Demo vor dem GKN „Das Ding muss weg“

Von Dietmar Bastian
Hunderte Atomkraftgegner nahmen am Sonntag an der Kundgebung in Neckarwestheim teil.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Das Bündnis Fukushima-Neckarwestheim hatte gerufen und Hunderte folgten. Zum neunten Jahrestag des GAUs in Japan zog eine Demo von Kirchheim bis zum GKN. Die Forderung der Teilnehmer: Ein schnelles Ende der Atomkraft.

Nein, sie ist noch lange nicht tot, die Anti-Atomkraft-Bewegung in Deutschland, auch wenn aktuell das Coronavirus, der Klimawandel und die neue Flüchtlingskrise im Fokus der Medien und des öffentlichen Interesses stehen. Zum neunten Jahrestag des Super-GAUs in drei Atommeilern in Fukushima/Japan hat das Bündnis Fukushima-Neckarwestheim zu einer Demonstration und Kundgebung aufgerufen.

Mehrere Hundert Demonstranten trafen sich am Bahnhof in Kirchheim zu diesem Anlass und liefen danach vor die Zäune des Reaktors in Neckarwestheim. Ein buntes, aber friedlich demonstrierendes Völkchen aus Jugendlichen, jungen Familien und vielen Älteren war am Sonntagnachmittag gekommen, dazu Gruppierungen der Linken, der Umweltgewerkschaft, des Aktionsbündnisses Energiewende Heilbronn, No-Olympic-Games in Fukushima und der Ökologischen Demokratischen Partei, die mit Info-Ständen vertreten waren.

Bei trockenem Wetter hörten die Atomkraftgegner gemeinsam den vier Rednern zu, die einstimmig die schnellstmögliche Abschaltung des mängelbehafteten, alten Atommeilers Neckarwestheim forderten. „Habt ihr aus Fukushima nichts gelernt?“ war vom Liedermacher Bousch Bardarossa und einer Band aus Wertheim zu hören, dazu der suggestive Song „Das Ding muss weg!“ Auf Transparenten waren Parolen wie „We have no planet B“, „Atomkraft ist kein Klimaretter“, oder „Gemeinsam die Erde vor dem Kollaps retten“ zu lesen.

Zuerst sprach Nagomi Norimatsu aus Fukushima über die aktuelle Situation in Japan. „Fukushima ist noch immer ein Ort des Grauens, aber gerade junge Familien sind aus wirtschaftlicher Not in ihre Häuser und Wohnungen zurückgekehrt“, sagte die in Stuttgart lebende Japanerin. Und „wir Menschen aus Fukushima haben die moralische Pflicht, gegen Atomkraftwerke zu demonstrieren“, sagte sie weiter.

Dr. med. Jörg Schmid, der zweite Redner, engagiert sich in einer Kampagne gegen die „radioaktive Olympiade in Japan“ und ließ verlauten, dass die japanische Regierung durch die Austragung einiger Disziplinen in Fukushima die Sportwettkämpfe zu nutzen suche, die Katastrophe in 2011 zu verdrängen und vergessen zu machen. Fakt sei, dass Japan seine Bevölkerung einer zwanzigfachen erhöhten Strahlenbelastung aussetze, wie dies nach internationalen Maßstäben festgelegt ist. Er warnte vor dem medial vermittelten Bild einer scheinbaren Wiedergenesung Japans durch die bunte Berichterstattung von Sportwettkämpfen.

Dr. Christfried Lenz sprach über den aktuellen Stand bei der Energiewende und dem Kohle- und Atomausstieg und warnte vor Stimmen aus der Politik, die die Atomkraft als Mittel des Klimaschutzes darstellen und damit reaktivieren wollen. Er zitierte dazu den Ministerpräsidenten Nordrhein-Westfalens, Armin Laschet, der entsprechende Pläne geäußert habe. „Es führt kein Weg an erneuerbaren Energien vorbei, an Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft“, so Lenz. Weiter appellierte er daran, eine Energiewende von unten aus, von den Bürgern, herbeizuführen, denn der Politik fehle es am nötigen Mut und zielführenden Visionen.

Der Ingenieur Hans Heydemann beschrieb schließlich den maroden Zustand des Neckarwestheimer Atomkraftwerks, berichtete von 300 Schadensbefunden allein im Jahr 2019, von Rissen und schadhaften, korrodierten Rohren, und forderte die sofortige Abschaltung und den zeitnahen Rückbau dieser „tickenden Zeitbombe“.

Florian Vollert, ein Kreisrat der Linken aus Heilbronn, kommt nach eigener Aussage aus innerer Überzeugung zu jeder Demo. Er hat sich ausgiebig mit der Thematik befasst und ist der Meinung, dass eine Energiewende in unserem Land nur „von unten her“ gelingen kann.

 
 
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