„Bigger Bang“ beim Kulturfenster Bönnigheim Band macht lebendig, was nie tot war

Von Susanne Yvette Walter
Die Stones-Cover-Band "Bigger Bang" im Burgplatzkeller.⇥ Foto: Werner Kuhnle

Wieder Live-Musik mit der Stones-Cover-Band im Bönnigheimer Kulturkeller.

Schön, dass es das noch oder besser gesagt wieder gibt: einen Abend voll uriger Rockmusik live im Bönnigheimer Kulturkeller, einem Ort, wo Kleinkunst und Livemusik zuhause sind.

Die neue Lichtanlage blinkt, was das Zeug hält, als der Sänger der Rolling Stones Coverband „Bigger Bang“, Uli Heinzle, zum Mikrofon greift: „Endlich mal wieder für zwei Stunden die Sau rauslassen“, schreit er und schon kommt der Song, der genau jetzt kommen muss: „Let‘s spend the night together. I need you more than ever.“ Auch die Musiker brauchen mehr denn je ihr Publikum wieder und zeigen das auch sehr herzlich. Die ganze Nacht verbrachten die Band aus dem Enzkreis beziehungsweise aus dem Stuttgarter Raum und reichlich Publikum im Kulturkeller zwar nicht miteinander, aber launige Stunden mit unsterblichen Stones-Songs, wirkungsvoll ins Szene gesetzt und ganz nah am Original.

„Bigger Bang“, die Stones-Coverband, setzt auf das, was zeitlos immer abrufbar ist: Die Kraft der Musik, und die ist bei den Stones einzigartig. Der gute alte Rock n‘ Roll kennt keinen Stress. Er gießt sich im stabilen Rhythmus über all die aus, die im Kulturkeller leider sitzen müssen wegen der Corona-Vorschriften. Immerhin dürfen die Zuhörer die Hände heben. Die Liveshow ist ebenfalls an Coronaregeln angepasst. Trotzdem legen Sänger Uli Heinzle und Gitarrist Dodi Metaxa nicht nur einen Catwalk im Mittelgang hin. Die typischen „Katzendäpperle“, die kleinen Trippelschritte, sind ohnehin die Spezialität des Sängers, der all diese Gesten Jaggers perfekt draufhat, auch die obligatorische Kusshand am Ende des Songs.

Das gab es lange nicht mehr im Kulturkeller. „Im Freien bei einem Open Air ist diese Band sicher nicht mehr zu halten“, ist Ute Pfeil sicher. Sie ist eine der Vorsitzenden im Kulturfenster Bönnigheim. Der Vorstand überlegt, die Stones-Coverband einmal zum Open Air ins Bönnigheimer Freibad einzuladen: Seit über zehn Jahren spielen die Jungs von Bigger Bang zusammen und sind perfekt aufeinander eingespielt. Da wummert der Bass im Bauch, da kreischen die Gitarrensoli. Einer der beiden Gitarristen, Tray Dolphin, kommt aus Australien. „Ich versuche den Stil von Ron Wood mit dem seiner Vorgänger zu kombinieren“, erklärt er in der Pause. Was die Bühnenshow angeht, so ist Tray Dolphin ganz Ron Wood, der seit 1975 bei den Stones mitspielt. Die Klamotten stimmen und die Gestik. Mehr noch hat das natürlich Frontmann Uli Heinzle drauf, der das Herzstück der Stones abbildet, den Gesang und das Auftreten von Mick Jagger.

Stilechtes Double

Die Band, die sich nach dem 22. Album der Stones „Bigger Bang“ nennt, glänzt in Bönnigheim neben dem stilechten Mick-Jagger-Double Uli Heinzle im gestreiften Höschen mit dem Saxofonisten Peter Zisler. Seit sechs Jahren ist Zisler dabei. Er setzt sein Talent vielfach ein, zum Beispiel bei der Pink-Floyd-Coverband „Planet Floyd“, der deutschen Pink-Floyd-Tribute-Show und bei „Waschbrett“, die modernen Schwabenrock machen.

Mitsingen geht – auch unter der Maske. Das ist für viele anstrengend, und sie heben stattdessen lieber die Hände und feuern die Band irgendwie anders an. Nach der Pause endlich kommt die große Stunde des Saxofonisten bei „Honkytonk Woman“.

Das Gesamtgefühl steigert sich bis ins Schmalzige bei „Baby, Baby your‘ re out of time“. Auch die Garderobe wechselt. Inzwischen besticht Uli Heinzle seine Fans im pinkfarbenen Glitzersatin-Jacket und weißen Hut. Er wirkt dennoch nicht halb so distanzlos wie Mick Jagger selbst in seiner Bühnenshow. Er ist längst nicht so exaltiert wie sein Vorbild, mimt aber dessen Bühnenverhalten gekonnt bis ins Detail.

Die Show steigert sich im zweiten Teil des Abends und wird immer dichter. Die Stones-Cover-Band kann aus dem Vollen schöpfen, was die Hits angeht: „Brown Sugar“, „Goodbye Ruby tuesday“ und „Satisfaction“. Der Abend macht lebendig, was nie tot war. 

 
 
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