Corona-Entwicklung im Landkreis Ludwigsburg Höhere Dunkelziffer bei Infizierten

Von Frank Ruppert
Masken im Unterricht kann sich Karlin Stark wieder vorstellen. ⇥⇥ Foto: Matthias Balk

Dr. Karlin Stark, die Leiterin des Kreisgesundheitsamts, hat nicht mit dem erneut starken Anstieg der Fallzahlen gerechnet. Die aktuellen Zahlen sind aber wohl noch zu niedrig.

Corona und kein Ende. Die Fallzahlen werden wieder mehr, auch im Kreis. „Wir sind noch nicht durch“, sagt Dr. Karlin Stark, die Leiterin des Kreisgesundheitsamts Ludwigsburg. Vor allem bei den Sechs- bis 19-Jährigen würden die Fallzahlen gerade überproportional steigen. Die Inzidenz bei Ungeimpften steigt besonders stark und liegt landesweit fast acht Mal so hoch wie die der vollständig Immunisierten.

„Ich hatte gedacht, dass wir uns auf einem hohen Niveau einpendeln, was die Corona-Fallzahlen angeht, da habe ich mich aber leider getäuscht. Die letzten Tage haben gezeigt, dass es wieder einen starken Anstieg der Fallzahlen gibt“, erklärt Stark. Aus den Zahlen lese sie heraus, dass eben Ungeimpfte die Infektionstreiber seien. Stark teilt die Prognose des Landesgesundheitsamts, wonach schon in zwei Wochen die Alarmstufe greifen könnte, weil die Krankenhauseinlieferungen wieder zunehmen.

Grundsätzlich gebe es derzeit deutlich weniger Tote und anteilig auch weniger schwere Verläufe als etwa im Frühjahr, dennoch sieht Stark die Gefahr, dass das System überlastet werden könne. Die Sieben-Tagesinzidenz sei aktuell noch niedriger als zu Zeiten des Höchststandes vor einem halben Jahr. Allerdings gebe es auch eine größere Dunkelziffer, erläutert Stark. Geimpfte werden weniger getestet und gehen in der Regel nicht in Quarantäne, können aber natürlich trotzdem das Virus in sich tragen und auch übertragen. „Wer heute zu einer großen Veranstaltung geht, muss davon ausgehen, dass das Virus auch dort ist“, so Stark.

Was kann also getan werden?

Das Gesundheitsamt verfolgt nicht mehr alle Kontaktpersonen, wie noch im Frühjahr. Es gehe vermehrt um den Schutz vulnerabler Kontakte. Stark wirbt für die weitere Einhaltung der AHA-Regeln und ist auch gegenüber einer Maskenpflicht an Schulen aufgeschlossen: „Früher war ich eher dagegen“, sagt sie. Sie habe aber festgestellt, dass Kinder und Jugendliche in der Regel gut mit der Maske umgehen könnten und es sie weniger beeinträchtige als gedacht. Es sei daher ein einfacher Weg dort den Schutz zu verbessern, wo viele Ungeimpfte zusammenkommen, nämlich in der Schule.

An Ältere richtet sie den eindringlichen Appell, das Impfangebot wahrzunehmen. Mittlerweile gebe es immer mehr Studien, die zeigten, dass die Nachteile einer Infektion bei Weitem die einer Impfung überwiegen. Dass dennoch die meisten Ungeimpften nicht vor hätten, sich impfen zu lassen, betrübt Stark. Man habe die Chance im Sommer verpasst, 90 bis 95 Prozent der Erwachsenen zu impfen. Bei der Frage, wie man Impfunwillige vielleicht doch noch erreichen kann, grübelt auch Stark: „Vielleicht müsste man die Menschen persönlich anschreiben“, sagt sie. Wer sich nicht impfen lasse, werde auf jeden Fall infiziert werden. Es gehe nicht mehr darum ob, sondern nur noch um die Frage wann sich Ungeschützte infizieren. 

Langzeitfolgen von Impfungen seien selten, allerdings stehe jetzt schon fest, dass es teilweise gravierende Langzeitschäden in erheblichem Ausmaß nach einer Corona-Infektion gebe. Das alles würde sie gerne auch dem impfunwilligen Fußballprofi Joshua Kimmich nahebringen: „Ich glaube ihm fehlt da ein guter Ansprechpartner zu dem Thema“, so Stark. 

 
 
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