Bietigheimer Handballerinnen vor dem Saisonstart SG BBM ist heiß auf die Meisterschaft

Von Sebastian Klaus
Den Supercup haben Gabriela Moreschi, Trine Östergaard und Melinda Szikora (von links) bereits, am Ende der Saison soll auch die Deutsche Meisterschaft gefeiert werden. ⇥ Foto: BEAUTIFUL SPORTS/Zeising via www.imago-images.de

Die Bietigheimer Bundesliga-Handballerinnen haben für das Ziel „Deutsche Meisterschaft“ noch einmal kräftig aufgerüstet. Ganz klar: Die Gaugisch-Sieben peilt den Titel an.

Spätestens nach dem überlegenen Sieg im Supercup gegen den amtierenden Deutschen Meister aus Dortmund vor wenigen Tagen steht fest: Eigentlich kann der Deutsche Meistertitel in dieser Saison nur an die SG BBM Bietigheim gehen. So souverän präsentierte sich der Pokalsieger in der Vorbereitung, in der neben dem Supercup-Triumph auch ein Sieg gegen das internationale Topteam aus Metz stand, dass die meisten Experten sicherlich den zweifachen Deutschen Meister aus Schwaben am Saisonende wieder ganz oben sehen

Sieben auf einen Streich

Während der große Konkurrent Borussia Dortmund nach dem Durchmarsch zum Meistertitel in der letzten Spielzeit zahlreiche Stars gehen lassen musste – darunter mit Kelly Dulfer und Inger Smits seine wohl besten nach Bietigheim – hat SG BBM-Mäzen Eberhard Bezner offenbar noch einmal so richtig tief ins Portemonnaie gegriffen. Gleich sieben neue Spielerinnen verpflichtete die Spielgemeinschaft im Sommer. Darunter neben den Rückraum-Assen Dulfer und Smits gleich drei Torhüterinnen. Zudem kommt mit den beiden Nationalspielerinnen Veronika Malá und Jenny Behrend auf den Außenpositionen noch einmal eine ganze Menge Qualität hinzu.

Der große Schwachpunkt der Bietigheimerinnen in der letzten Spielzeit, die „dünne Bank“, ist damit Vergangenheit. Markus Gaugisch kann nun nicht nur aus dem Vollen schöpfen, der SG BBM-Coach hat nun vor allem endlich die Möglichkeit, taktisch zu variieren. Im Supercup setzte Gaugisch noch abwechselnd auf den niederländischen Block mit Smits, Dulfer und der neuen Kapitänin Danick Snelder, die Kim Naidzinavicius ablöst, sowie seine alteingesessenen deutschen Internationalen um Naidzinavicius, Xenia Smits, Luisa Schulze und Julia Maidhof. Doch das war eher der geringen Vorbereitungszeit mit den Olympiateilnehmerinnen geschuldet, die erst spät zum Team stießen. „Die Blöcke werden jetzt Stück für Stück durchmischt. Kim und Kelly sollen auch zusammenspielen, weil Kim dazu in der Lage ist, Kelly perfekt in Position zu bringen. Und auch auf die Kombination mit Xenia und Inger freue ich mich“, sagt Gaugisch.

Unterstützung für Gaugisch

Doch nicht nur auf dem Feld hat die SG BBB noch einmal deutlich aufgerüstet, auch das Trainerteam wurde mit erfahrenen Kräften aufgestockt. So erhält Gaugisch in dieser Saison Unterstützung von Frederick Griesbach. Der neue Co-Trainer der Bietigheimerinnen betreute bis Ende letzten Jahres als „Chef“ den Männer-Zweitligisten TV Hüttenberg. Zudem „teilt“ sich die SG BBM mit dem Bundesligisten TVB Stuttgart die Dienste von Torwarttrainer Vicente Alamo. Der ehemalige 19-fache spanische Nationalspieler coachte zuvor in gleicher Funktion die Frauen des spanischen Erstligisten BM Granollers sowie die Torhüterinnen der spanischen Frauen-Nationalmannschaft. „Die Zusammenarbeit mit Freddy ist überragend. Wir diskutieren und schreiben Nachrichten hin und her. Im Grunde sind wir 24 Stunden im Austausch“, freut sich Gaugisch über die Hilfe.

Favorit auf den Titel

Gaugisch redet auch gar nicht um den heißen Brei herum, wenn es um die Benennung des heißesten Titelanwärters geht: „Wir sind der Favorit und können auch damit umgehen“, sagt der Coach, der von einer guten Kommunikation innerhalb der Mannschaft spricht. Auch im Pokal nimmt der 47-Jährige wieder das Final Four ins Visier. „Das ist ja schließlich so etwas wie unser Heimturnier“. Und international? „Da müssen wir sehen. Ich bin jedenfalls gespannt, wie das Niveau in der European League ist.“

Emily Sando bleibt weiter im Wartestand

Gleich drei Torhüterinnen auf einen Schlag hat die SG BBM für diese Saison verpflichtet. Doch mit Emily Sando steht sogar noch eine weitere Torfrau im Kader der Bietigheimerinnen. Anfang März hatte die norwegische Nationalkeeperin zuletzt im Kasten des Pokalsiegers gestanden. Danach fehlte die 32-Jährige im Kader des Bundesligisten. Nach einigem Verwirrspiel über die Gründe für ihre lange Absenz lüftete Sando im Juni selbst auf ihrem Instagram-Kanal das Geheimnis: Der Vereinsarzt hatte eine Infektion rund ums Herz festgestellt, die einen Einsatz der eigentlichen Stammkeeperin verhinderte. Und das bis heute. Vor wenigen Tagen postete Sando jedoch erneut auf Instagram einen Beitrag in dem steht, dass sie trotz eines noch eine Saison gültigen Vertrags wohl nicht mehr für die SG BBM spielen werde. Dabei fühlt sie sich selbst fit genug für eine Rückkehr auf die Platte. Ein Urteil, dass ihr laut Sando gleich mehrere Ärzte bestätigt hätten. „Ihr Arzt sagt, es wäre ein Risiko. Ich habe aber zwei Gutachten eingeholt, die etwas anderes besagen“, erklärt die Torfrau auf BZ-Nachfrage. „Ich verstehe den Klub, denn er kümmert sich um mich. Ich verstehe aber nicht, warum sie nur ihren eigenen Arzt befragen.“ SG-Sprecher Bastian Dörr sagt dazu: „An Emilys Situation hat sich leider nichts geändert.“ Sando selbst fühlt sich im Verein und in der Stadt nach eigenen Angaben sehr wohl – und würde gerne bleiben. Doch die 32-Jährige will vor allem spielen, zur Not auch bei einem anderen Klub: „Ich fühle mich zu 100 Prozent fit.“

Der Kader der SG BBM 2021/22

Tor: Gabriela Moreschi, Melinda Szikora, Lieke van der Linden, Emily Sando.
Linksaußen: Antje Lauenroth, Veronika Malá.
Rückraum Links: Xenia Smits, Nele Reimer, Kelly Dulfer, Stine Jørgensen.
Rückraum Mitte: Inger Smits, Kim Naidzinavicius.
Kreis: Luisa Schulze, Danick Snelder.
Rückraum Rechts: Julia Maidhof, Karolina Kudlacz-Gloc.
Rechtsaußen: Trine Østergaard, Jenny Behrend.
Trainer: Markus Gaugisch (2. Saison), Frederick Griesbach (1. Saison).

Neuzugänge: Meldinda Szikora (Siofok KC (Ungarn), Kelly Dulfer, Inger Smits (beide Borussia Dortmund), Jenny Behrend (VfL Oldenburg), Veronika Malá (Paris 92/Frankreich), Lieke van der Linden (Borhave Bornse HV/Niederlande).
Abgänge: Leonie Patorra (HSG Bad Wildungen), Amelie Berger (Borussia Dortmund), Kim Braun (Thüringer HC), Anna Loerper (Karriereende), Valentyna Salamakha (Gloria Bistrita/Rumänien).

 
 
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