Darum steigt Alfonso Garcia beim VfB Tamm ein „Nur ein kleinerer Verein kam in Frage“

Von Andreas Eberle
Alfonso Garcia trainierte viele Jahre die Oberliga-Mannschaft des FSV 08 Bissingen. In der Spielzeit 2022/23 coacht er vier Spielklassen tiefer: Der 52-jährige Ex-Profi und A-Lizenz-Inhaber steigt im Sommer beim A-Ligisten VfB Tamm ein. ⇥ Foto: Julia Rahn

Trainer Alfonso Garcia spricht im BZ-Interview über seinen überraschenden Einstieg beim A-Ligisten VfB Tamm und die Lage bei seinem Herzensklub FSV 08 Bietigheim-Bissingen. Von Andreas Eberle

Mit der Verpflichtung von Alfonso Garcia (52) als Trainer für die neue Saison hat der VfB Tamm in der hiesigen Fußball-Szene am Wochenende für Aufsehen gesorgt. Im Interview verrät der frühere Bundesliga- Stürmer und langjährige Oberliga-Coach des FSV 08 Bissingen, warum er kein höherklassiges Team mehr trainieren will – und was er mit dem VfB nach seinem Einstieg im Sommer vorhat.

Alfonso Garcia und der A-Ligist VfB Tamm – wie passt das zusammen? 

Alfonso Garcia: Ich hatte Lust, im regionalen Fußball wieder etwas zu machen – und der VfB Tamm ist mit einem guten Konzept auf mich zugekommen. Ich bin davon überzeugt, dass wir sehr gut zusammenpassen.

Was hat Sie dazu bewogen, nach Ihrer Auszeit zur neuen Saison einen Kreisliga-Verein zu übernehmen – und nicht wieder eine höherklassige Mannschaft?

Ich habe im November 2020 in Bissingen aufgehört, weil es mir dort einfach zu viel war. Der Aufwand, einen Oberligisten zu trainieren, ist enorm, und ich bin beruflich stark eingespannt. Beim VfB Tamm trainiert man während der Runde dagegen nur zweimal und spielt dann am Sonntag. Das ist schon ein großer Unterschied im Vergleich zu Oberliga-Verhältnissen.

Gab es in den vergangenen Wochen und Monaten Anfragen oder Angebote anderer Klubs?

Es haben sich schon immer mal wieder Vereine bei mir gemeldet, aber es gab da nichts Konkretes. Es war ja auch allgemein bekannt, dass ich im höherklassigen Bereich nichts mehr machen will. Für mich kam nur ein kleinerer Verein in Frage. 

Wie haben Sie während Ihrer Trainer- Abstinenz den Bezug zum Fußball in der Region behalten?

Am Wochenende war ich immer mindestens einmal auf einem Sportplatz. Ich habe regelmäßig Spiele von meinem Herzensverein 08 Bissingen besucht. Meine beiden Schwiegersöhne in spe, Kevin Carter und Julian Harnoß, sind ebenfalls Fußballer. Darum habe ich öfters auch bei der Spvgg Besigheim in der Kreisliga A3 und bei der zweiten Bissinger Mannschaft in der Bezirksliga zugeschaut. Ich habe es genossen, ein Spiel einfach mal nur anzuschauen und dabei eine rote Wurst zu essen. Das war auch mal schön. 

Sie werden die Tammer Mannschaft gemeinsam mit dem aktuellen VfB-Übungsleiter Franco Buono trainieren. Wie gut kennen Sie sich?

Als ich in Bissingen das Oberliga-Team trainiert habe, war Franco Trainer der U19. Aus dieser Zeit kennen wir uns schon ganz gut. Mittlerweile haben wir uns auch schon drei-, viermal unterhalten. Er hat in dieser Saison beim VfB bisher sehr gute Arbeit geleistet, die wir dann ab der neuen Runde gemeinsam fortsetzen wollen. 

Wie wird die Aufgabenverteilung zwischen Ihnen beiden aussehen?

Wir sind gleichberechtigte Trainer und werden alles gemeinsam machen. Ein Vorteil dieser Konstellation ist, dass wir zu zweit auch mehr und besser in kleineren Gruppen arbeiten können.

Es gibt also keinen Chefcoach?

Nein.

Der VfB strebt in die Bezirksliga. Ist der Aufstieg ein realistisches Ziel?

Ich sehe da in Tamm sehr gute Voraussetzungen. Die Infrastruktur mit den beiden Sportplätzen passt. Der VfB hat viele Jugendmannschaften, und das Umfeld ist harmonisch, wie ich in den Gesprächen mit dem Verein herausgehört habe. Bei der Mannschaft müssen wir noch an ein paar Stellschrauben drehen. Wir brauchen auf gewissen Schlüsselpositionen noch Spieler. Dann bekommen wir eine ganz gute Truppe zusammen. Und keine Frage: Der Aufstieg in die Bezirksliga wird unser Ziel sein. 

Haben Sie Ihre künftige Mannschaft schon mal in Aktion erlebt?

Ja, am vorletzten Wochenende habe ich den Tammer 2:1-Derbysieg gegen Asperg gesehen. Und in der Rückrunde werde ich mir sicher noch viele weitere Spiele anschauen, um mir ein Bild von der Mannschaft zu machen.

Sie haben als Trainer immer großen Wert auf eine gute Atmosphäre im Team gelegt – und wollten nicht nur eine reine Zweckgemeinschaft um sich haben. Soll das auch in Tamm ein Erfolgsrezept sein?

Sie kennen mich ja schon lange und wissen, dass ich auf Dinge wie Zusammenhalt und Kameradschaft stehe. Franco hat mir erzählt, dass die Truppe sehr geschlossen ist und die Teamchemie stimmt. Die Spieler machen viel gemeinsam und sitzen nach dem Training oder einem Spiel auch mal länger im Vereinsheim zusammen – und so muss es auch sein, gerade in der Kreisliga. Ich bin mir sicher, dass wir in der nächsten Saison miteinander viel Spaß haben werden.

Sie waren fast 13 Jahre beim FSV 08 Bissingen tätig. Derzeit steckt der Klub im Oberliga-Abstiegskampf. Wie beurteilen Sie die Situation am Bruchwald?

Als Außenstehender ist es schwer, etwas dazu zu sagen. Die Nullachter machen momentan eine Durststrecke durch und haben seit Wochen viel Pech mit Verletzten und Kranken. In meinen Augen ist das Spiel am Mittwoch gegen Linx sehr wichtig, auch wenn es noch kein entscheidendes ist. Wichtig ist, dass die Mannschaft und der Verein in dieser schwierigen Phase zusammenstehen – und das werden sie auch tun. Mit Markus Lang hat Bissingen einen mega Trainer. Ich bin mir sicher, dass das Team die Kurve bekommt. Ich freue mich jedes Mal, wenn Bissingen gewinnt und drücke die Daumen.

Zur Person: Alfonso Garcia

Fast 13 Jahre war Alfonso „Alfo“ Garcia als Spielertrainer, Trainer und Co-Trainer beim FSV 08 Bissingen tätig. Mit dem Oberligisten vom Bruchwald erreichte der heute 52-Jährige das WFV-Pokal-Finale 2015/16 gegen den FV Ravensburg (2:5) und nahm an der Aufstiegsrelegation zur Regionalliga 2017 teil. Im November 2020 beendete er sein Engagement bei den Nullachtern aus persönlichen Gründen. Weitere Trainerstationen waren die TSG Backnang und der SV Hellas Bietigheim. 22 Erstliga-Partien (ein Treffer), 188 Zweitliga-Einsätze (33 Tore) und 16 DFB-Pokal-Duelle (5) stehen in seiner Vita. Von 1989 bis 1991 stürmte er außerdem für den SGV Freiberg. Garcia lebt in Löchgau, ist verheiratet und hat zwei Töchter.

 
 
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