Bogenviertel in Bietigheim-Bissingen Warten auf den Planentwurf

Von Uwe Mollenkopf
Die Vorstellung der Pläne für das Bogenviertel im April 2019 in der Aurainhalle. ⇥ Foto: MARTIN KALB

Über die Entwicklung des Bogenviertels wird derzeit immer noch hinter verschlossenen Türen beraten. Die CDU kritisiert das Konzept zur Verkehrserschließung.

Während im gegenüberliegenden Elbe-Areal die Abbrucharbeiten bereits beendet sind, hat sich im Bogenviertel, wo das größte Bauvorhaben in Bietigheim-Bissingen realisiert werden soll, diesbezüglich noch nichts getan. Im Jahresgespräch mit der BZ hatte Oberbürgermeister Jürgen Kessing das erste Quartal 2022 als Zeitraum anvisiert, in dem die Stadt mit den überarbeiteten Plänen für das neue Stadtquartier in die weitere Bürgerinformation gehen könne – nun dauert es doch länger. Bei der größten Fraktion im Gemeinderat ist man darüber ungeduldig geworden: Das Bogenviertel komme nicht voran, die Zeitplanung sei längst überholt, beklagte CDU-Stadtrat Marcus List jüngst auf der Internetseite seines Stadtverbands.

Startsignal 2018

In der Tat liegt der Beschluss des Gemeinderats über das Ergebnis eines städtebaulichen Wettbewerbs und zur Aufstellung eines Bebauungsplans schon mehr als drei Jahre zurück. Im vierten Quartal 2018 fiel dieses Startsignal für das Bebauungsplanverfahren, im Frühjahr 2019 folgte dann die frühzeitige Bürgerbeteiligung. Seitdem wird am Bebauungsplanentwurf gearbeitet. List weist darauf hin, dass laut dem ursprünglichen Zeitplan die Eigentümerin der 8,5 Hektar großen ehemaligen DLW-Fläche, die von der Stadt Bietigheim-Bissingen und der Ingersheimer Unternehmensgruppe OSWA getragene Westside City Immobilien GbR, bereits 2020 mit den Abbrucharbeiten beginnen wollte.

Anette Hochmuth, die Sprecherin der Stadt, widerspricht jedoch dem Eindruck, es gehe nicht voran. „Die Planungen stocken nicht, sondern laufen“, hält sie der Kritik entgegen. Die Details einer möglichen künftigen Bebauung würden derzeit ausgearbeitet, so Hochmuth, ohne sich auf einen Termin festzulegen.

Aus Sicht von Marcus List ist vor allem das „größte Fragezeichen für das neue Stadtquartier“ immer noch ungelöst: die Verkehrsanbindung. „Der Verkehr aus dem Bogenviertel mit seinen 150 000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche (BGF) soll nach jetziger Auffassung der Stadtplaner nur über eine einzige Ausfahrt auf die B27 erfolgen“, bemängelt der Stadtrat.

Kritik: Nur Rechtsabbiegen

Damit nicht genug, sei diese eine Ausfahrt vis-à-vis vom Bahnhof als ausschließliche Rechtsabbiegespur gedacht. Wer nach Süden, Richtung Ludwigsburg, fahren wolle, müsse auf der vielbefahrenen B27 erst rechts fahren und dann an einer der folgenden Ampeln links umdrehen. „Die CDU-Fraktion warnt vor dieser Fehlplanung“, so der Stadtrat. Das Bogenviertel brauche eine Anbindung an beide Richtungen der B27.

Anette Hochmuth bestätigt, dass die Verkehrsanbindung über eine Rechtsabbiegespur derzeit Stand der Planung sei. Bereits in der Vergangenheit hatten die Christdemokraten in diesem Zusammenhang auch eine zusätzliche Nutzung des Bahndurchlasses an der Geisinger Straße ins Spiel gebracht (die BZ berichtete). Dieser ist jedoch nur nur in Notfällen, als „Überlaufventil“, für den Individualverkehr vorgesehen. Damit soll Durchgangsverkehr verhindert werden.

Unbefriedigend ist aus CDU-Sicht auch die Anbindung für Fußgänger und Radfahrer. Brücken seien im aktuellen Entwurf nicht vorgesehen, sämtliche Radler und Fußgänger sollten nun an einer Ampel an der B27 angehalten und ebenerdig über die Straße geführt werden, bemängelt List. Dies betreffe zum Beispiel Pendler, die zum Bahnhof wollten, aber auch Schüler.

Laut Anette Hochmuth ist derzeit noch offen, ob und wo der Bau einer Radwegbrücke erfolge. Fußgängerbrücken seien derzeit nicht geplant, es werde auf ebenerdige Überwege gesetzt. „Ob dies in der weiteren Planung noch ergänzt wird, bleibt offen“, so die Sprecherin zum aktuellen Stand.

Sinnvoll ist aus CDU-Sicht der Vorschlag, das Nutzungsverhältnis Wohnen zu Gewerbe von 50:50 auf 60:40 zugunsten der Wohnnutzung zu verändern. Allerdings halte man eine Erweiterung um zusätzliche 6500 Quadratmeter Bruttogeschossfläche nicht für notwendig. „Wir befürchten, dass das ohnehin eng bebaute Areal Stück für Stück zu sehr verdichtet wird“, meint List.

Frage der Wohnnutzung

Laut Stadt ist das Verhältnis Wohnnutzung zu Gewerbe indes ebenfalls noch nicht endgültig festgesetzt. „Es gilt nach wie vor die Faustformel 50:50 mit einem Spielraum von zehn Prozent in beide Richtungen“, teilt Anette Hochmuth  mit.

Immerhin: Ein Lob gibt es auch von der CDU. Die richtige Richtung habe man inzwischen bei der Stellplatzplanung gefunden, findet List. Nach aktuellem Stand würden 1300 Parkplätze für das gesamte Bogenviertel gebaut, was einem Stellplatzschlüssel von 1,0 entspreche.

 
 
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