Bietigheim Steelers Rädchen greifen langsam ineinander

Von Michael Nachreiner
Aktiv coachender Trainer: Alexander Dück (hinten) gibt während der Spiele immer wieder Anweisungen an die Spieler der Bietigheim Steelers. Foto: Eibner-Pressefoto/Florian Wiegan

Alexander Dück geht zuversichtlich mit den Bietigheim Steelers in die Playdowns der Deutschen Eishockey Liga 2 (DEL2) und beschwört die eigenen Gesetze einer solchen K.o.-Serie.

Die Bietigheim Steelers gehen als Tabellenschlusslicht der Deutschen Eishockey Liga 2 (DEL2) in die Playdowns. Was aufgrund des neuen Abstiegsmodus, bei dem das nach der Hauptrunde jeweils schlechter platzierte Team in den Playdown-Runden benachteiligt wird, indem es mehr Erfolge zum Sieg der Best-of-seven-Serie einfahren muss als der Konkurrent, als Nachteil anmutet, kann auch zum Vorteil geraten.

Denn Coach Alexander Dück, Kapitän Pascal Zerressen und Co. wissen schon seit Wochen, dass es für sie in der sogenannten fünften Jahreszeit im Eishockey nur um den Klassenerhalt geht. „Wir haben zwar, seit feststand, dass wir die rote Laterne nicht mehr abgeben werden, die Spiele in der Hauptrunde nicht hergeschenkt, uns in diesen aber schon explizit auf die Playdowns vorbereitet“, berichtet Trainer Dück. „Zudem war es im Training ein Vorteil. Wir konnten die Einheiten nutzen, um gezielt an Mängeln zu arbeiten. Einige Dinge waren einfach vernachlässigt worden – zum Beispiel die Fitness oder die Schnelligkeit. Außerdem haben wir manche Einheiten als Trainingslager genutzt wie beispielsweise in der Woche vor dem Heimspiel gegen die Kassel Huskies.“

Reihen sind auf dem Prüfstand

Geschaut hat der Coach zuerst einmal nach dem Personal. Die Frage, „wer kommt mit wem am besten zurecht?“ stand im Mittelpunkt. Kurzzeitig bestand die Hoffnung, man würde eine „außergewöhnliche Reihe finden, die immer abliefert“ (Dück). Doch letztlich musste der 43-jährige Deutsch-Kasache erkennen, „dass wir nicht so stark sind, um uns nur auf eine Reihe zu verlassen. Deshalb blieb die Aufteilung doch bei eher ausgewogenen Reihen. Denn es nutzt uns nichts, wenn sich der Gegner auf eine Reihe konzentrieren kann.“

Dazu hat Dück, seit er die Verantwortung von Daniel Naud übernommen hat, an einigen Stellschrauben gedreht. An erster Stelle stand der Spielstil. „Wir wollten unser Eishockey schneller machen. Wir haben eine gute Truppe, die es aber liebt, das Spiel langsam zu machen. Das war jedoch nur am Anfang der Saison erfolgreich, als die Gegner noch nicht sattelfest waren“, berichtet Dück. „Wir wollen aggressiver spielen und nicht abwartend, sondern schon in der Zone des Gegners stören.“

Prinzipien nicht klar definiert

Verbunden mit dem Spielstil ist die klare Definition, „wo jeder zu sein hat und welche Aufgaben er hat, damit wir bei Puckgewinn schnell umschalten können“, erklärt der Steelers-Coach. Überhaupt gab es seiner Aussage nach bisher ein Defizit bei der klaren Verteilung der Rollen. „Ein großes Manko bei uns ist immer noch die defensive Zone. Keiner hat bisher wirklich gewusst, wer welche Aufgabe hat. Es waren keine Prinzipien definiert“, erzählt der 43-Jährige.

Was eigentlich in der Saisonvorbereitung im Sommer erarbeitet wird, muss jetzt schnellstmöglich nachgeholt werden. „Das ist eine Aufgabe, mit der man im August beginnt. Und aus meiner langjährigen Tätigkeit bei Jugendteams weiß ich, dass sich das bis Dezember ziehen kann, bis jeder die Prinzipien verinnerlicht hat“, berichtet Dück. Bei den Steelers muss es nun allerdings schnell gehen, denn die Zeit drängt. Bereits am 13. März (19.30 Uhr) beginnt die erste Runde der Playdowns mit einem Auswärtsspiel bei den Starbulls Rosenheim. Zwei Tage darauf am 15. März (19.30 Uhr) steigt das erste Heimspiel. „Es gibt kein Wenn und Aber, wir müssen es hinbekommen. Es wird aber nicht alles perfekt sein“, erklärt der Steelers-Trainer.

0:2-Serien-Rückstand für Steelers

In die Playdown-Serie gegen die Starbulls geht das DEL2-Schlusslicht mit einem 0:2-Serien-Rückstand. Die Rosenheimer müssen nur noch zwei Spiele gewinnen, die Bietigheimer dagegen vier, um den Klassenerhalt schon in dieser Runde perfekt zu machen. „Ich kann nicht in den Kopf jedes einzelnen Spielers hineinschauen. Aber ein gewisser Druck ist natürlich da“, berichtet Dück, fügt aber gleich hinzu: „Der Sieg gegen Crimmitschau im letzten Hauptrunden-Heimspiel hat viel Last von unseren Schultern genommen. Die Jungs sehen, dass das, was wir machen, Früchte trägt. Und die Tore, die wir zuletzt zum Beispiel in Kaufbeuren bekommen haben, sind alle nach individuellen Fehlern gefallen und haben nichts mit der Struktur zu tun.“

Und trotz des Handicaps geht der Bietigheimer Trainer kämpferisch in die Best-of-seven-Serie mit Rosenheim. „Über die Saison gesehen, würde uns der eine oder andere Gegner besser liegen. Die Starbulls sind läuferisch ein gutes Team und sehr strukturiert“, erklärt Dück. „Aber die Playoffs und die Playdowns schreiben ihre eigenen Gesetze. Das ist eine ganz andere Situation. Selbst wenn man in der Hauptrunde gegen den Gegner viermal gewonnen hat, heißt das nicht, dass das weiter so laufen wird.“

Alle Kräfte bündeln für die Mission Klassenerhalt in der DEL2

Zwischen Team und Fans hat nach kurzzeitigem Stimmungsboykott wieder ein Schulterschluss stattgefunden. „Die Unterstützung der Fans ist fantastisch. Sie sind immer sehr präsent – selbst auswärts. Das braucht das Team“, erklärt Alexander Dück, Trainer der Bietigheim Steelers. Um alle Kräfte zu bündeln, haben die Verantwortlichen des DEL2-Schlusslichts die Aktion „Possible – alles für Grün-Weiß-Blau“ ins Leben gerufen. Der Fokus der Spieler liegt zwar voll auf der Mission Klassenerhalt. Aber es wurden unter anderem 4000 Buttons produziert, deren Motiv die Spieler auch auf ihrem Helm tragen werden. „Wir wollen das Gemeinschaftsgefühl stärken“, erklärt Geschäftsführer Gregor Rustige. Außerdem erhält jeder bis zum ersten Auswärtsspiel der ersten Playdown-Runde in Rosenheim am 13. März einen Rabatt, wenn er sich im Fanshop mit Trikots, Shirts oder Devotionalien eindeckt.

Inspiriert wurde die Aktion vom Team selbst. Obwohl schon seit Wochen feststeht, dass die Steelers die rote Laterne mit in die Playdowns nehmen werden und damit mit einem Handicap um den Klassenerhalt kämpfen müssen – sie müssen mehr Siege in einer der beiden Serien holen als der jeweilige Gegner –, tauchte vor einigen Wochen ein Schriftzug an der Steelers-Kabinentür auf, worauf groß das Wort „Impossible“ stand, wobei die ersten beiden Buchstaben, also das „IM“, durchgestrichen waren. Stehen bleibt nur noch das Wort „Possible“, was übersetzt „möglich“ bedeutet.

 
 
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