DEL2-Talent- und Standortentwickler Für immer mehr Professionalität

Von Michael Nachreiner
Markus Gleich (von rechts) lässt sich von Rudy Tomas, einem der Jugendtrainer des SC Bietigheim-Bissingen, die Inhalte des Sommertrainings der Nachwuchsmannschaften erklären. Foto: /Oliver Bürkle

Markus Gleich ist seit 1. Mai Talent- und Standortentwickler der DEL2. Den Bietigheim Steelers bescheinigt der 36-jährige Ex-Profi beim zweiten Besuch ein gutes Zeugnis.

Beim EC Peiting hat Markus Gleich in den vergangenen sechs, fast sieben Jahren „den kompletten Nachwuchsbereich umstrukturiert sowie die neue Ausbildungsstrategie implementiert und weiterentwickelt“, berichtet der 36-jährige ehemalige Verteidiger, der in der Saison 2015/16 seine Karriere aufgrund einer Gehirnerschütterung bei den Bietigheim Steelers beenden musste. Sein Vermächtnis füllt 60 Seiten. Darin steht kleinteilig und detailliert ausformuliert, wie der Nachwuchs beim ECP ausgebildet wird – von den Kleinsten bis zu den Größten.

Vielseitigkeit reizt Markus Gleich

Diese Kombination aus Jugendtrainer und Jugendkoordinator wird nun bundesweit seine Aufgabe. Seit dem 1. Mai ist Gleich der Talent- und Standortentwickler der Deutschen Eishockey Liga 2 (DEL2). Was hat ihn besonders an dem Job reizt? „Die Vielseitigkeit. Man muss ein guter Eishockeytrainer sein und neben der fachlichen Kompetenz auch motivieren können, und es bedarf Führungsqualitäten. Man darf auch keine Scheu haben, Vorträge vor über 80 bis 100 Leuten zu halten.Dabei kann das Publikum unterschiedlich sein - von jungen Spielern bis hin zu Personen aus dem Städte- oder Gemeindebereich“, berichtet der Peitinger.

In seiner neuen Aufgabe besucht er regelmäßig alle DEL2-Vereine – zwei- bis dreimal im Sommer, vier- bis fünfmal im Winter. Bei den Bietigheim Steelers war er jetzt bereits zum zweiten Mal. „Es geht darum, die Inhalte des Sterne-Programms an die Klubs aktiv zu übermitteln und deren Umsetzung zu schulen“, erzählt Gleich bei seinem Besuch im Ellental. „Meine Aufgabe ist es, den Vereinen zu helfen, Strukturen in der Organisation zu bilden, sich weiterzuentwickeln, aber auch Trainer zu schulen und Talente zu sichten. Deshalb bin ich aktiv bei Trainingseinheiten dabei und leite diese auch.“

Dabei ist das Anforderungsprofil des Talent- und Standortentwicklers genauso weitgefächert wie die Probleme, mit denen sich die Klubs herumschlagen müssen. „Jeder Verein hat woanders Probleme – der eine hat zu wenige Kinder, der andere zu wenig Eiszeiten, um all seine Nachwuchsspieler aufs Eis zu bekommen, wieder der andere darf sein Stadion im Sommer nicht benutzen, weil es anderweitig vergeben ist“, zählt Gleich auf.

Die Steelers sieht der 36-Jährige aber gut aufgestellt. „Komplett kann man es erst nach einem Jahr analysieren, wenn man nicht nur das Sommertraining gesehen hat“, berichtet Gleich. „Bietigheim ist aber von den Strukturen, die die Verantwortlichen geschaffen haben, ein super Standort. Die Jungs haben hier alles, was sie brauchen – ein super Stadion, gute Kabinen, einen Kraftraum, gutes Personal und in unmittelbarer Umgebung viele weitere Sportanlagen.“

Es hat sich schon viel getan

Aber auch alle anderen Standorte in Deutschlands Zweiter Liga sind auf dem richtigen Weg. „Seit das Sterne-Programm herauskam, hat sich enorm viel getan in Deutschland. Nicht nur die Strukturen haben sich weiterentwickelt, sondern das ganze Trainingssystem wurde angepasst“, erzählt Gleich.

Das Sterne-Programm bewertet dabei aber nicht nur das Training auf dem Eis. Gleich: „Es geht darum, wie viele Trainer, wie viele Eiszeiten, wie viele Kinder habe ich. Es ist wie eine Iso-Zertifizierung in der Industrie.“ Die ersten drei Sterne umfassen die Rekrutierung bis U13/U15 mit hauptamtlichen Trainern und Grundstrukturen im Umfeld, wobei der erste und der zweite Stern aufeinander aufbauen. Der vierte und fünfte Stern geht in Richtung Leistungssport bei der U17/U20.

Vier Sterne werden gefordert

„In der DEL ist die Topbewertung von fünf Sternen Vorschrift. In der DEL2 fordern wir seit der vergangenen Saison vier Sterne“, sagt der Talent- und Standortentwickler, wobei noch nicht alle Klubs diesen Standard erreicht haben. „Wir haben aber keinen Standort, der beispielsweise weniger als zwei hauptamtliche Trainer hat, viele haben sogar vier. Das gab es vor zehn Jahren nicht. Da waren es lauter Ehrenamtliche, die die Kinder trainiert haben“, berichtet Gleich.

Bei der Umsetzung von Verbesserungen ist die Liga aber nicht der Oberlehrer, der den Vereinen vorgibt, was sie zu tun haben. „Gespräche laufen immer auf Augenhöhe. Wir versuchen, Sachen gemeinsam in einem Kontext zu entwickeln und den Trainern Tipps zu geben, auch indem wir Sachen selber vormachen. Dann liegt es am Standort, wie er Tipps annimmt“, berichtet Gleich, der eine hohe Meinung von den Steelers hat. „Bietigheim – so habe ich den Klub kennengelernt – ist ein Verein, der sich gerne innovativ weiterentwickelt.“

Eine Idealvorstellung hat der Talent- und Standortentwickler allerdings. Gleich: „Wenn ich mir was wünschen dürfte, wäre es an jedem DEL2-Standort neben dem Eishockeystadion mit zwei Eisflächen ein Sportinternat – am besten staatlich finanziert.“

 
 
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