Corona im Kreis Ludwigsburg Experten im Kreis sehen sich gewappnet

Von Frank Ruppert
Spritzen mit dem neuen Spikevax Impfstoff von Moderna werden in einem Impfzentrum vorbereitet. In Bremen werden erstmals die überarbeiteten Corona-Impfstoffe verimpft, die speziell gegen die Omikron-Variante BA.1 entwickelt wurden Foto: dpa/Sina Schuldt

Steigen die Fallzahlen wieder? Kommt eine neue, schwere Variante des Virus? All das können auch die Experten im Kreis Ludwigsburg nicht vorhersehen. Klar ist aber für Gesundheitsamt, Kliniken, Ärzte und Bevölkerungsschützer, dass man gut vorbereitet ist.

Während dieser Tage die ersten auf die Omikron-Variante des Coronaviruses abgestimmten Impfstoffe an den Mann und die Frau gebraucht werden, stellt sich die Frage, wie der Landkreis Ludwigsburg in den Corona-Herbst hineingeht. Klar ist, dass keiner vorhersagen kann, wie sich die Infektionszahlen entwickeln. Die BZ hat bei Ärzten, Kliniken und dem Gesundheitsamt nachgefragt, wie sie in die nächsten Wochen gehen.

Wie läuft das Impfen ohne Impfzentren?

Anders als im vergangenen Jahr sieht die Strategie des Landes keine zentralen Impfzentren vor. Alles soll über niedergelassene Ärzte abgedeckt werden. „Aufgrund der hohen Kosten ist die Entscheidung, keine neuen Impfzentren zu installieren, nachvollziehbar. Wir gehen bei einem mäßigen Verlauf der Pandemie ohne das Auftreten relevanter Virusvariationen und bei ausreichenden Impfstoffmengen davon aus, dass die Impfungen aus der Regelversorgung heraus durch die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen bewältigt werden können“, sagt Dr. Carola Maitra, Vorsitzende der Kreisärzteschaft. Die Praxen seien dadurch aber ganz erheblich belastet. Insbesondere bei einem stärkeren pandemischen Verlauf sollten zusätzliche Strukturen wie Impfzentren oder Mobile Impfteams aktiviert werden können, fordert sie.

Können die Hausärzte alle Menschen, die gegen Corona geimpft werden wollen, auch impfen?

Eigentlich sollte laut Maitra genug Impfstoff für die Auffrischungen vorhanden sein. „Die letzten Meldungen lassen allerdings befürchten, dass trotz Impfterminmanagement und vollmundigen Ankündigungen zumindest vorübergehend Engpässe in der Impfstoffversorgung nicht auszuschließen sind.“

Wo gibt es noch Probleme?

„Wichtig wäre vor allem, dass endlich eine einheitliche Linie gefahren wird: die Impfempfehlungen der STIKO und des Bundesgesundheitsministeriums sollten nicht unterschiedlich sein“, sagt Maitra. Klare Vorgaben und eine finanzielle Unterstützung der Corona-Schwerpunktpraxen fordert die Kreisärztechefin. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kliniken und Praxen, die eine großartige Arbeit leisten, sollten zum Beispiel durch finanzielle Zuwendungen unterstützt werden. Das einmalige Applaudieren und danach ein verschämtes Abwenden reicht nicht aus“, so Maitra weiter.

Wie sieht es bei den Kliniken im Landkreis aus?

„Die Kliniken der RKH Gesundheit haben seit Ausbruch der weltweiten Corona-Pandemie zum Jahresbeginn 2020 nun mittlerweile zweieinhalb Jahre Erfahrungen mit mehreren Pandemie-Wellen sammeln können. Insofern sind die Kliniken auf weitere Pandemie-Wellen vorbereitet“, sagt Sprecher Alexander Tsongas.

Seit Frühjahr gibt es eine Impfpflicht unter anderem für Bedienstete in Krankenhäusern. Beeinträchtigt das den Betrieb dort?

Bislang gab es bei den RKH Kliniken noch keinen Fall, bei dem für einen Beschäftigten von einem Gesundheitsamt ein Betretungsverbot ausgesprochen wurde, wie Tsongas erklärt. Aber nach einer Gesetzesänderung gelte der Beschäftigte neuerdings nur als „vollständig geimpft“, wenn er drei Impfungen oder alternativ zwei Impfungen und eine Genesung nachweisen könne. „Wir müssen deshalb nun die Daten bei unseren Beschäftigten erheben und dann – wie schon im März – diejenigen an die Gesundheitsämter melden, die diesen Nachweis nicht erbringen konnten“, sagt der RKH-Vertreter.

Wie bewertet das Gesundheitsamt des Kreises die Situation und was sind die Einschätzungen zum Herbst?

„Wir rechnen mit einer Herbstwelle“, sagt Dr. Karlin Stark, Dezernentin des Landratsamts für Gesundheit und Verbraucherschutz. Wie ausgeprägt diese Welle sein werde und ob man mit einer neuen Variante mit problematischen Eigenschaften umgehen werden müsse, könne noch niemand sicher sagen.

Wie bereitet sich das Gesundheitsamt auf den Herbst vor?

Anhand der Erfahrungen und der vorhandenen Kapazitäten hat man laut Stark bereits Planungen und Handlungsoptionen für den Herbst erarbeitet. „Vieles wird sich jedoch erst anhand der tatsächlichen Entwicklungen entscheiden“, sagt sie.

Das Impfkonzept des Landes für Herbst und Winter sieht vor, dass jeder Landkreis einen Impfkoordinator hat. Er oder sie soll dafür sorgen, dass bei Bedarf die Impfinfrastruktur schnell hochgefahren werden kann. Wer ist das beim Landkreis Ludwigsburg?

Auch hier setzt man im Kreis auf Erfahrung: Andy Dorroch, Kreisbrandmeister und Leiter des Fachbereichs Bevölkerungsschutz hat die Verantwortung. Laut Dorroch finde aber ein umfangreicher Austausch innerhalb des Kreishauses statt, „im Besonderen mit dem Gesundheitsamt.“

Was macht der Impfkoordinator?

Derzeit sichte Dorroch noch die Landesvorgaben und bereite Maßnahmen vor. Eine solche könnte der Einsatz Mobiler Impfteams in Pflegeheimen sein, wie dies bereits in vorherigen Kampagnen geschehen ist. Laut Land ist pro Land- oder Stadtkreis ein Mobiles Impfteam vorgesehen. „Das Team kann in kurzer Zeit aktiviert werden“, sagt Dorroch. Derzeit gebe es aber noch keine Termine dafür.

 
 
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