BMU will keine vierte Brücke im Besigheimer Enzpark „Ziel ist ein richtiges Bürgerbegehren“

Von Uwe Deecke
Auf Höhe der Stadthalle Alte Kelter (Bildmitte) in Besigheim könnte eine zweite Fußgängerbrücke gebaut werden. ⇥ Foto: Martin Kalb

Gegen eine mögliche Nordbrücke am Enzpark wendet sich nun eine Online-Petition des Bündnis Mensch und Umwelt.

Eine politische Entscheidung im Besigheimer Gemeinderat gab es noch nicht, aber schon früh warnten Gemeinderäte des BMU angesichts der hohen Verschuldung vor dem Bau einer weiteren Brücke. Sie könnte, wenn sie denn gebaut wird, etwa auf der Höhe der Kelter zur anderen Seite der Enz führen. Es wäre die vierte Brücke auf kurzer Distanz.

Rund 14 Millionen Euro haben die bisherigen Maßnahmen im Enzpark gekostet, für die es zwar  Fördermittel gab, doch der größte Anteil bleibt bei der Stadt, deren Finanzen sich im letzten Jahr wie überall deutlich verschlechtert haben. Der Schuldenstand liegt  bei rund 20 Millionen Euro. Eine Machbarkeitsstudie für die umstrittene Brücke wurde beauftragt, die als Planungsgrundlage  dienen soll und rund 30 000 Euro kostet.

Dies alles will der Arbeitskreis „Stadtentwicklung“ beim Bündnis Mensch und Umwelt, die stärkste Fraktion im Gemeinderat, verhindern. Ihre Online-Petition wirbt seit Ende März für Unterschriften gegen das aus ihrer Sicht sinnlose und für seltene Tierarten bedrohliche Bauwerk am Enzufer nahe der BASF.

Das Argument, dass Touristen  die Verbindung von Fachwerk, Wasser und Wein erleben könnten, ist für sie nicht nachvollziehbar, viel mehr werde dadurch die Sicht auf die Innenstadt und eines der schönsten Motive Besigheims behindert. Auch dass die Strecke den Weg zum Bahnhof verkürze und den ÖPNV attraktiver mache, will man seitens des BMU nicht gelten lassen. Nur wenige Meter ließen sich einsparen und die Brücke sei auch für Radfahrer vom Kelterplatz aus wenig attraktiv.

Hohe Kosten erwartet

„Für die vierte Brücke sind Kosten zu erwarten, die die Baukosten für den aktuell noch nicht fertig gestellten Mühlensteg sogar noch übertreffen könnten, da die Enz an dieser Stelle breiter ist“, heißt es in der Online-Petition. Gerade in Zeiten, in denen die Stadtkasse bereits im Zuge der Corona-Pandemie außergewöhnliche Verluste hinnehmen müsste, sollte der städtische Haushalt keinesfalls durch weitere Prestigeprojekte in Millionenhöhe belastet werden. „Außerdem nisten unweit des geplanten Brückenschlages Eisvögel und weitere geschützte Arten“, lehnt die Arbeitsgruppe des BMU das Projekt ab, das wie der Mühlensteg über drei Millionen Euro kosten könnte.

Auch angesichts der anstehenden Schulbauten und -sanierungen, die mittlerweile auf rund 40 Millionen Euro veranschlagt sind, habe man sich schon früh gegen die Planungen ausgesprochen, erklärt BMU-Vorsitzender Helmut Fischer auf Anfrage der BZ. Vier Brückenbauwerke auf einer Strecke von 500 Metern seien schlichtweg zu viel. „Das Projekt ist überdimensioniert bei vier Brücken“, so Fischer, eine verkehrstechnische Erschließung der Weststadt sei an den Haaren herbeigezogen. Wasseramseln, Eisvögel und Biber gebe es an der Enz, so dass das Projekt aus ökologischen Gründen einen „erheblichen Eingriff“ bedeute.

Bühler befürwortet Brücke

Ist die Brücke für die Stadtverwaltung sinnvoll? „Aus unserer Sicht ja, damit man aus dem Burgacker schnell an den Bahnhof kommt“, erklärt Besigheims Bürgermeister Steffen Bühler auf Anfrage. Man habe Planungsansätze bereits im Wettbewerb zum Enzpark gesehen und rechne auch hier mit Mitteln aus der Stadtkernsanierung, in deren Gebiet die Brücke liege. Die Kosten könnten nicht abgeschätzt werden, da nicht klar sei, wie breit und lang die Brücke letztlich werde, so Bühler. Noch stehe man am Anfang. Erst wenn die Machbarkeitsstudie vorliege, werde diese im Gemeinderat diskutiert.

Das BMU sammelt seit dem 29. März bereits Unterschriften. „Unser Ziel ist ein richtiges Bürgerbegehren“, erklärt Daniel Christen vom Arbeitskreis zur Petition. Man habe lange alle Vor- und Nachteile abgewogen und wolle zeigen, dass auch außerhalb des Gemeinderats Politik ernst genommen werde. „Man hat den Eindruck, dass es hier auch um Prestigedinge geht“, so Christen, und dürfe sich dann nicht wundern, dass manche das Vertrauen in die Demokratie verlieren, wie es gerade oft zu beobachten sei.

Auf ein Jahr habe sich der Arbeitskreis eingestellt, in dem man Plakat- und Unterschriftenaktionen machen wolle, so der 22-jährige Besigheimer. Dann hofft man, die nötigen sieben Prozent für ein echtes Bürgerbegehren zusammen zu haben.

Info Die Online-Petition ist abrufbar unter https://www.openpetition.de/petition/online/keine-weitere-bruecke-fuer-besigheim

 
 
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