Ehrenamt in Bietigheim-Bissingen Viel Engagement in der Stadt

Von Jonathan Lung
14 soziale Institutionen präsentierten sich in der Altstadt. Foto: /Oliver Bürkle

14 Organisationen präsentierten sich auf der Ehrenamtsmesse – informieren und werben war das Ziel.

Dafür würde sie in ihrer Heimat ins Gefängnis kommen“, ist man sich am vergangenen Samstag am Stand des Ökumenischen Freundeskreis Asyl sicher, als die Stimme von Mahsa durch die Bietigheimer Fußgängerzone klingt. Die iranische Sängerin sang am Stand derer, die sich freiwillig und unentgeltlich für Geflüchtete wie sie engagieren.

Diese und noch viele andere Tätigkeiten zu präsentieren, „zu sehen wie vielfältig das Angebot ist“, war das Ziel der schon zweiten Ehrenamtsmesse auf dem Kronenplatz, so Anna Herr vom Familienbüro der Stadt. Bei der Erstellung der Einladungsliste hat man sich auf den sozialen Bereich beschränkt, also beispielsweise kulturelle Ehrenämter ausgeklammert.

Gekommen waren schließlich 14 Aussteller: Dabei waren der Trägerverein Hospiz, der Blinden- und Sehbehindertenverband, die AWO, das Haus an der Metter, das Kliniken-Radio und der Verein Barrierefreie Stadt Bietigheim Bissingen. Manche Aussteller hatten Probleme, die notwendigen Freiwilligen für den Standaufbau zu organisieren, beschrieb Herr die Anfangshürde. Grundsätzlich sei das Doppelziel der Messe einmal das Werben um neue Ehrenamtliche, aber auch grundsätzlich die Präsentation der eigenen Tätigkeit.

„Meine Frau hat sich schon beschwert, dass ich heute schon wieder weg muss“, erzählte einer, der sich für die aktiven Senioren engagiert. Diese hatten ihren Stand am Enzpavillon. Das Angebot für die knapp 500 Mitglieder gestalten 35 bis 35 Aktive, die immer zu zweit oder dritt die Verantwortung für Aktionen übernehmen: Gesellschaftstanz, Boule, Wandern, Spielrunden, Stammtische, kreative Mal-, Zeichen-, Filmworkshops. Hinzu kommen die Buchhaltung, das Café, der Pavillon-Kurier, die eigene Zeitung, dazu noch Veranstaltungen wie Kabarett mit Christoph Reuter am 20. Mai. Bei den Wahlen im Herbst wolle man die Last auf mehrere Schultern verteilen, „etwas mehr Team“, so Peter Röhl am Stand – zusätzliches Engagement ist also gesucht.

„Der Staat kann nicht alles leisten“, stellte Oberbürgermeister Jürgen Kessing die Bedeutung des Ehrenamts heraus: Umso wichtiger ist freiwilliges Engagement. Und dazu gibt es schon viel Bereitschaft in der Stadt: „Ein Drittel“ der Bietigheimer engagiert sich, weiß der Oberbürgermeister, bereits freiwillig – bemerkenswert dabei: bei den bis 18-Jährigen ist es fast die Hälfte. Zahlen, die ihn „froh und dankbar“ machten, bekräftigte Kessing.

Angerückt mit Rettungswagen und Gerätewagen Sanität, letzterer voller Material zum Einsatz bei vielen Verletzten, präsentierte der Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes seine Arbeit: im Zelt lagen Reanimationspuppen, wo sich Interessierte auch spontan an einer Herz-Lungen-Reanimation versuchen konnten. „Man tut der Gesellschaft etwas Gutes“, beschrieb eine der Ehrenamtlichen ihre Motivation. Sanitätsdienste leistet der Ortsverein bei allen möglichen Events: Bei Eishockey- und Fußballspielen sowie Konzerten stehen sie bereit.

Begegnung mit Geflüchteten

Zurück beim Freundeskreis Asyl: Begleitung bei Behördengängen, Arztbesuchen und Rechtsanwaltstermine sind ebenso wie die Sprachkurse Tätigkeiten, für die dringend Hilfe gesucht wird – auch, weil das Engagement seit 2015 nachgelassen hat, berichtet Elfriede Tavern vom Freundeskreis: hatte man damals, zu Beginn ihres Engagements, noch 300 Helfer, engagieren sich heute noch gut 60. An dem Stand ging es insbesondere auch um den Dialog, die Vorstellung der eigenen Arbeit.

Neben Sängerin Mahsa waren deshalb noch fünf weitere Geflüchtete am Stand - damit „Begegnung stattfindet“, so Tavern, denn: „Offenheit entsteht durch interkulturelle Begegnung“, wer die Flüchtlingsströme nicht nur aus den Nachrichten kenne, sondern persönliche Begegnungen mit ihnen hatte, könne offener sein.

 
 
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