Blickt hinter die Kulissen bei Hofmeister und Ikea Möbelhäuser im Lockdown

Von Frank Ruppert
Die Ware wartet ohne Kunden an der Kasse bei Ikeas „Click & Collect“. Foto: Martin Kalb

Wie leer sind Ikea und Hofmeister in Pandemie-Zeiten? Obwohl die Kunden gerade ausgesperrt sind, herrscht Betriebsamkeit dank Bestellungen und der Vorbereitung auf die Wiedereröffnung.

Exklusive Einblicke in den Betrieb zu Pandemie-Zeiten hat die BZ bei Hofmeister in Bietigheim-Bissingen und Ikea in Ludwigsburg erhalten.

Schon von Weitem ist klar, dass bei Ikea derzeit alles etwas anders ist, denn der einzige volle Parkplatz ist der der Mitarbeiter. Ansonsten herrscht um das schwedische Möbelhaus gähnenden Leere, einzig vor der Warenausgabe finden sich einige Kundenautos. „Unter der Woche geht es mit dem Andrang, aber am Wochenende ist dank ‚Click & Collect’ auch auf dem Parkplatz viel los“, sagt die Ludwigsburger Marktleiterin Anja Reh (kleines Foto). Rund 1000 Aufträge kommen über das Abholsystem täglich rein und dazu noch 200 Lieferaufträge. Klar, dass da keiner der 388 Mitarbeiter in Kurzarbeit muss.

Etwas anders sieht es im Bietigheim-Bissinger Unternehmen von Frank Hofmeister aus. Ein Großteil der 1000 Mitarbeiter seien in Kurzarbeit, aber auch bei Hofmeister hat das Online-Geschäft sowie „Click & Collect“ am Lagerstandort im Laiern stark angezogen. „Aber das reicht natürlich nicht, um wettzumachen, was uns durch die Schließung entgeht“, sagt Hofmeister.

Anja Reh und Frank Hofmeister haben die BZ zu einer Tour durch ihre fast leeren Häuser mitgenommen. Fast leer, weil überall Mitarbeiter herumwuseln, um die Ausstellungsfläche für die erhoffte Wiedereröffnung vorzubereiten. Ganz auf Frühling richtet sich die Deko aus. Fast leer aber auch, weil zum Beispiel bei Ikea Mitarbeiter teilweise mit Einkaufswagen durch die Markthalle und die Kinderabteilung laufen. In Letzterer türmen sich die Stofftiere. „Wir haben so viel auf Lager wie noch nie und das wollen wir den Kunden, wenn wir wieder öffnen dürfen, auch zeigen“, so Reh. Wegen des Lockdowns habe man in einem Nachbarort sogar eine weitere Lagerfläche angemietet und so die eigenen Kapazitäten um 15 Prozent aufgestockt. Etwa 60 Prozent des normalen Umsatzes laufe derzeit dank der Bestellungen. „Ganz auffangen kann es den Präsenzbetrieb natürlich nicht“, sagt auch sie.

Auch die Mitarbeiter sehnten sich wieder nach Kundenkontakt. Derzeit müssen sie bei Ikea selbst quasi Kunden spielen. Jede Bestellung über „Click & Collect“ kommt im Kassenbereich an und von dort nehmen die Mitarbeiter die Aufträge an, schnappen sich Einkaufswagen und suchen die Artikel im Haus zusammen. Die Schlangen an den Kassen sind also nicht kürzer als sonst, aber sie bestehen nur aus Einkaufswägen. Die Gänge zwischen den vollen Regalen im Bereich vor den Kassen sind, auch das ein sehr seltener Anblick, oft menschenleer. Da bei Hofmeister das „Click & Collect“-Geschäft nicht direkt in den Möbelhäusern stattfindet, sondern beim Lager im Laiern, sind in der Ausstellungsfläche tatsächlich nur Mitarbeiter zu sehen, die herrichten, aufräumen oder dekorieren.

Für Hofmeister sind die jüngst beschlossenen Lockerungen für Gartencenter unverständlich: „Wenn ohne Grundlage Unterschiede gemacht werden, fällt es schwer, das zu akzeptieren“, sagt er. Warum dürfte ein Gartencenter wieder Menschen empfangen, er in seinem Gartenmöbelcenter aber nicht, fragt er. 50 000 Quadratmeter Einrichtungshaus hat Hofmeister in Bietigheim. „Wenn wir von 50 Quadratmetern pro Kunde ausgehen, könnten ohne Gefahr 1000 Menschen gleichzeitig hier rein. So viel haben wir vielleicht mal am Wochenende“, erklärt Frank Hofmeister.

Dabei ist er weit davon entfernt, die Pandemie verharmlosen zu wollen, im Gegenteil. In der Hofmeister-Verwaltung wird penibel auf den Mindestabstand zwischen den Arbeitsplätzen geachtet und regelmäßig gelüftet. Für jedes Büro hat Hofmeister zudem große Luftfilter angeschafft und eine flexible Regelung fürs Mobiles Arbeiten eingeführt.

Reh und Hofmeister verbindet der sehnliche Wunsch, endlich wieder Kunden empfangen zu dürfen. „Wir können sehr schnell wieder hochfahren“, versichert der Bietigheimer Möbelhaus-Chef und schiebt nach „Die Mitarbeiter wollen endlich wieder Kundenkontakt.“

 
 
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