Nur einen kleinen Bluterguss unter dem rechten Auge war bei Drilon Rama nach seinem Kampf gegen den Ukrainer Serhii Ksendzov zu sehen. Der Mittelgewichts-Boxer aus Illingen gab aber Entwarnung: „Das ist schon im Sparring passiert. Jetzt habe ich aber wieder etwas draufbekommen, wodurch es wieder aufgeplatzt ist.“ Denn Rama nutzte in seinem dritten Profikampf den Heimvorteil in der Ege-Trans-Arena nach einstimmigen Urteil zu seinem dritten Sieg. Schon beim Einmarsch wurde er von den Zuschauern gefeiert, später immer wieder von „Drilon, Drilon“-Rufen angefeuert. „Das war eine krasse Überraschung, als ich von meinem Bruder erfahren habe, wie viele Leute wegen mir hierher gekommen sind“, erklärt der Illinger, der in Kleinglattbach aufgewachsen ist, freudetrunken. Knapp 300 Fans standen in Bietigheim-Bissingen hinter ihm.
Bietigheimer Boxnacht Ksendzovs Beinahe-K.o. lässt Rama verkrampfen
Der Boxer aus Illingen schlägt den Ukrainer bei der ersten Bietigheimer Boxnacht in Runde eins zu Boden und will danach den entscheidenden Treffer landen.
Erster Kampf über sechs Runden
Zum ersten Mal war ein Kampf für Rama auf sechs Runden angesetzt. Doch schon in der ersten sah es nicht so aus, als müsste der albanisch-stämmige Boxer über die volle Distanz gehen. Kurz vor Schluss der ersten drei Minuten ging Ksendzov nach einem Treffer gegen die linke Schläfe kurz zu Boden. „Nach dem K.o. dachte ich nicht, dass er wieder aufsteht. Dass er es getan und durchgehalten hat, zeigt seine Qualität“, berichtet Rama und fügt hinzu: „Der Niederschlag hat mich stark gemacht, aber mich auch verkrampfen lassen. Ich habe immer wieder den harten Schlag gesucht, statt locker weiter zu boxen, Übersicht zu behalten und mit einer Harten wieder reinzukommen.“
Und sein Trainer Achim Böhme ergänzt: „Die Gesamtperformance war ausreichend, um den Kampf zu gewinnen. Aber er ist weit hinter dem zurückgeblieben, was er technisch und taktisch leisten kann, was er für ein Auge hat sowie was er für ein Gefühl aufbauen kann.“
„Ringfuchs“ Serhii Ksendzov
Von Anfang an ging Rama vorwärts, zwang seinen ukrainischen Gegner, der in der Zwischenzeit in Köln lebt, in die Seile. Der wusste sich aber immer wieder zu befreien. „Was für eine Pussy“, fiel das Fazit eines Zuschauers aus, als Ksendzov zum wiederholten Mal klammerte. Doch Böhme zollt dem Ukrainer Respekt: „Drilons Gegner ist auch nicht gerade auf der Brotsupp’ dahergeschwommen, wie man im Schwäbischen sagt. Er war ein Ringfuchs, er wusste, wie es geht.“
Ksendzov versuchte zwar, auch immer wieder das Kommando zu übernehmen – vor allem in der dritten und der fünften Runde. Aber außer mit der Führhand kam der Ukrainer nicht durch. Rama duckte sich immer wieder geschickt weg. Am Ende fiel das Urteil der Kampfrichter auch einstimmig aus. Alle drei sahen den Illinger vorne.
Ramas Ziel: viele Kämpfe
Noch vor den Sommerferien will Rama erneut in den Ring steigen. Wann, wo und gegen wen steht aber noch nicht fest. Rama: „Ich will viele Kämpfe bestreiten, damit sie zur Routine werden und sich irgendwann wie Training anfühlen, damit ich nicht so aufgeregt bin.“
Auch die USA sind ein Thema. „Irgendwann will ich auch mal im Ausland reinschnuppern – nicht unbedingt zum Kämpfen, sondern vor allem für Sparrings, um zu sehen, wie die Leute dort sind“, erzählt Rama. Sein Trainer traut ihm Großes zu. „Er hat viel Talent und bringt die richtigen Voraussetzungen mit“, erklärt Böhme. „Aber ihm fehlt noch Erfahrung. Man muss die Performance und den technischen sowie taktischen Plan üben. Das kann man im Training nicht simulieren. Kein Sparring ist wie ein Kampf.“
Michael Nachreiner