Bundestagswahl: Kandidaten-Porträt Fabian Gramling (CDU) Ohne Absicherung nach Berlin

Von Jürgen Kunz
Als Direktkandidat, ohne Absicherung auf der Landesliste, will der 34-jährige Fabian Gramling (CDU) nach fünf Jahren im Landtag den Sprung in den Bundestag schaffen.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Nach fünf Jahren hat Fabian Gramling (CDU) den Landtag verlassen und bewirbt sich nun um das Direktmandat für den Bundestag – ohne einen Platz auf der Landesliste.

Ohne Netz und doppelten Boden ist Fabian Gramling als Kandidat der CDU im Wahlkreis Neckar-Zaber unterwegs, um ein Mandat in Berlin zu erringen. „Mit dem Wahlkampf bin ich bisher zufrieden, ich bin viel unterwegs. Ich bin vom Landtag abgesprungen und hoffe, dass ich auf dem Sprung in den Bundestag bin“, sagt der 34-Jährige, der im Juni seine langjährige Verlobte Leona geheiratet hat. Natürlich drängt sich im BZ-Gespräch die Frage auf, warum er ein „sicheres“ Mandat als Landtagsabgeordneter aufgibt, mit dem Ziel in den Bundestag einzuziehen.

Ist es die Beschaulichkeit, die ein Landesparlament wohl prägt, sind es die parteipolitischen Animositäten einer Regierungskoalition im Ländle? Gramling will nicht in der Rückschau darauf antworten, schaut lieber nach vorne. Mit dem Rückzug von Eberhard Gienger als Bundestagsabgeordneter habe sich eine Chance ergeben und „ich kann meine politischen Schwerpunkte in Berlin besser bearbeiten“, sagt er. Gramling ist sich dem Risiko durchaus bewusst, dass er nicht auf der Landesliste abgesichert ist. „Deshalb bin ich fleißig unterwegs und kämpfe um jede Stimme“, so der CDU-Kandidat.

20 bis 25 Termine stehen pro Woche im Kalender von Gramling. „Bewusst setze ich auf meinen ,Dialog-Pavillon’“, betont er. Also nicht die großen Bühnen, eher die kleinen Wahlkampfformate, um mit den Bürgern, den Wählern zu reden und die „Alltagssorgen der Menschen mitzunehmen“. Auch seine Telefonsprechstunden würden sehr gut angenommen. Dies sei natürlich auch zeitlich und organisatorisch sehr intensiv – zumal er nun kein Abgeordnetenbüro im Hintergrund mehr habe. Doch seine Ehefrau organisiere dies perfekt, und er bekomme viel Unterstützung durch sein Kampagneteam, in dem alle ehrenamtlich arbeiten. Es sei zurzeit sehr intensiv.

„Es ist momentan auch eine Phase, die sehr emotional ist“, so schätzt Gramling die politische Großwetterlage in der Bevölkerung ein. Die viel beschworene Toleranz sei nur einseitig vorhanden, aber „in einer komplexen Welt sind keine einfachen Lösungen möglich“. Sichere Arbeitsplätze, Mobilität, Nachhaltigkeit, Rente und Pflege – unter dem Gesichtspunkt der Generationengerechtigkeit – aber auch Europa sind für ihn die großen Themen der Politik, und dabei „darf die Politik nicht von den Randthemen her bearbeitet werden“.

Großer Wahlkreis

„Die Distanz im Wahlkreis ist sehr groß, die darf man nicht unterschätzen“, sagt Gramling mit Blick auf seine Vor-Ort-Termine. Ein Vorteil sei, dass er im Ludwigsburger Teil des Wahlkreises als Landtagsabgeordneter viel unterwegs gewesen sei. „Durch die Erfahrungen im Landtag habe ich sicherlich einen großen Benefit für ein Bundestagsmandat“, glaubt der christdemokratische Politiker, allerdings frage er sich schon, ob dieser Einsatz gesehen werde.

Wenn er als Bundestagsabgeordneter gewählt werde, gebe es natürlich die Herausforderung, wie man logistisch das Familienleben in der Distanz Berlin – Bietigheim-Bissingen organisieren kann. Seine Ehefrau stehe uneingeschränkt hinter seinem politischen Engagement, und eines ist für ihn sicher: „Der Lebensmittelpunkt bleibt natürlich hier.“

Die nächsten Wochen sind fokussiert auf den 26. September, sagt Gramling: „Am Ende muss man die Wähler dazu bringen, dass sie zur Wahl gehen.“ Im Übrigen gehe er „mit Demut an die Herausforderung“, aber er ist davon überzeugt, dass das Gesamtpaket „Gramling“ – Persönlichkeit, beruflicher Werdegang und politische Erfahrung im Landtag – angenommen werde.

Eines steht für den Bundestagskandidat nach dem Wahlsonntag bereits fest: Im Oktober wird er sich zwei Tage frei nehmen, um auf dem Bodensee zu segeln.

 



 

In loser Reihefolge stellt die BZ-Redaktion die Kandidatin und die Kandidaten vor, die sich bei der Bundestagswahl am Sonntag, 26. September, im Wahlkreis Neckar-Zaber um ein Mandat für den Deutschen Bundestag bewerben. In dieser Artikelreihe geht es der Redaktion nicht um politische Aussagen der Kandidaten, viel mehr will die Redaktion die Person mit ihren Leidenschaften und Interessen sowie ihrem persönlichen und beruflichen Werdegang vorstellen.
 
 
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