Reusch-Frey: "Das tut weh nach all der Vorbereitung" Bietigheimer Tag wegen Corona abgesagt

Von Rena Weiss
2017 war der Bietigheimer Tag noch gut besucht. Für dieses Wochenende wurde die Veranstaltung aufgrund der Corona-Krise jedoch abgesagt. Foto: Martin Kalb

Noch nie wurde der Bietigheimer Tag wegen einer Epedemie abgesagt, sagt Mitveranstalter Pfarrer Thomas Reusch-Frey.

Update: Noch am Donnerstag erklärten die evangelische Gesamtkirchengemeinde Bietigheim und der SPD-Ortsverein Bietigheim-Bissingen, dass der Bietigheimer Tag am Sonntag, 15. März, stattfinden wird. Doch schon am Freitagmorgen veröffentlichten Pfarrer Thomas Reusch-Frey und Pfarrer Bernhard Ritter ein Schreiben, indem sie den Bietigheimer Tag absagen. "Pfarrer Bernhard Ritter und ich haben uns in den zurückliegenden Stunden und Tagen intensiv um einen verantwortlichen Umgang mit der Corona-Krise und dem Bietigheimer Tag bemüht und sind nun am Ende eines Prozesses angekommen, den es in der 99-jährigen Tradition des Bietigheimer Tags noch nie gab", sagt Reusch-Frey. Noch nie wurde der Bietigheimer Tag wegen einer Epidemie abgesagt, so Reusch-Frey. In der Absage inbegriffen ist uach die Exkursion nach Heilbronn, die für Samstag geplant war. "Das tut weh nach all der Vorbereitung und wir können nur um Verständnis bitten", heißt es in dem Schreiben weiter. "Ob wir den Bietigheimer Tag zu einem anderen Termin durchführen oder zu einer anderen Lösung kommen, ist noch zu diskutieren und zu entscheiden."

Es gibt in Bietigheim-Bissingen zwei bestätigte Coronafälle. Das Gesundheitsamt rät dringend dazu, alle möglichen Risiken für eine Übertragung auszuschließen, damit die Ausbreitung deutlich verlangsamt wird. Grund dafür ist, dass die Krankenhäuser bei einer schnellen Ausbreitung völlig überfordert wären. Hinzu kommt, dass die Vorsichtsmaßnahmen stündlich verschärft werden und inzwischen dringend dazu geraten wird, alles abzusagen, was nicht „sein muss“ und Sozialkontakte auf das Nötigste reduziert werden sollen. "Wir denken, dass deshalb auch viel weniger Leute kommen zum Bietigheimer Tag kommen werden und das Entscheidende zu kurz kommt, wovon der Bietigheimer Tag lebt: Vom Austausch und Gespräch, von Begegnungen, Anregungen und der Diskussion. Das wäre nicht der Bietigheimer Tag, der dem Namen gerecht wird sondern würde eher einem Geisterspiel in der Bundesliga gleichen."

Allerdings, in der Stadtkirche werde es um 10 Uhr einen Gottesdienst mit Pfarrer Ritter geben. 

Am Donnerstagabend sollte die Veranstaltung noch stattfinden

Wir sind im Krisenmodus“, sagt Thomas Reusch-Frey. Der Pfarrer und Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Bietigheim-Bissingen ist gemeinsam mit Pfarrer Bernhard Ritter federführend für den Bietigheimer Tag zuständig und mussten sich diesbezüglich auch mit einer möglichen Absage wegen dem Coronavirus Gedanken machen. Absagen wollen die Veranstalter, die evangelische Gesamtkirchengemeinde Bietigheim und der SPD-Ortsverein Bietigheim-Bissingen, die Veranstaltung am Sonntag, 15. März, zwar nicht, „aber wir schwimmen und wissen nicht, was wir tun sollen“, sagt Reusch-Frey auf BZ-Anfrage. Gemeinsam mit dem Oberkirchenrat habe man sich nun darauf verständigt, dass der Gottesdienst sowie der Vortrag stattfinden werden, die anschließende Podiumsdiskussion findet jedoch nicht statt (Stand Redaktionsschluss Donnerstag).

Mittwochnacht teilten Reusch-Frey und Ritter noch mit, dass sie die Diskussion stattfinden lassen wollen, allerdings nicht wie ursprünglich im Gemeindehaus, sondern in der evangelischen Stadtkirche, wo auch der Gottesdienst und der Vortrag stattfinden werden. „Wir wollen nicht in Panik verfallen, aber doch die Vorsichtsmaßnahmen treffen, die wir treffen können“, schrieben Ritter und Reusch-Frey in einer gemeinsamen Pressemitteilung. „Das bedeutet, dass wir das ausschließen, was auszuschließen geht.“ Deswegen der Wechsel in die Stadtkirche, weil die Besucher dort mit größerem Abstand zueinander sitzen können als im Gemeindehaus, so die Begründung der Veranstalter. Geplant war hier auch ein Büfett.

Podiumsdiskussion ist abgesagt

Doch genau dieses stellt für den Oberkirchenrat ein Problem dar. Er tagte am Donnerstagmittag und entschied, dass ein Büfett eine zu große Ansteckungsgefahr birgt. Doch ohne Essen könne die Diskussion nicht stattfinden, so Reusch-Frey. Der Gottesdienst beginnt um 10 Uhr. Nach der Begrüßung um 11 Uhr durch Oberbürgermeister Jürgen Kessing beginnt der Vortrag von Harry Mergel, Oberbürgermeister der Stadt Heilbronn, SPD, und ab 12.15 Uhr hätte das Podiumsgespräch stattfinden sollen (die BZ berichtet). Doch das sei eben auch Essenszeit, so Reusch-Frey. „Wenn die Besucher nichts zu Essen und Trinken bekommen, werden sie dann wieder gehen“, sagt der Pfarrer. Die logische Konsequenz: Nach dem Vortrag von Harry Mergel wird der Bietigheimer Tag gegen 12 Uhr beendet.

Noch nicht klar ist, ob die geplante Exkursion nach Heilbronn am Samstag stattfinden kann. Mehr als 40 Teilnehmer haben sich dazu angemeldet. Oliver Toellner, Leiter der Planung und Ausstellungskonzeption der zurückliegenden Bundesgartenschau, soll dabei zunächst die Konzeption des neuen Quartiers Neckarbogens vorstellen. Bei einem Rundgang durch das Gelände wird er vor Ort zeigen, was bereits entstanden ist und wie an dem innovativen Quartier weitergebaut wird. So der Plan, doch Toellner schrieb Thomas Reusch-Frey, dass die Stadt Heilbronn erst an diesem Freitag entscheiden werde, ob die Führung stattfinden könne. „Es ist eine schwierige Situation“, sagt Reusch-Frey, „ich kann nicht sagen, ob der Ausflug stattfindet oder nicht.“ Er bittet im Namen der Organisatoren des Bietigheimer Tags um Verständnis.

 
 
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