Bietigheimer Tennis-Talent will durchstarten „Das Größte wäre, mal nach ganz oben zu kommen“

Von Andreas Eberle
Das Bietigheimer Tennis-Talent Marleen Gläser holt mit der Rückhand zum Schlag aus. ⇥ Foto: BMG

Die elfjährige Bietigheimerin Marleen Gläser ist aktuell die drittbeste deutsche Spielerin ihres Jahrgangs und träumt von einer Profikarriere.

Für eine Elfjährige hat Marleen Gläser schon sehr konkrete Zukunftspläne. „Mein Ziel ist es, Profispielerin zu werden – und das Größte wäre, mal nach ganz oben zu kommen“, sagt das Tennis-Talent aus Bietigheim-Bissingen. Der Anfang ist bereits gemacht: Seit diesem Jahr taucht der Name Marleen Gläser erstmals in der Jugend-Rangliste des Deutschen Tennis-Bunds (DTB) auf. Bei den Juniorinnen U12 (Jahrgänge 2008 und 2009) steht sie aktuell auf Rang 54, in ihrem Jahrgang 2009 ist sie sogar die Drittbeste in Deutschland – hinter ihrer württembergischen Mitstreiterin Mariella Thamm (TC Bernhausen) und Jeanne-Ardenne Taffo Simo (TC Aschheim) aus dem Bayerischen Tennis-Verband. „Das ist ein Ansporn. Ich habe gemerkt: Wenn ich so weitermache, kann ich es weit bringen“, sagt Marleen, die im Sportzug des Ludwigsburger Otto-Hahn-Gymnasiums die fünfte Klasse besucht.

Die ersten Tennis-Jahre verbrachte die Schülerin beim TK Bietigheim, wo sie vom Trainer-Ehepaar Ajka und Andreas Franz engagiert betreut wurde. Für die erste Mädchenmannschaft des Vereins schlägt Marleen auch heute noch in der Verbandsrunde auf. Seit Mai 2018 trainiert sie allerdings ausschließlich bei der 1989 gegründeten First-Line Tennis Academy in Murr, die als Deutschlands ältestes Tennis-Internat gilt.

Früherer ATP-Profi als Trainer

Ihr Trainer dort, der ehemalige ATP-Profi Peter Mayer-Tischer, hat es in der Weltrangliste einst auf die Plätze 283 (Doppel) und 439 (Einzel) gebracht. Der 37-jährige gebürtige Stuttgarter ist angetan von seinem Schützling: „Marleen ist sehr aufgeweckt und ehrgeizig. Sie liebt den Wettkampf und spielt unglaublich gern um Punkte, was eher untypisch für Mädchen ist. So eine Motivation ist eine gute Voraussetzung für später.“ Kein Wunder also, dass ihre Vorbilder zwei Spielerinnen sind, die ein unbändiger Kampfgeist auszeichnet – die Tschechin Petra Kvitová und die Japanerin Naomi Osaka. Allerdings weiß auch Mayer-Tischer: „Marleen ist noch jung. Man weiß nie, wie sich Kinder und Jugendliche entwickeln. Entscheidend ist, was mit 18, 19 oder 20 an Leistung herauskommt.“

Dreimal pro Woche trainiert Marleen in der Akademie in Murr, hinzu kommen die Turniere am Wochenende und die Verbandsspiele für den TK Bietigheim. Da während der Corona-Krise der Spiel- und Übungsbetrieb ruht, ist im Hause Gläser Improvisation gefragt. So wird die Einfahrt mit Hilfe eines tragbaren Netzes zu einem kleinen Tennisplatz umfunktioniert, auf dem Marleen mit ihrer zwei Jahre älteren Schwester spielt. Zum täglichen Pensum zählen außerdem Übungen mit Medizin- und Tennisbällen sowie die einstündige Joggingrunde durch den Wald mit ihrer Mutter und den beiden Schwestern.

DM-Austragung noch ungewiss

Fest im Blick hat Marleen die 44. deutschen Jüngsten-Meisterschaften, die Ende Juli im Kreis Lippe anstehen. Ob diese wegen Corona stattfinden, ist aber fraglich. Bei ihrer ersten DM-Teilnahme vor einem Jahr glänzte sie als damals Ungesetzte mit zwei Siegen und dem Sprung ins Hauptfeld. Diesmal würde sie in ihrem Jahrgang zum Favoritenkreis zählen. „Das ist das größte Turnier im Kalender, auf das man sich ein Jahr lang freut“, hofft die junge Bietigheimerin auf einen Start.

Die Tennis-Leidenschaft hatte sie bereits mit sechs Jahren gepackt, als sie eine Trainingsstunde ihres Vaters beobachtete und dann ebenfalls gleich den Schläger schwingen wollte. „Mir gefällt, dass man sich als Einzelsportlerin auf sich selbst konzentrieren kann und viele Sachen gleichzeitig beherrschen muss: Geschicklichkeit, Technik, Kraft und Ausdauer“, stellt Marleen fest. Längst hat sie den Papa überflügelt, was das Können mit dem Racket angeht. „Wenn ich heute gegen ihn spielen würde, würde ich wahrscheinlich 6:2 und 6:2 gewinnen“, sagt die Elfjährige und kichert.

Ihr zweites großes Hobby ist Saxophon spielen. Auch hier sind regelmäßiges Üben, Disziplin sowie einmal in der Woche Unterricht in der Musikschule Bietigheim-Bissingen gefordert. „Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich mich aber für den Sport entscheiden“, lässt Marleen keinen Zweifel daran, wo ihre Prioritäten liegen. Schließlich hat sie ja einen großen Traum – den von einer Karriere als Tennis-Profi.

 
 
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