans der Bietigheim Steelers drücken aktuell den Heilbronner Falken im Kampf um den DEL2-Verbleib die Daumen – eine paradoxe Situation. Schließlich herrscht zwischen den Klubs eine enorme Rivalität, sind sich beide Fanlager spinnefeind. Doch verzichten will auf die nach zweijähriger Pause wieder möglichen Nachbarschaftsduelle eigentlich niemand. Auch Frédérik Cabana nicht. „Heilbronn gehört in die DEL2. Für unsere ganze Region wäre es schön, wenn es in der nächsten Saison wieder Derbys geben würde“, sagt der 36-jährige Falken-Stürmer, der bis zu seinem Weggang 2020 selbst fünfeinhalb Jahre für die Steelers gespielt hat.

Zum Auftakt der Abstiegsrunde erzielte Cabana am Mittwochabend gegen die Selber Wölfe das einzige Tor für die Unterländer. Doch jenes war letztlich zu wenig: Mit 1:2 musste sich Heilbronn geschlagen geben. Die zweite Partie in der Best-of-Seven-Serie findet bereits an diesem Freitag (19.30 Uhr) in Selb statt. Sollten die Falken gegen den bisherigen Bietigheimer Kooperationspartner aus Oberfranken den Kürzeren ziehen, geht es in der zweiten Runde der Playdowns um die Wurst – gegen den Verlierer der anderen Serie, die die Eispiraten Crimmitschau und die Bayreuth Tigers derzeit austragen. Einen der vier Vereine wird es treffen.

Zusammenhalten und kämpfen

„Das Spiel vom Mittwoch müssen wir schnell vergessen und nach vorne schauen. Die zweite Runde wollen wir vermeiden. Wir haben eine sehr gute Mannschaft. Wichtig ist, dass wir alle zusammenhalten und kämpfen“, sagt Cabana. Er berichtet von einem besonderen Druck, der auf allen Beteiligten im Abstiegskampf lastet. „Playdowns zu spielen, ist nicht einfach und nicht schön. Das ist ganz anders, als in den Playoffs anzutreten“, weiß der Routinier aus eigener Erfahrung. Bereits in der Vorsaison hatte Cabana mit Bayreuth den Klassenerhalt auf den letzten Drücker noch geschafft – mit einem 4:2-Seriensieg gegen die Tölzer Löwen.

Eine Etage tiefer, in der drittklassigen Oberliga, beginnen am Freitag die Playoffs, an deren Ende ein Aufsteiger steht. Zum Favoritenkreis gehören die Hannover Scorpions, die unter dem frühere Bietigheimer Meistercoach Kevin Gaudet richtig aufgeblüht sind. Der 59-jährige Kanadier hat seinen Herzensklub erst zu dieser Saison übernommen. Eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. Denn schon von 1991 bis 2001 und von 2004 bis 2006 hatte er den Klub trainiert, der in seiner Anfangszeit noch ESC Wedemark hieß. 1996 gelang Gaudet mit den Scorpions sogar der Sprung in die DEL. „Wir wollen uns den Traum von der DEL2 erfüllen, aber ganz ehrlich: Mittelfristig will der Verein sogar in die DEL“, sagt Gaudet über die Ambitionen in Hannover.

In der Oberliga Nord haben die Niedersachsen bereits ihre Extraklasse bewiesen: Mit 52 Siegen in 56 Spielen schlossen sie die Hauptrunde als Erster ab. Einer der Erfolgsfaktoren ist ein weiterer alter Bekannter im Ellental: Robin Just. Der 35-jährige Stürmer führt den Nord-Meister mittlerweile als Kapitän an. „Ständig zu gewinnen ist zwar schön, aber auf Dauer irgendwann auch langweilig“, bekennt Gaudet, der erst vor einer Woche als Oberliga-Trainer des Jahres ausgezeichnet wurde.

Oberliga-Titel schwer zu holen

Im Achtelfinale, das wie die anderen Runden im Modus Best of Five ausgetragen wird, treffen die Hannoveraner auf den EV Füssen, den Tabellenachten der Süd-Staffel. Spätestens ab dem Halbfinale dürften auch die Scorpions richtig gefordert sein. Mit Blick auf die ähnlich stark besetzten Mitfavoriten aus Rosenheim, Weiden, Deggendorf und Halle sieht Gaudet sogar eine besonders knifflige Mission auf sich und seine Truppe zukommen. „In der Oberliga ist es schwerer, Meister zu werden als in der DEL oder der DEL2“, so seine These.

Für Hannovers Coach sind die Starbulls Rosenheim der Topfavorit auf den Titel und den Aufstieg. Die Oberbayern haben die reguläre Saison im Süden hinter den Blue Devils Weiden zwar nur auf Rang zwei beendet, doch ihr Kader strotzt nur so vor Qualität. Zu den Stars zählen mit den Stürmern Tyler McNeely, Lukas Laub und Norman Hauner gleich drei Ex-Bietigheimer. Dazu bringen Spieler wie Goalie Tomas Pöpperle, Steffen Tölzer, Marius Möchel oder Manuel Strodel viel Erst- und Zweitliga-Erfahrung mit.

Strukturen für die DEL2

„Der Verein hat sich in den vergangenen Jahren gemacht. Von den Strukturen her ist Rosenheim schon jetzt ein richtig guter DEL2-Standort“, findet Topscorer Hauner und sieht sich und seine Mitstreiter nun auf dem Eis in der Pflicht: „Wir als Mannschaft wollen den Verein unbedingt nach oben bringen. Unser Ziel ist der Aufstieg. Aber wir wissen, dass man den nicht planen kann und dass da alles passen muss.“

In der ersten Playoff-Runde bekommen es die Starbulls mit den Icefighters Leipzig zu tun – für Hauner ein unbeschriebenes Blatt. „Vom Gegner kenne ich keinen einzigen Spieler. So etwas habe ich schon lange nicht mehr gehabt“, sagt der 31-jährige Rechtsschütze, der im Oktober 2022 bei den Steelers um eine Vertragsauflösung gebeten hatte und nach Rosenheim zurückgekehrt war. Hauner: „Den Wechsel habe ich nicht bereut. Ich habe mich in der Oberliga sofort zurechtgefunden.“

 
 
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