Bietigheim Steelers Rumpfteam schafft Sensation

Von Andreas Eberle
Ein Ex-Berliner im Glück: Steelers-Matchwinner Daniel Weiß (vorne) bejubelt den 2:1-Führungstreffer gegen die Eisbären. Der Stürmer erzielte später auch das 3:2 für Bietigheim. Foto: PIX-Sportfotos/Behrendt

Trotz vieler Ausfälle gewinnt der Außenseiter Bietigheim Steelers beim DEL-Meister Eisbären Berlin mit 4:2. Stürmer Daniel Weiß wird gegen seinen Ex-Klub mit zwei Toren zum Matchwinner. Rupert Meister hilft als Coach aus.

So dezimiert wie am Freitagabend mussten sich die Bietigheim Steelers in dieser Saison bisher noch nie ihrer Haut erwehren. Doch genau das buchstäblich letzte Aufgebot aus dem Ellental schaffte beim Meister Eisbären Berlin die bisher größte Sensation der DEL-Spielzeit 2022/23: Trotz vieler, vieler Ausfälle gewann der SCB in der Mercedes-Benz-Arena gegen den haushohen Favoriten mit 4:2 und kletterte mit dem zweiten Erfolg am Stück auf Rang 14.

„Wir haben uns vorgenommen, auf Sieg zu spielen und hatten hier mit unseren 14 Mann nichts zu verlieren“, sagte Kapitän Constantin Braun im Interview bei Magenta-Sport nach dem Überraschungscoup an seiner langjährigen Wirkungsstätte. Ein anderer Ex-Berliner avancierte zum Bietigheimer Matchwinner: Stürmer Daniel Weiß erzielte ausgerechnet gegen seinen Ausbildungsverein die ersten zwei Saisontreffer.

Bereits am Freitagnachmittag hatten die Steelers nach einer letzten Kader-Sondierung in ihren Vereinsmedien eine extrem lange Ausfallliste bekanntgegeben. Auch das Trainerteam war betroffen: Da Coach Daniel Naud und dessen Assistent Fabian Dahlem krank zu Hause geblieben waren, übernahm der U20-Trainer und Nachwuchskoordinator Rupert Meister das Coaching an der Bande – unterstützt vom ehemaligen deutschen Nationalspieler Helmut Steiger. Außerdem fehlten in der Hauptstadt das etatmäßige Torhütergespann Cody Brenner und Sami Aittokallio, die Verteidiger Tim Schüle, Max Prommersberger und Guillaume Naud sowie die Angreifer Alexander Preibisch, Norman Hauner, Robert Kneisler und Michael Keränen.

Youngster Doubrawa hütet Tor

Mit Müh und Not brachte der Außenseiter zweieinhalb Verteidiger-Pärchen und drei Sturmreihen zusammen. Den Platz zwischen den Pfosten übernahm Youngster Leon Doubrawa (21), der bisher nur gegen Ingolstadt 40 Minuten Eiszeit erhalten hatte.

Im ersten Drittel sah es prompt so aus, als ob die Berliner die personell gebeutelten Gäste nicht wirklich ernst nahmen, frei nach dem Motto: Gegen dieses Rumpfteam wird’s ja wohl auch mit halber Kraft gehen. Ein Abstaubertor von Giovanni Fiore bescherte dem Favoriten beim ersten Powerplay die 1:0-Führung (4.). Mit zwei Überzahltreffern innerhalb von 116 Sekunden drehte Bietigheim den Spieß um – dabei war das Powerplay bisher stets ein Schwachpunkt gewesen. Das 1:1 gelang dem in den ersten Sturm gerückten Teemu Lepaus (14.). Beim 1:2 staubte Weiß ab, nachdem Eisbären-Keeper Tobias Ancicka einen Fernschuss von Braun nur notdürftig abgewehrt hatte (16.). Fiore traf für die Hausherren zumindest noch zum 2:2 ins lange Eck (18.). Das Remis zur ersten Pause hatten sich die Schwaben mit ihrem beherzten Auftritt aber redlich verdient.

Zientek trifft kurz vor Schluss

Im zweiten Durchgang ärgerten die Meister-Schützlinge den Meister von der Spree weiter. Die Eisbären rannten vergeblich gegen die Bietigheimer Abwehrwand an. Auch Doubrawa hatte seine anfängliche Unsicherheit überwunden und war nun ein starker Rückhalt. „Wenn wir so weiterspielen, können wir hier Punkte mitnehmen. Dann beißen sich die Berliner die Zähne aus“, sagte Weiß im Pauseninterview.

Der 32-jährige Linksschütze ging im Schlussdrittel mit bestem Beispiel voran. In der 46. Minute setzte er gegen Eric Mik energisch nach, nahm dem indisponierten Verteidiger den Puck ab – und vollstreckte durch Ancickas Schoner zum 3:2. Vier Sekunden vor Spielende machte Benjamin Zientek mit einem Schuss ins leere Tor die Sensation perfekt.

 
 
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