Coronakrise Beim Pflegedienst ist trotz Corona alles im grünen Bereich

Von Gabriele Szczegulski
Die Pflegerinnen der Bönnigheimer Sozialstation müssen auch ihr Auto immer hygienisch rein übergeben.⇥ Foto: Werner Kuhnle

Die Pflegedienste der Region, die ihre Patienten zu Hause pflegen, müssen derzeit vor allem auf äußerste Hygiene Weert legen.

Nach jedem Einsatz, nach jedem Hausbesuch, so sagt Monika Weber, geschäftsführende Pflegedienstleiterin der Sozialstation Bönnigheim, müssten ihre 90 Mitarbeiter nun das Auto innen grundlegend putzen. „Vor allem das Lenkrad und die Schaltung müssen grundsätzlich nach jedem Aus- oder Einstieg desinfiziert werden“, so Weber. Schon in normalen Zeiten sei die Hygiene oberste Pflicht. Die Pflegerinnen nehmen die Desinfektionsmittel aus dem Auto mit, nichts bleibt im Auto oder in der Dienststelle. „Es gibt Berichte, dass Desinfektionsmittel und Schutzmasken anderer Anbieter aus den Autos gestohlen wurden“, sagt Weber. Und der Nachschub sei nicht so schnell zu erwarten, das mache ihr Sorgen.

Sehr wichtig sei es, den 330 Patienten in Bönnigheim, Erligheim und Kirchheim Sicherheit zu vermitteln, „dass wir alles tun, um eine Infizierung der Patienten und der Mitarbeiter vermeiden“. Zwar hätten ein paar Patienten den Pflegedienst gekündigt, weil aus Sicherheitsgründen die Familie die Pflege übernehmen, aber es seien Kunden hinzugekommen, die verfrüht aus den Krankenhäusern oder Reha-Einrichtungen entlassen wurden.

"Wir haben genügend Mitarbeiter"

„Noch läuft aber bei uns alles normal“, sagt Monika Weber. Sie arbeiteten im Schichtbetrieb, einige Mitarbeiter seien zu Hause, um im Notfall zu übernehmen. „Wir haben genügend Mitarbeiter, da mache ich mir gar keine Sorgen, ich kann sagen, auch wenn Mitarbeiter sich infizieren würden, wir können unsere Betreuung gewährleisten.“ Es gebe einen Notfallplan, der vorsehe, dass unter Umständen Haushaltsdienste wie das Putzen verringert werden, um Personal anderweitig einzusetzen.

Die Evangelische Heimstiftung mit Sitz in Stuttgart, zu der die Mobilen Dienste in Besigheim und Seniorenheime in Ingersheim gehören, hat schon Anfang März eine AG Corona gegründet, die alle „notwendigen Maßnahmen steuert und koordiniert und Informationsstelle für Mitarbeiter ist“, so sagt Pressesprecherin Dr. Alexandra Heizereder. Geschäftsführer Bernd Schneider räumt ein: „Es gibt einen absoluten Engpass bei der Schutzkleidung“, sagt er und appelliert an die Politik, hier „sofort“ Abhilfe zu schaffen. „Wir mit unseren 145 Einrichtungen in der Region Stuttgart werden nicht mehr beliefert“, so Schneider. Es gelänge nicht, die notwendige Ausrüstung zu beschaffen.

In Kurzzeitpflege aufnehmen

Eigentlich, so Schneider, ist die personelle Versorgung der Kunden durch die Mobilen Dienste, auch in Besigheim und durch die Unternehmensstruktur sowie die Möglichkeit des Personalaustauschs, auch wenn Mitarbeiter krank werden, gegeben. „Aber wenn wir Corona-Infizierte betreuen müssten, was wir durchaus sowohl im Pflegedienst als auch in den Heimen könnten, geht das nur mit der richtigen Schutzkleidung für die Mitarbeiter“. Die Heimstiftung könne sogar infizierte Patienten aus Krankenhäusern, die nicht oder nicht mehr intensiv versorgt werden müssen, in der Kurzzeitpflege aufnehmen und betreuen, und somit die Krankenhäuser entlasten, „müssten sie aber wegen fehlender Schutzkleidung ablehnen“, sagt der Geschäftsführer.

In der evangelischen Diakoniestation Bietigheim-Bissingen, so sagt Leiterin Ute Epple, stelle man derzeit Dienstpläne um, damit „die Patientenversorgung auf längere Zeit gewährleistet“ sei. Die Diakoniestation versorgt derzeit in Bietigheim und Bissingen 450 Menschen. Man frage bei den Patienten auch nach, welche Dienstleistungen im Krisenfall wegfallen könnten. „Bei den Neuaufnahmen sind wir sehr ökonomisch“, so Epple.

Zwar würde die Diakoniestation natürlich weiter Patienten aufnehmen, die der Pflege bedürfen, vor allem der medizinischen, aber: „Wir fragen genauer nach, ob nicht kleinere Dinge von der Familie übernommen werden können“, so Epple, „aber jeder, der unsere Hilfe braucht, bekommt sie“. Was Schutzmittel wie Desinfektionsreiniger oder Kleidung anbetrifft, „sind wir gut versorgt“ und sie rechne auch in wenigen Tagen mit Nachschub.

 
 
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