Der Fachbereich Wald sortiert sich neu Der Forst im Kreis: Zwischen Trockenheit, Sturm und Reform

Von Frank Ruppert
Der Sturm „Sabine“ hat 6500 Festmeter Holz beschädigt im Landkreis. ⇥ Foto:

Landratsamt Ludwigsburg

Neben dem aktuellen Sturm beschäftigen den neuen Forst-Chef Dr. Michael Nill eine Strukturreform und veränderte Klimabedingungen.

Seit Anfang des Jahres ist Dr. Michael Nill neuer Chef des Kreisforstamtes, das in Vaihingen sitzt. Vorher war er drei Jahre Stellvertreter. Der 40-Jährige Nill kommt ursprünglich aus Mühlacker und wohnt mit seiner Frau und den drei Kindern in Vaihingen. Mit seinem Wechsel trat auch eine tiefgreifende Reform der Forstverwaltung in Kraft. „Man kann sagen, dass in die Grundstrukturen eingegriffen wurde“, erklärt Nill. Der bisherige Fachbereich „Forsten“ des Landratsamts Ludwigsburg wurde in den Fachbereich „Wald“ umbenannt. Das ist aber nur ein äußerliches Zeichen.

Grundsätzlich wurde die Einheit in der Forstverwaltung beendet. Nill erklärt, dass drei Eigentumsarten von Forst auf der Verwaltungsebene unterschieden werden: Der Privatwald, der Kommunalwald und der Staatsforst. Der Kommunalwald mache im Landkreis mit 72 Prozent den größten Anteil aus, dem stehen zwölf Prozent Staatswald gegenüber. Bisher war es so, dass die Forstbehörde des Landratsamts auch für die Bewirtschaftung des Staatsforsts zuständig war. Mit der Reform endet dies.

Bietigheimer Forst betroffen

Der Staatsforst in der Region wird nun von einer eigenen Behörde bewirtschaftet, die in Eppingen sitzt. Zum Staatswald gehört unter anderem der Bietigheimer Forst und Favoritepark. Für die Forstverwaltung hat die Veränderung vor allem einen großen Aufwand bedeutet. Reviere mussten teilweise neu zugeschnitten und Verträge mit den Kommunen neu geschlossen werden. Aber auch nach der Reform hat die Kreisbehörde die Hoheit über den Staatsforst, das ist vor allem ordnungsrechtlicher Natur.

Man habe die Forstreform im Haus gut bewältigt, wegen neuer Zuschnitte mussten manche der neun Revierleiter „einige Kröten schlucken“, wie es Nill formuliert, aber man sei ohne Stellenstreichungen ausgekommen. Im Gegenteil, durch die Stärkung der Waldpädagogik habe man noch zusätzliche Stellen geschaffen wegen der neuen Aufgaben. „Wir betreiben alle miteinander naturnahen, standortgetreuen Waldbau“, sagt Nill und erklärt damit, warum die Unterschiede zwischen Staatsforst und Kommunalwald gering sind. Natürlich merke man in jedem Revier die Handschrift des jeweiligen Försters und Revierleiters.

„Das Thema Klimawandel betrifft uns beide. Die Trockenheit ist gerade akut. Grundsätzlich werden uns das Thema und die Frage, wie man auf den Wandel reagiert, aber die nächsten Jahre verfolgen“, sagt Nill. Deshalb teste man derzeit auch Baumarten, die mit den anderen Wetterbedingungen zurecht kommen.

Historischer Kontext

Ob man das Thema schon frühzeitiger hätte angehen können? „Wald ist immer auch ein Spiegel der Zeit“, sagt Nill. Der Forst heute müsse vor dem historischen Kontext betrachtet werden. Aus heutiger Sicht seien Fichtenreinbestände nicht mehr erstrebenswert, nach dem Zweiten Weltkrieg musste man aber zum größten Teil Reparationsforderungen mit Holz bezahlen.

Deshalb wurden da ganze Hänge kahl geschlagen und danach auf Kiefer oder Fichte gesetzt, weil sie mit den damaligen Bedingungen gut zurechtkamen. „Null Vorwurf an die Generation damals“, sagt Nill. In den 1990er-Jahren habe man dann bei großen Stürmen gesehen, dass Fichten auch an für sie ungünstigen Standorten gepflanzt wurden und deshalb instabil waren. Förster hätten dann teilweise auf Eschen gesetzt. Das habe auch gepasst bis das Eschentriebsterben kam. Heute tendiere man vorzugsweise zur Eiche und baue klimastabile Mischwälder, aber ob damit in 50 oder 100 Jahren die Nachfolger zufrieden sein werden, wisse man nicht.

 
 
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