Bönnigheimer Gemeinderat zieht Notbremse Stopp für den Anbau des Feuerwehrhauses

Von Birgit Riecker
Das Feuerwehrhaus in Bönnigheim. Ob und wann der Anbau kommt, ist ungewiss.⇥ Foto: Martin Kalb

Der Gemeinderat zieht wegen der Kosten die Notbremse, der Beschluss fällt mit großer Mehrheit. Bürgermeister Albrecht Dautel: „Sie sehen mich ratlos.“

Das neue Feuerwehrfahrzeug der Bönnigheimer Wehr braucht ein Dach über den Kopf. Zusammen mit dem Feuerwehrausschuss und dem Büro KTH, das auch das Feuerwehrhaus im Jahr 2010 geplant hatte, berieten darüber Verwaltung, Technischer Ausschuss und Gemeinderat in mehreren Sitzungen. Ein beheizbarer Anbau am nordöstlichen Ende des bestehenden Gebäudes sollte die Lösung bringen. Doch jetzt kam es zum Eklat: Der Gemeinderat lehnte mit großer Mehrheit ab, die Planung mit Gesamtkosten von gut 441 000 Euro weiterzuverfolgen. Und nun? „Sie sehen mich ratlos“, sagte Bürgermeister Albrecht Dautel.

Kritik hält an

Die Kosten waren vom Gemeinderat schon in vergangenen Sitzungen kritisiert worden. Mit seinen geringen Einsparvorschlägen erzürnte Architekt Markus Happold den Gemeinderat in der Sitzung am Freitag. Er schlug vor, lediglich auf die Alutüre in der Außenwand zu verzichten sowie den Rüttelklinker im Außenbereich durch eine Betonplatte zu ersetzen. Die Baukosten sinken dadurch von 449 500 Euro um 8200 Euro auf 441 300 Euro. Alle übrigen Einsparideen seien nicht ratsam oder zielführend, machte Happold deutlich.

Carstens rechnet nach

Stadtrat und Architekt Jürgen Carstens (Grüne) zeigte sich davon „sehr enttäuscht“. Außerdem kritisierte er die Verwaltung, sie habe sich zu wenig Gedanken gemacht. Daher habe er selbst gearbeitet. Beim Bau der Außensportanlage habe man mit 16 Prozent Baunebenkosten gerechnet. Hier seien es 30 Prozent. „Eine Verringerung auf 16 Prozent macht allein schon eine Einsparmöglichkeit von rund 26 000 Euro aus“, betonte er.

Weiter kritisierte er das Honorar für die Architektenleistung. Es liege in Zone III mit einem dreiviertel Satz. „Beim Mittelsatz lägen wir bei rund 42 300 Euro statt 64 900 Euro, also eine Ersparnis von gut 22 500 Euro.“ Schließlich erinnerte er an den „sehr vernünftigen Vorschlag“ aus den Reihen des Gemeinderats, das städtische Bauamt mit der Bauleitung zu beauftragen. Das spare noch einmal 16 600 Euro. Zusammen mit der von Happold vorgeschlagenen Einsparung von 8 200 Euro mache das insgesamt 73 300 Euro aus. Wenn das Bauamt die Bauleitung derzeit nicht leisten könne, könne die Stadt mit dem Bauvorhaben ja noch warten.

Fragezeichen hinter Zuschuss

Bauamtsleiter Peter Knoll erläuterte die Honorareinstufung, die angemessen sei. Außerdem könne das Vorhaben nicht geschoben werden, da der Zuschussantrag bis zum 15. Februar 2022 gestellt werden müsse. Bürgermeister Albrecht Dautel betonte, man baue keine Garage, sondern erweitere das Gebäude. Dabei seien viele Dinge zu berücksichtigen, denn es handle sich auch nicht um einen Privatbau ohne Ausschreibung der Gewerke. „Wir wissen nicht, wie wir das derzeit rocken sollen“, sagte er. Außerdem könne nicht garantiert werden, ob die Stadt den bereits zugesagten Zuschuss zu einem späteren Zeitpunkt erneut erhalten werde.

Vertreter aller Fraktionen kritisierten die hohen Kosten. Dittmar Zäh (UWG) erinnerte daran, dass die Planerin des Familienzentrums im Schlossfeld einen Honorarsatz „III unten“ bekomme. Da sei doch die Forderung von KTH „unverhältnismäßig“.

Obwohl Bürgermeister Albrecht Dautel betonte, dass die Planung gemeinsam erarbeitet, die Beauftragung des Architekturbüros einhellig erfolgt sei und Einsparungen ohne Verlust der Funktionalität kaum denkbar seien, war der Frust im Rat so groß, dass lediglich die Gemeinderäte Frank Müller und Tilo Rommler zusammen mit Bürgermeister Albrecht Dautel für eine Fortsetzung der Planung stimmten. Marcus Bachmann (SPD) und Karin Schwittay (FWV/CDU) enthielten sich der Stimme, alle übrigen Ratsmitglieder forderten weitere Gespräche mit dem Büro KTH über das Honorar und mehr Einsparungen beim Projekt.

 
 
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