Eishockey-Schiedsrichter Tim Heffner Auf dem Sprung in die NHL

Von Michael Nachreiner
Seit 2018 ist Tim Heffner an der Pfeife aktiv. In den vergangenen beiden Spielzeiten leitete er als Linesman fast ausschließlich Spiele in der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Foto: Avanti/Ralf Poller

Der Bietigheim-Bissinger Tim Heffner ist nach guten Leistungen beim Spiel San Jose Sharks gegen Eisbären Berlin und auf einer Kanada-Reise mit Einsätzen in der American Hockey League (AHL) zum Schiedsrichter-Camp der nordamerikanischen Profiliga eingeladen.

Seit 2018 ist Tim Heffner an der Pfeife aktiv. Die vergangenen beiden Spielzeiten war der 25-jährige Bietigheimer fast ausschließlich als Linienrichter in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) aktiv. Darüber hinaus leitet er auch Spiele in der Deutschen Nachwuchs Liga (DNL) bei der U20 als Hauptschiedsrichter. „Diese Saison habe ich irgendwas zwischen vier und sechs Spielen in der DNL gepfiffen. Denn mein Ziel ist schon, Hauptschiedsrichter zu werden“, berichtet Heffner. Sein Traum heißt allerdings National Hockey League (NHL), die nordamerikanische Profiliga. „In der Show dabei zu sein als Schiedsrichter ist das Nonplusultra“, erklärt der Steuerfachangestellte.

Den ersten Schritt für eine Karriere jenseits des Großen Teichs hat er bereits absolviert. „Ich durfte das NHL-Europe-Spiel zwischen den San Jose Sharks und des Deutschen Meisters Eisbären Berlin in der Bundeshauptstadt in dieser Saison als Linesman pfeifen. Dort habe ich die Schiedsrichter-Chefs der DEL und des Weltverbands IIHF überzeugt, ihnen haben meine Leistungen gefallen. Daraus resultierte die Reise nach Kanada, damit mich auch noch mal die Scouts live vor Ort sehen konnten. Das ist doch noch mal anders als nur am Fernsehen“, erzählt Heffner.

Fünf Spiele der AHL geleitet

Fünf Spiele in zwölf Tagen in der American Hockey League (AHL) leitete der 25-Jährige Anfang April im Großraum Toronto/Ottawa, Quebec/Montreal und Vancouver. Die Rückmeldungen, die er auf seiner Reise bekommen hat, waren positiv. Mitte oder Ende August soll Heffner zum NHL Exposure Combine für die Schiedsrichter in Buffalo im US-Bundesstaat New York fliegen. Da werden Kraft- und Lauftests auf und abseits des Eises gemacht. „Was genau, weiß ich allerdings nicht. Aber wenn ich dort Topzeiten laufe und mit meiner Fitness überzeuge, dann sagen die Verantwortlichen vielleicht, das hat uns gefallen, wir wollen dich für die nächste Saison“, berichtet Heffner.

Penible Vorbereitung geplant

Darauf will sich der Bietigheimer penibel vorbereiten. „Über den Sommer heißt es in diesem Jahr, noch fitter zu werden – damit ich nicht sagen muss, ich habe nicht alles gegeben“, erklärt Heffner. „Denn so nahe, wie ich aktuell an der NHL dran bin, so nahe werde ich wahrscheinlich der nordamerikanischen Profiliga nie mehr kommen. Und falls ich die Chance in den USA und Kanada bekommen würde, wäre ich sofort weg.“

Regeltechnisch groß umstellen muss sich Heffner auch in der NHL nicht. „Die Eisfläche ist in Nordamerika doch recht eng. Und das Niveau ist schon in der AHL Toplevel. Die Spieler sind schnell, physisch stark sowie groß und haben eine super Passpräzision und bessere Stocktechnik. Und je höher das Niveau, desto klarer sogar die Spielweise“, berichtet der Bietigheimer. „Viele Unterschiede gibt es allerdings nicht. Die Regelbücher sind seit ein paar Jahren so modifiziert, dass das Grundgerüst an die NHL angepasst ist. Es waren nur ein paar kleine marginale Sachen – zum Beispiel beim Bully oder bei der Signalgebung beim Icing. Aber das merkt der Zuschauer eigentlich überhaupt nicht.“

Sollte der Traum NHL nicht wahr werden, ist Heffners Ziel, irgendwann zum Hauptschiedsrichter in der DEL aufzusteigen. Dabei stellt sich die Frage: Das Ganze weiterhin als Hobby betreiben oder zum Beruf machen? „In Deutschland gibt es nur sechs oder sieben Schiedsrichter, die bei der Liga angestellt sind. Wenn es vom Geld her passt – also wenn ich mehr verdiene als jetzt die Summe X in meinem Beruf plus die Summe Y in meinem Hobby –, wäre ich auf jeden Fall offen“, erklärt der 25-Jährige. „Auf der anderen Seite wäre ich auch lange aus dem Job draußen. Komme ich dann leicht wieder rein?“

Zwei Spielzeiten Steelers-Profi

Mit Eishockey hatte Heffner 2005 mit acht Jahren angefangen. Über das Nachwuchsprogramm des SC Bietigheim-Bissingen arbeitete er sich bis in den Kader der Steelers hoch. Doch in seiner ersten Saison bei den Profis hat er sich im zwölften Saisonspielen der DNL die Schulter ausgekugelt. „Da war ich in der besten Verfassung, hatte in elf Spielen schon mehr als 30 Punkte“, erinnert sich der Center. „Ich war aber eigentlich nur dabei. In den zwei Jahren saß ich drei Spiele in der DEL2 auf der Bank, hatte aber keinen Wechsel.“ Bis zur Vorsaison griff er immer noch bei der Bietigheimer 1b zum Schläger.

Doch die Zeit für die Leitung von Partien nahm immer mehr Raum ein. Doch warum überhaupt Unparteiischer werden? „Zum einen wollte ich den Spielern ein anderer Schiedsrichter sein, als viele früher waren. Außerdem war ich schon immer vom Typ jemand, der sehr objektiv ist“, erzählt Heffner. „Zum anderen bin ich mit Freunden im Sommer immer nach Collmar in Frankreich gefahren, um Eishockey zu spielen, weil es dort das ganze Jahr über eine Eisfläche gibt. Von denen bin ich angesprochen worden, weil sie selbst Schiedsrichter sind, ob ich nicht auch in die Richtung gehen will.“

In zwei Jahren Aufstieg in die DEL

Im September 2018 leitete Heffner sein erstes Spiel in der U13. Schnell stieg er auf. „Keine halben Sachen, ich wollte nach oben“, berichtet der Bietigheimer. Schon im ersten Jahr schaffte Heffner den Sprung in das Trainee-Programm des Deutschen Eishockey-Bunds (DEB). „Da wird der Fokus darauf gelegt, Schiedsrichter für die DEL auszubilden mit Lehrgängen am Wochenende oder extra Videobesprechungen“, erklärt er.

Bereits in der Saison 2019/20 pfiff er Partien in der DEL2. Und im Januar 2021 debütierte er im deutschen Oberhaus. Darüber hinaus war er bei der B-Weltmeisterschaft der U20 im norwegischen Oslo im Einsatz.

 
 
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