Corona-Impfungen in den Pflegeheimen Pflegeheime stehen in der Warteschleife

Von Gabriele Szczegulski
Im Kreis Ludwigsburg gibt es vier mobile Impfteams, die vom Deutschen Roten Kreuz und dem Malteser Hilfsdienst gestellt werden. Seit Dienstag sind sie in den Heimen unterwegs, um Aufklärungsgespräche zu führen. Ab 15. Januar wird geimpft, weil das Land dann erst den Impfstoff ausliefert. Foto: dpa

Der Beginn war vielversprechend, als am 27. Dezember die mobilen Impfteams des Robert-Bosch-Krankenhauses, des Zentralen Impfzentrums in Stuttgart, begonnen hatten, in den Pflegeheimen der Region zu impfen. Das Kleeblatt-Heim in Pattonville war die erste Station eines Impfteams (die BZ berichtete). Am 31. Dezember, so berichtet die Regionaldirektorin der Evangelischen Heimstiftung, Michaela Sowoidnich, kam das Impfteam in das Pflegeheim Wittumhof in Ludwigsburg-Neckarweihingen. Nahezu alle Bewohner und ein Drittel der Pflegekräfte, so Sowoidnich, wurden geimpft. „Dann war Stillstand, wir bekamen keine weiteren Impftermine für eines unserer insgesamt elf Einrichtungen im Kreis Ludwigsburg.“

Der nächste Termin, der der Evangelischen Heimstiftung vom Robert-Bosch-Krankenhaus für eines ihrer Heime mitgeteilt wurde, ist am 14. Januar das Poppenweiler Pflegeheim. „Wir sind startklar, haben alle Zahlen, Einwilligungen und andere Dokumente an das Robert-Bosch-Krankenhaus weitergeleitet, wie angewiesen, bekamen diese beiden Termine und am Montag bekamen wir alle Dokumente zurück, mit der Information, dass ab 15. Januar die mobilen Impfteams des Kreisimpfzentrums Ludwigsburg die Impfungen in den Heimen übernehmen. Wir wurden in die Warteschleife geschoben“, sagt Sowoidnich. Fast zwei Wochen lang wird im Kreis Ludwigsburg in einem Heim der Evangelischen Heimstiftung kein Bewohner mehr geimpft.

Die meisten Bewohner der Heime der Evangelischen Heimstiftung lassen sich impfen, fast überall ist es wie im Karl-Ehmer-Stift in Ingersheim, in dem sich 95 Prozent aller Bewohner impfen lassen wollen. „Wir warten sehnlichst auf den Impftermin“, sagt Hausdirektorin Kerstin Wulle.

Bei den Pflegekräften, so Sowoidnich sei die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, von Heim zu Heim verschieden. „In Heimen, in denen Corona geradezu grassierte, wie im Sersheimer Heim, lassen sich fast alle Mitarbeiter impfen, in anderen Heimen ist die Skepsis gegenüber dem Impfstoff noch hoch“, so Sowoidnich, obwohl die Heimstiftung eine Impfkamapgne gestartet habe, mit vielen Informationen rund um Impfung und Impfstoff.

Da die Kleeblatt-Pflegeheime gGmbH schnell alle Einwilligungen der Impfwilligen in ihren 26 Heimen schon am 27. Dezember beim Robert-Bosch-Krankenhaus eingereicht hatte, bekamen sie auch schnell Termine, so Geschäftsführer Stefan Ebert: „Wer schnell war, bekam auch schnell einen Impftermin“. 9 von 26 Kleeblattheimen sind durchgeimpft. Zuletzt waren es am Dienstag die Heime in Remseck und Oberstenfeld, „und jetzt haben wir eine Lücke“, so Ebert. Er habe vom Robert-Bosch-Krankenhaus keine weiteren Termine erhalten.

Auch ihm wurde am vergangenen Montag mitgeteilt, dass die mobilen Impfteams des Robert-Bosch-Krankenhauses im Kreis Ludwigsburg nicht mehr impfen werden, sondern die mobilen Impfteams des Kreisimpfzentrums übernehmen, aber halt erst ab 15. Januar. „Das verstehe ich überhaupt nicht. Das Robert-Bosch-Krankenhaus hat den Impfstoff schon jetzt, das Kreisimpfzentrum erst am 15. Januar und nun lassen sie uns fast zwei Wochen einfach hängen“, so Ebert. Er bekam alle Unterlagen für die Bewohner, die noch nicht geimpft wurden, zurück, muss diese nun bei der Heimaufsicht des Landratsamtes, das die Termine für die mobilen Impfteams vergibt, abgeben. „Wir müssen es jetzt den Angehörigen vermitteln, dass Bewohner mancher Heime schon geimpft wurden, andere nicht“, sagt er.

Mitarbeiter sind zurückhaltend

Auch in den Kleeblatt-Heimen wie in Möglingen, Erligheim oder Großbottwar, in denen schon geimpft wurde, waren fast alle Bewohner impfwillig. „Aber leider nur unter die Hälfte der Mitarbeiter“, so Ebert. „Das ist sehr schade, aber die Mitarbeiter sind einfach noch zurückhaltend“, sagt er.

Andy Dorroch, Leiter des Katastrophenschutzes des Landkreises Ludwigsburg und für die Organisation des Kreisimpfzentrums Ludwigsburg zuständig, bringt etwas Licht ins Dunkel, spricht von einem „Missverständnis“. Zusammen mit dem Robert-Bosch-Krankenhaus und dem zuständigen Arzt, Prof. Dr. Kilian Rapp, habe er vereinbart, dass die mobilen Impfteams des Robert-Bosch-Krankenhauses von 74 Heimen im Landkreis 24 impfe.

Dass es keine weiteren Termine für die Heime im Kreis gibt, ist für ihn unverständlich, so Dorroch. „Die Stuttgarter Impfteams impfen dort, wo sie auch schon die Aufklärungsgespräche geführt haben“, sagt er. Das teilt auch Caren Sprinkart, Sprecherin des Landrats auf BZ-Anfrage mit. „Laut unserem Kenntnisstand sind die mobilen Teams aus Stuttgart nach Plan auch im Landkreis Ludwigsburg unterwegs. Aber natürlich werden auch andere umliegende Landkreise durch das Robert-Bosch-Krankenhaus bedient, weshalb nicht alle Termine nur für uns reserviert werden“, sagt sie. Derzeit, so Andy Dorroch, seien die Teams wohl im Rems-Murr-Kreis unterwegs.

Die Bewohner und Mitarbeiter der restlichen Heime werden, so Dorroch, von den mobilen Impfteams, die den Impfstoff vom Kreisimpfzentrum bekommen, ab 15. Januar geimpft.

„Knackpunkt ist die Menge des Impfstoffes, momentan ist da noch zu wenig, aber jeder heimbewohner, der möchte, wird auch geimpft“, sagt Dorroch. So habe er sich für die kommende Zeit mit Prof. Rapp darauf verständigt, dass künftig die Stuttgart-nahen Heime im Landkreis vom Zentralen Impfzentrum Stuttgart aus versorgt würden, die anderen Heime im Kreis vom Impfzentrum Ludwigsburg ab 15. Januar.

Die Organisation der Termine in den Heimen übernimmt die Heimaufsicht im Landratsamt. Die mobilen Teams im Kreis sind vom Deutschen Roten Kreuz und dem Malteser Hilfsdienst zusammengestellt worden, inklusive Arzt, Pflegepersonal und Fahrzeug.

Andy Dorroch hat diese vier Teams am Dienstag auf den Weg geschickt. Sie besuchen alle Heime, um die Aufklärungsgespräche mit Bewohnern, Angehörigen und Personal zu führen. „So haben wir diese Aufklärungsgespräche schon geführt, bis wir dann am 15. Januar mit den Impfungen beginnen können“, so Dorroch.

Wie lange es dauert, bis alle Heime des Landkreises durchgeimpft sind, kann er nicht sagen: „Das Problem ist, dass die Menge des vorhandenen Impfstoffs nicht ausreichend ist.“ Bei der Verteilung der Termine für die Heime versuche das Landratsamt, so Dorroch, „so gerecht wie möglich alle Betreiber und Heime zu berücksichtigen, aber einer ist nun mal immer der erste und einer der letzte“.

 
 
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