„Herzlich willkommen“, begrüßte Bürgermeister Albrecht Dautel am vergangenen Samstag – sowohl im Rathaus als auch in Bönnigheim: Denn die knapp 20 Besucher sind neu Zugezogene, die mit dem jährlichen Neubürgerempfang einen ersten Überblick über die Stadt bekommen wollten.
Bönnigheim Was man über Bönnigheim wissen muss
Beim Neubürgerempfang stellte Bürgermeister Dautel mit Stadthistoriker Sartorius den Ort vor.
Und dieser Überblick sollte sowohl politisch, kulturell als auch kulinarisch werden: Das Blasorchester der Musikschule spielte einen Auftakt, bevor Weinerlebnisführerin Tanja Müller-Heinrich mit der Verkostung einiger Weine einen Einblick in die lokalen Produkte gab.
Regenbogen statt Wolken
„In unserer Stadt gibt es viele Baustellen“, begann dann der Bürgermeister seinen kurzen Überblick über das Gemeindeleben: die aufwendige Erweiterung des Schulzentrums, in dem 1600 Schüler unterrichtet werden, und der Abriss des Altbaus. Ebenso der Anbau am Kindergarten am Schlossfeld ein kostspieliges Projekt.
Dautel schilderte auch den Bau der neuen Gasleitung. Ebenso wie das Stadtsanierungsprogramm, bei dem bis 2030 die historische Bausubstanz der Innenstadt hergerichtet wird.
Von „Herausforderungen“ spricht Dautel lächelnd, vor denen die Stadt mit den vielen Projekten stehe – ebenso wie die internationalen Krisen auch durchaus in Bönnigheim ankommen. „Wir sehen nicht die Wolken, wir sehen den Regenbogen“, beschreibt der Bürgermeister die Herangehensweise seiner Verwaltung an die lokale und internationale Großwetterlage.
Reges Vereinsleben
Viele Vereine hat Bönnigheim auch: zur Information über ihre Aktivitäten wies der Bürgermeister auf das Nachrichtenblatt der Stadt hin. In der Musikschule, werden 700 Kinder unterrichtet. Stadtbücherei, Mineralfreibad, ebenso wie das Stadt-, das Apotheken- und das Schwäbische Schnapsmuseum bieten Freizeitaktivitäten. Und die Freiwillige Feuerwehr mit ihren 70 Aktiven Möglichkeit zum Engagement. Drei Städtepartnerschaften verbinden Bönnigheim mit Sachsen, Elsass und Ungarn.
Doch, einiges Neue habe sie schon mitgenommen, meinte eine der Neubürgerinnen, auch wenn sie schon eine Weile hier wohne. Ein Missverständnis konnte der Bürgermeister hier gleich ausräumen: Das Kulturfenster sei mitnichten pleite. Ein anderer Teilnehmer erkundigte sich direkt beim Bürgermeister, wie man das Mineralfreibad in der Personalknappheit unterstützen könne.
Feuerwehr in Aktion
Beim anschließenden Stadtrundgang konnten sich die Neubürger auch direkt vom reibungslosen Funktionieren der Bönnigheimer Feuerwehr überzeugen: An der ersten Station, dem Schulgelände, schossen plötzlich die Einsatzfahrzeuge der Jugendfeuerwehr auf den Hof: Bei der 24-Stunden-Übung der Nachwuchsfeuerwehrleute stand ein simulierter Brand in der Schule an. Ein zeitlicher Zufall, keine Planung, gestand der Bürgermeister lachend.
Reiche Stadtgeschichte
Bei der weiteren Führung teilte Stadthistoriker Kurt Sartorius sein Wissen der Geschichte Bönnigheims und erzählte Details, die die Neubürger wahrscheinlich noch nicht kannten: Ihre neue Heimatstadt hat mit ihren drei Museen eine höhere Museumsdichte als Berlin. In ihr wohnte 1503 die kinderreichste Frau Deutschlands, mit sage und schreibe 53 Kindern. Bönnigheim war die erste Viersektorenstadt Deutschlands. Und schließlich schrieb Sophie von La Roche hier den ersten von einer Frau geschriebenen Roman, umriss Sartorius die vier Dinge, „die man über Bönnigheim wissen muss.“
Und auch die erste kriminalballistische Untersuchung weltweit fand hier statt: als nämlich 1835 der Bürgermeister vor dem Schloss, der nächsten Station der Tour, erschossen wurde, ordnete der Richter ein Probeschießen an, um die Tatwaffe ausfindig zu machen.