Dressurturnier im Erlengrund Amateurin sticht alle Berufsreiter aus

Von Sandra Bildmann
Beim Frühjahrsturnier des Reitervereins Bietigheim-Bissingen war die S*-Dressur der Höhepunkt. Hier zeigt Lara Margaux Lochmann vom RC Badhof Bad Boll auf Adoro 9 ihr Können. ⇥ Foto: Oliver Bürkle

Die Außenseiterin Miriam Maurer gewinnt beim Dressurturnier des Reitervereins Bietigheim-Bissingen die prestigeträchtige S*-Prüfung. Der Veranstalter freut sich über die gute Resonanz.

Sie ritt als erste Starterin der prestigeträchtigen S*-Prüfung ins Dressurviereck. Doch keiner der 30 folgenden Reiter konnte die Leistung von Miriam Maurer auf Quodam toppen. Sie hatte zum Feld der Kandidaten für vordere Plätze gehört, zum engsten Favoritenkreis aber hatte man sie nicht gezählt. Und am meisten überrascht über ihren Überraschungserfolg im Bietigheimer Erlengrund war die Reiterin selbst. Bemerkenswert ist nicht nur, dass die Amateurin sämtliche Berufsreiter hinter sich ließ, sondern dass sie mit ihrer stämmigen Stute Quodam triumphierte.

Erster Sieg bei einem Turnier

Für das Deutsche Sportpferd war es erst das vierte S-Dressur-Turnier überhaupt – und obendrein Miriam Maurers erster Turniersieg. So erlebte die 32-Jährige aus Bad Rappenau, die für den RV Friedrichshall startet, ihre Premiere ausgerechnet in Bietigheim. Vor allem auch aufgrund der fehlenden Routine war sie „mit wenig Erwartungen angereist“, wie sie im Gespräch mit der BZ erzählte. Denn nach coronabedingten Turnierausfällen – Amateure durften während der Pandemie nicht teilnehmen – war Maurer 2021 nur bei einem, in diesem Jahr zuvor bei zwei Turnieren dabei.

Auch für den Reiterverein Bietigheim-Bissingen markierte das Frühjahrsturnier eine Rückkehr zu vor-pandemischen Umständen. Über die beiden Wettbewerbstage verteilt strömten nach Vereinsangaben mehr als 1500 Besucher auf das Gelände. Die Corona geschuldete Besucher-Pause in den letzten beiden Jahren hat dem Interesse am Reitsport offenbar keinen Abbruch getan – sowohl hinsichtlich der gemeldeten aktiven Turnierteilnahmen als auch mit Blick auf das Interesse am Verein. „Wir könnten uns verdreifachen“, sagte Vorstandsmitglied Gabriele Hubl, „man muss aber auch nicht um jeden Preis wachsen.“ Die Kapazitätsgrenzen seien erreicht, der Verein führt zahlreiche Wartelisten.

Für das Frühjahrsturnier hatte es im Vorfeld 320 Nennungen gegeben, 40 allein für die S*-Klasse – überdurchschnittliche Werte. Erfahrungsgemäß nehmen rund 80 Prozent der Gemeldeten tatsächlich teil. Auch dieser Wert bestätigte sich. Von der Führzügelklasse bis zur Klasse S bildete das Turnier praktisch jede Leistungsklasse ab. Aus ganz Baden-Württemberg waren Reiter in den Erlengrund gereist, Profis wie Amateure. Die Grenze hierbei verläuft fließend. „Profi ist, wer mit dem Reitsport sein Geld verdient“, fasst der Vorsitzende des Reitvereins, Klaus Dieterich, knapp zusammen. Ums Preisgeld geht es bei diesen Turnieren weniger, vielmehr stehe neben dem sportlichen Erfolg das Schaulaufen für einen Verkauf im Vordergrund. „Durch jeden Erfolg wird ein Pferd mehr wert“, verdeutlicht Dieterich.

Der hiesige Reiterverein wird in der Szene für seine Organisation geschätzt, so dass für viele Reiter die Teilnahme an Turnieren in Bietigheim-Bissingen eine klare Sache sind. Und vielleicht erlangt eines der Pferde, die am Wochenende zu Gast waren, eines Tages Promistatus – so wie Nino des Buissonnets. Der Wallach galoppierte 2010 unterm Viadukt zum Sieg beim Pferdemarkt-Springturnier. Zwei Jahre später trug das Pferd seinen Schweizer Reiter in London zum Olympiasieg.

 
 
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