Bietigheim Steelers Steht Volker Schoch vor der Ablösung?

Von Andreas Eberle
Fans der Bietigheim Steelers fordern am 8. Januar beim Auswärtsduell in München mit zwei Transparenten „Veränderungen sofort“. Die Rot geschriebenen Anfangsbuchstaben sind die Initialen von Geschäftsführer Volker Schoch. Foto: Eibner-Pressefoto/Heike Feiner

Beim DEL-Schlusslicht Bietigheim Steelers bahnt sich ein Wechsel in der Führungsebene an. Aufsichtsratschef Gerhard Kaufmann stellt sich hinter den Geschäftsführer. Der Verein will sich erst am Mittwoch offiziell äußern.

Veränderungen schaffen“ und „Veränderungen sofort“ – diese beiden Forderungen mit den farblich abgesetzten Anfangsbuchstaben „V“ und das „S“ waren zuletzt bei Spielen im Fanblock der Bietigheim Steelers zu sehen. Das „V“ und das „S“ auf den Bannern standen unzweifelhaft für Volker Schoch. Der 58-jährige Geschäftsführer, der seit 2014 die Geschicke des Vereins lenkt, steht bei einem Teil der Anhänger in der Kritik.

Im Ellental bahnen sich nun offenbar tatsächlich Veränderungen an. Seit dem Wochenende kursieren im Umfeld des DEL-Tabellenletzten Gerüchte, dass auf der Führungsebene ein personeller Neuanfang ansteht. So wird kolportiert, dass Gregor Rustige, Geschäftsführer des SC Bietigheim-Bissingen, zur neuen Saison den Job von Schoch übernimmt. Auch in Sachen Sportlicher Leitung soll sich etwas tun.

Nicht nur eine Veränderung

Gerhard Kaufmann ist verärgert, dass entgegen der Absprachen Interna nach außen gedrungen sind, die nun die Spekulationen anheizen – ausgerechnet vor dem Kellerduell am Freitag (19.30 Uhr) beim Vorletzten Augsburger Panther. „Es war vereinbart, dass erst nach der Saison Entscheidungen bekannt gegeben werden, denn wir wollten keine Unruhe in die Mannschaft tragen. Anscheinend gibt es aber einige Kameraden, die nicht stillhalten können“, sagte der Aufsichtsratvorsitzende der Steelers GmbH im Gespräch mit der BZ und kündigte eine Stellungnahme des Vereins für diesen Mittwoch an.

„Es wird nicht nur eine personelle Veränderung geben“, deutet Kaufmann bereits an. Gut möglich, dass sich der 72-jährige Bietigheimer da auch selbst meint. Seit 25 Jahren engagiert sich Kaufmann für die Steelers, seit 15 Jahren führt er den Aufsichtsrat an, davor war er Verwaltungsrat des Vereins.

Mit seiner Firma Alwa (früher Fontanis) unterstützt der geschäftsführende Gesellschafter der Unternehmensgruppe Winkels und Geschäftsführer der Alwa Mineralbrunnen GmbH seit jeher den Klub. Ohne ihn und sein finanzielles Engagement, sagen Insider, würde es die Steelers heute nicht mehr geben. „Ich werde bald 73, da ist es an der Zeit, dass Jüngere übernehmen“, erklärt Kaufmann. Den Geldhahn will er aber nicht zudrehen. „Ich hänge mit Herzblut an den Steelers und werde weiter als Sponsor zur Verfügung stehen – egal, welche Entscheidungen getroffen werden“, so sein Versprechen.

Kaufmann, der mit SCB-Präsident Christoph Heinzmann und Carsten Schüler, Geschäftsführer der Bietigheimer Wohnbau, den Aufsichtsrat bildet, bricht eine Lanze für Schoch – und steht nach wie vor voll hinter ihm. „Zwischen uns passt kein Stück Papier. Unter ihm hatten die Steelers ihre erfolgreichste Zeit. Er hat den Verein wirtschaftlich konsolidiert“, sagt der Aufsichtsratschef und verweist darauf, dass in den vergangenen Jahren 1,3 Millionen Euro Fehlkapital abgebaut worden sei. In Schochs Ägide fallen neben der finanziellen Gesundung die drei DEL2-Meisterschaften 2015, 2018 und 2021, der historische Aufstieg ins Oberhaus sowie der Klassenerhalt in der Bietigheimer DEL-Premierensaison. „Es gibt keinen Grund, Volker in Schutt und Asche zu legen“, stellt Kaufmann fest. „Aber wenn ein Abstieg bevorsteht, sucht man eben immer nach Schuldigen.“

Trainer für Kader verantwortlich

Dass der Geschäftsführer in den Sozialen Medien etwa für die Kaderzusammenstellung und die Neuverpflichtungen verantwortlich gemacht wird, hält Kaufmann für unfair und unangebracht: „Es gibt eine klare Trennung zwischen dem sportlichen und dem wirtschaftlichen Bereich. Das Trainerteam entscheidet, mit welchen Spielern verhandelt wird. Die aktuelle Mannschaft hat Daniel Naud so aufgestellt.“

Schwierige Sponsorensuche

Zugleich weist Kaufmann auf die finanziellen Zwänge beim schwäbischen Underdog hin, der mit knapp 4,7 Millionen Euro den mit Abstand kleinsten Etat der Liga hat. Auch hier sieht er keine Versäumnisse beim Management, das dafür gesorgt hat, dass der Klub die DEL-Lizenz zweimal ohne Auflagen bekommen hat. „Es ist verdammt schwer, größere Firmen als Sponsoren zu gewinnen. Eishockey ist in der Region nicht so verwurzelt wie Fußball. Es ist ernüchternd, dass der Großraum Stuttgart nicht mehr hergibt. Dann reicht es eben langfristig nicht für die Erste Liga, sondern nur für die Zweite. Das ist auch kein Beinbruch“, sagt Kaufmann.

Schoch selbst geht gelassen mit der Diskussion um seine Person um. „Im Moment bin ich noch in der Verantwortung. Ich konzentriere mich auf meine Arbeit“, sagt der Ochsenbacher auf BZ-Anfrage. „Wie es in Bietigheim weitergeht, entscheiden andere.“

Beteiligungsstruktur als Streitpunkt

Das Verhältnis zwischen dem Schlittschuhclub Bietigheim-Bissingen (SCB) und der Steelers GmbH gilt seit Längerem als angespannt. In der GmbH ist seit 2007/08 der Profispielbetrieb ausgegliedert, ihr Gesellschafter ist bisher zu 100 Prozent der Stammverein. Ein Knackpunkt ist die Beteiligungsstruktur. Das Management des DEL-Klubs strebt(e) dort mit Blick auf die stark gestiegenen wirtschaftlichen und organisatorischen Anforderungen und einer immer schwierigeren Finanzierung des Ligabetriebs eine Neuaufstellung an und will sich stärker für externe Partner und Investoren aus der Wirtschaft öffnen – was beim SCB kritisch gesehen wird. Bei der Mitgliederversammlung am 7. Dezember 2022 kam es zu einem Kompromiss: Knapp 80 Prozent der Mitglieder votierten dafür, dass maximal 49 Prozent der Anteile an der GmbH veräußert werden dürfen und mindestens 51 Prozent dauerhaft beim Verein zu bleiben haben.

 
 
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