Die Situation der Waldgebiete ist verheerend: Die Trockenphase, die nun seit 2015 anhält, schlägt sich auch im Erligheimer Wald nieder – im Innenleben der Bäume sowie im äußerlichen Anschein. Das konnten Spaziergänger auch an den Baumkronen erkennen, durch die man durchblicken kann, und an den Bächen, die trocken bleiben. „Da herrscht ein regelrechtes Wüstenklima“, sagt Revierleiter Burkhard Böer im Gespräch mit der BZ. Pro Quadratmeter fehlen dem Erligheimer Wald 400 bis 500 Liter Wasser. Auch im vergangenen Jahr 2022 gab es erneut ein enormes Regendefizit.
Erligheimer Wald Die Hoffnung wird zum Sorgenkind
Um den Wald steht es schlecht: bis zu 500 Liter Wasser fehlen pro Quadratmeter. Die Zeichen der Trockenheit sind bereits zu sehen.
Der Regen kam zu spät
Zwar habe es im Herbst vergangenen Jahres immer wieder Regen gegeben, allerdings zu spät: „Die Niederschläge lagen außerhalb der Vegetationsphase“, macht Böer deutlich. Die Lage der Bäume konnten diese Regenschauer also nicht verbessern.
Aus den historischen Witterungsdaten weiß Böer, dass es immer wieder Dürrejahre gab, die zwei bis drei Jahre anhielten. Die derzeitige Situation sei aber eine völlig andere: „Was es nicht gab, war eine Trockenperiode über das vierte Jahr in Folge – ohne die Feuchtjahre im Anschluss, die diese Defizite ausgleichen. Das ist das Kernproblem.“ Und die Zeichen der verheerenden Lage seien wahrnehmbar: Das Waldgebiet bestand zu einem Viertel aus den fremdländischen Fichten, die als Reparaturbäume einen Ausgleich im Wald schaffen sollten. Dieses Bild gehört nun der Vergangenheit an. Denn heute sei der Anteil von 25 Prozent auf lediglich drei bis vier Prozent geschrumpft. Seit 1990 sei die Fichte eine aussterbende Baumart, für die es keine rosige Zukunft gebe, meint der Revierleiter. Das läge unter anderem daran, dass die Fichte flach wurzele. Ohne genügend Wasserversorgung mache sie das anfällig. „Die Fichten fallen uns sozusagen vor die Füße“, so Böer. Die Restbestand sei kaum mehr zu halten.
Aber auch die heimische Buche ist stark gefährdet. Böer erläutert: Sie mag es an kühlen Orten und zeichne sich besonders dadurch aus, dass sie ein „Wassersäufer“ sei. Und genau das ist der Buche zum Verhängnis geworden – das Wasser, das die Buche in der Regel gerne mal 25 bis 30 Meter in die Höhe pumpt, um vollständig versorgt zu sein, bleibe vielleicht schon bei 13 Metern stehen, meint Böer. Die Folge daraus sei, dass Kronenteile von oben runterhängen oder abfallen. „Die Trockenschäden zeigen sich stark“, sagt er. Kaum mehr eine Zukunft habe auch die Esche: „Wenn die Hoffnung zum Sorgenkind wird, wissen wir, wie schlimm die Lage wirklich ist“, so Böer. Die Esche gilt als klimatolerant, erziehe sich selbst und benötige in der Regel wenig Pflege. Mit dem Eschentriebsterben, einem Pilzbefall, habe sich die Situation grundlegend geändert. Die Rinden könne man aufgrund des Befalls wie Styropor abkratzen.
Die Eiche als Hoffnungsträger
Allgemein sehe es auf dem Hochplateau des Erligheimer Waldes düster aus: Die Bodendecke sei dünn, aufgrund der Schilfsandstein-Platte könne kaum Wasser gespeichert werden. Im Nordhang sei die Lage etwas besser als im Südhang. Hoffnung setzt Böer weiterhin auf die Eiche, obwohl die Altbestände bis zu 30 Prozent weniger Blätter aufweisen: „Alle Vitalität auf einzelne Eichen konzentrieren, die es schaffen können – und die Hoffnung liegt dann auf den neuen Kulturen“, sagt Burkhard Böer.
Für das kommende Jahr gelte vor allem: Entnahme bei einzelnen Bäumen, Kontrolle, Beobachtung und Pflege – und Daumen für Niederschläge drücken. „Ich bin kein Fantast, sondern ein Realist, der auf Regen hofft – mehr bleibt uns nicht übrig“, so Böer.