Die Württembergische Landesbühne Esslingen trat in Bietigheim auf Zu viele Spezialeffekte

Von Diana Birk
Die Württembergische Landesbühne Esslingen präsentierte das Theaterstück „Der goldne Topf“ von E. T. A. Hoffmann in der Kelter in Bietigheim. Darin geht es um den jungen Anselmus, der sich in zwei Frauen verliebt hat.⇥ Foto: Michael Soltys

Ein mögliches Thema in den Abiturklausuren dieses Jahr ist „Der goldne Topf“ von E. T. A. Hoffmann. Die Württembergische Landesbühne Esslingen präsentierte das Sternchenthema in der Kelter.

Rund 250 Oberstufenschüler nahmen am Mittwoch in zwei Vorstellungen in der historischen Bietigheimer Kelter Platz, um das Stück „Der goldne Topf“ von E. T. A. Hoffmann zu sehen. Fünf Schauspieler der Württembergischen Landesbühne (WLB) Esslingen präsentierten das erstmals 1814 erschienene Stück und spickten es mit zahlreichen Effekten, um es etwas moderner zu machen. Die Meinungen und Reaktionen der Schüler waren eher durchwachsen.

Das sehr reduzierte Bühnenbild der WLB ließ schnelle und effektive Szenenwechsel zu, die mit Vorhängen und projizierten Szenerien ergänzt wurden. Gespickt mit dem Einsatz von zahlreichen modernen, elektronischen Effekten machten die Schauspieler das Stück moderner und versuchten es gerade für die Schüler greifbarer zu machen. Was jedoch nicht immer gelang.

Komplexe Geschichte

Der Wechsel zwischen Gespieltem und Erzähltem zeigte die Komplexität der Geschichte und die Schwierigkeit, diese begreiflich zu erzählen. Mit Sequenzen, die die Schauspieler über Mikros sprachen, gewann das Stück an vielen Stellen an gruseliger und bedrohlicher Tiefe. Jedoch war der Einsatz der Licht- und Toneffekte im Stück nicht immer nachvollziehbar. Häufig wurde der Fluss mit moderner Musik unterbrochen, und skurril wurde es, als Serpentinas Vater mit E-Gitarre wie ein Rockstar am Mikrofon stand. Das erschwerte es den Schülern, dem Stück folgen zu können, denn die großen Effekte lenkten eher von den Worten und dem Geschehen ab, als dass sie die Geschichte betonten.

Während des Stücks liefen die Schauspieler auch durch den Zuschauerraum und banden somit die Schüler in das Geschehen ein. Gemeinsam nahmen sie mit ihnen die Sicht des Zuschauers, des Voyeurs, ein, um den jungen Anselmus in seiner Misere auf der Bühne zu beobachten. Diese Brücke zu den Schülern konnten die Schauspieler nur schwer halten. Nicht zuletzt verschluckte die laute Musik die Worte der Schauspieler hin und wieder, was dafür sorgte, dass der Erzählfluss wieder unterbrochen wurde und die Schüler sich lieber unterhielten. Für ungewollte Lacher sorgten die Bewegungen des Schauspielers, der Serpentinas Vater verkörperte. Seine Gangart, die den Windungen einer Schlange ähneln sollte, verfehlte die bedrohliche Natur eines kriechenden Reptils und wirkte eher unbeholfen und komisch.

Junge Schüler für eine längere Zeit bei Laune zu halten und ihre Interessen zu bedienen, ist gewiss nicht einfach. Jedoch braucht es mehr als eine Überladung an Effekten, um Jugendliche zu überzeugen. Die Schülerinnen Elisa Rüdlin und Valerie Pfeilmeier aus der Oberstufe der Ellentalgymnasien in Bietigheim-Bissingen waren nicht vollends überzeugt von der Inszenierung des Stücks. „Mir hat es gefallen“, sagte Elisa Rüdlin. „Das Ende war aber sehr wirr.“ Ihre Freundin konnte sagen, was ihr im Stück gefehlt hat: „Wenn man das Buch kennt, kann man dem Geschehen folgen. Es ist gut verständlich“, so Valerie Pfeilmeier. „Ich fand es allerdings schade, dass nur so wenige Schauspieler auf der Bühne waren. So kam ich oft durcheinander. Mir war nicht immer klar, wer gerade wen verkörperte.“

 
 
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