Bietigheim Steelers Trainerjob in der DEL: „Silo“ Martinovic macht Karriere

Von Andreas Eberle
Das neue Trainerteam der Augsburger Panther (von links): Torwart- und Videocoach Sinisa „Silo“ Martinovic, Cheftrainer Christof Kreutzer sowie Assistenz- und Entwicklungscoach Juha Nokelainen. Foto: Augsburger Panther

Der frühere Steelers-Kultgoalie wird zur neuen Saison Torwart- und Videocoach bei den Augsburger Panthern – und kennt dort bereits viele Mitstreiter.

Das Handy von Sinisa Martinovic klingelte und vibrierte am Mittwoch gefühlt im Minutentakt. Nachdem die Augsburger Panther mittags bekannt gegeben hatten, dass der langjährige Goalie der Bietigheim Steelers beim DEL-Klub als Torwart- und Videocoach einsteigt, hagelte es Glückwünsche – sowohl aus dem Freundes- und Bekanntenkreis als auch aus allen Winkeln der deutschen Eishockey-Szene. „Das ist sonst nur so, wenn ich Geburtstag habe“, sagt Martinovic beim Gespräch mit der BZ in der Lounge des Lokals „Paul & Toni“, das er mit seiner Frau Michaela führt und das nach den zwei 13 und elf Jahre alten Söhnen benannt ist.

Espresso mit Ex-Teamkollege

Kurze Unterbrechung: Ex-Profi Matthias Forster, der in Bayerisch-Schwaben aufgewachsen ist und seit dem Karriereende 2022 wieder in seiner Heimatregion wohnt, ruft an und verabredet sich mit „Silo“ gleich auf einen Espresso in Augsburg. Beide haben von 2011 bis 2013 im Zweitliga-Aufgebot der Schwenninger Wild Wings gestanden.

Für Martinovic sind die Panther die erste Station im Trainerstab eines Profiteams. „Ich kann es immer noch nicht ganz glauben und freue mich sehr über diesen Schritt und das große Vertrauen der Verantwortlichen“, sagt der 42-jährige Deutsch-Kroate, dem nach eigenen Bekunden noch zwei weitere Offerten aus der DEL vorgelegen hatten. „Das Angebot aus Augsburg war aber das beste. Die Entscheidung fiel mir leicht“, berichtet er.

Christof Kreutzer, der neue Chefcoach des letztjährigen Fast-Absteigers, hatte sich zunächst telefonisch bei Martinovic gemeldet und ihn dann im Juni in Bietigheim-Bissingen besucht. Kreutzer hält große Stücke auf den dreimaligen Meistergoalie und früheren Publikumsliebling der Steelers: „Sinisa Martinovic ist ein noch junger, aufstrebender Trainer mit einer positiven Ausstrahlung, der menschlich sehr gut in unser Team passen wird.“ Vor einer Woche weilte Martinovic erstmals in Augsburg, besuchte die Panther-Geschäftsstelle, lernte die Mitarbeiter kennen und schaute sich seinen Arbeitsplatz sowie die künftige Wohnung an.

Nachdem er 2020 bei den Tölzer Löwen seine Laufbahn als Spieler beendet hatte, widmete sich Martinovic der Nachwuchsförderung. Beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) fungierte er als Torwart- und Videotrainer der U18- und U20-Nationalmannschaft und war in dieser Funktion bisher auch dreimal bei einer Junioren-Weltmeisterschaft im Einsatz. In der vergangenen Saison coachte er zudem die Keeper der Kölner Junghaie von der U20 bis zur U11. Und Ende April, kurz vor Beginn der Männer-WM, unterstützte er sogar das Trainerteam der DEB-Auswahl um Bundestrainer Harold Kreis beim finalen Lehrgang in der Slowakei.

Bietigheimer Note

In Augsburg trifft Martinovic auf viele alte Bekannte und Weggefährten. Auch seine beiden Schützlinge, die Schlussleute Dennis Endras und Markus Keller, kennt er bereits bestens. Ex-Nationaltorhüter Endras stammt wie der in Füssen geborene „Silo“ aus dem Allgäu, und Keller war bei zig Partien sein Pendant zwischen den Pfosten des Gegners. Mit Mirko Sacher, Jerome Flaake und Luca Tosto spielte er zu seiner aktiven Zeit noch zusammen, mit Justin Volek hatte er bei der deutschen U20 zu tun. Eine zusätzliche Bietigheimer Note bringen Max Renner und Tim Schüle in die Fuggerstadt – die beiden Verteidiger haben nach dem DEL-Abstieg der Steelers bei den Panthern angeheuert. Und die Betreuer Volker Reinhardt und Marco Nachrichter waren einst bei der Inline-Hockey-WM 2017 in Bratislava dabei, bei der „Silo“ den deutschen Kasten bewachte.

Einen Chefposten an der Bande strebt Martinovic auf absehbare Zeit allerdings nicht an. „Während meines ganzen Sportlerlebens stand ich in jedem Spiel als Torhüter im Mittelpunkt, das brauche ich nicht mehr. Ich arbeite gerne einem Trainer zu und finde den jetzigen Job toll. Als Torwart- und Videocoach arbeite ich in zwei Bereichen, in denen ich mich voll auskenne“, sagt der kroatische Ex-Nationalspieler, der über die C-Lizenz und den Torwarttrainerschein verfügt.

Onkel gegen Neffe zum Auftakt

Beim DEL-Saisonauftakt am 15. September kommt es gleich zu einem ganz besonderen Spiel. Dann geht es um die Familienehre: Sinisa Martinovic tritt mit den Panthern bei den Grizzlys Wolfsburg an, dem neuen Klub seines Neffen Jimmy. „Als Anfang der Woche der Spielplan veröffentlicht wurde, hat mich Jimmy sofort angerufen“, berichtet Onkel „Silo“ mit einem Schmunzeln.

Rekordtorhüter der Bietigheim Steelers

353 Spiele
hat Sinisa Martinovic für die Bietigheim Steelers bestritten – so viele wie kein anderer Profitorhüter des Vereins. 2009, 2015 und 2018 wurde der 42-jährige Deutsch-Kroate mit dem SCB jeweils Zweitliga-Meister. Seine weiteren Karrierestationen waren Füssen, Crimmitschau, Heilbronn, Kassel, Landshut, Straubing, Hamburg, Schwenningen und Bad Tölz. In der Summe kommt Martinovic auf 732 Einsätze in der DEL2/Zweiten Liga sowie 17 Partien in der DEL. Darüber hinaus absolvierte „Silo“ 20 Pflicht-Länderspiele für Kroatien.

 
 
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