Evangelische Gesamtkirchengemeinde in Sachsenheim Ein Dach für vier Kirchengemeinden

Von Mathias Schmid
Für ein gemeinsames Foto der Pfarrer der Gesamtkirchengemeinde hat es coronabedingt noch nicht gereicht. Symbolisch dafür blickt Dieter Hofmann vom Großsachsenheimer Kirchturm in Richtung Kleinsachsenheim und Kirbachtal. &x21e5; Foto: Helmut Pangerl

Seit eineinhalb Jahren kooperieren die evangelischen Pfarrer in der Stadt enger miteinander. Dies soll bald auch in der Öffentlichkeit sichtbar werden.

Auf dem Papier gibt es sie sein Anfang 2020, so richtig Fahrt nimmt die Gesamtkirchengemeinde Sachsenheim aber erst jetzt auf. Der „lockere Bund“, wie ihn Dieter Hofmann, geschäftsführender Pfarrer in Großsachsenheim und der Gesamtkirchengemeinde bezeichnet, verbindet die vier Kirchengemeinden aus Groß- und Kleinsachsenheim sowie Hohenhaslach und Ochsenbach-Spielberg-Häfnerhaslach. Sie soll Synergien schaffen und so die weggefallene Pfarrstelle in Großsachsenheim kompensieren.

„Coronabedingt ist noch nicht viel gelaufen“, bedauert Hofmann. Geplant war ein großer Auftaktgottesdienst im März 2020. Doch genau vor diesem Wochenende verkündete die Bundesregierung den ersten Corona-Lockdown. „Wir hatten das super getimed“, erinnert sich Hofmann mit Wehmut zurück. „Wir hätten noch feiern dürfen, da die Einschränkungen erst ab Montag galten. Aber uns war klar: Wir können nicht noch eine riesen Sause machen, nur weil die Regeln formal erst ab dem nächsten Tag in Kraft treten.“

Doch untätig waren die beteiligten Seelsorgerinnen und Seelsorger in den vergangenen eineinhalb Jahren nicht. „Die Gesamtkirchengemeinde hat schon ihre Dynamik entwickelt“ und trage bereits erste Füchte. „Wir wollen einen echten Mehrwert schaffen und Dinge wuppen, die wir alleine nicht hinbekommen würden“, so Hofmann.

Auslöser für den Zusammenschluss war die Streichung einer Pfarrstelle in Großsachsenheim: Als Britta Schleyer in den Ruhestand ging, wurde die Position nicht nachbesetzt. Dadurch entstand der Bedarf, die Aufgaben zu verteilen. So haben die Pfarrerinnen und Pfarrer aus den anderen Stadtteilen Seelsorgeenheiten in Großsachsenheim übernommen. Sie beteiligen sich dort am Konfirmationsunterricht und halten in der Stadtkirche Gottesdienste ab.

„Das Aufgabenfeld von Frau Schleyer haben wir auf vier Köpfe verteilt“, sagt Hofmann. „Unsere Idee ist, dass die Gemeindeglieder irgendwann das Gefühl entwickeln: Wir haben vier Pfarrerinnen und Pfarrern in Sachsenheim, und die sind alle für mich da. Aber das ist natürlich ein weiter Weg, das hat die Stadt Sachsenheim in fast 50 Jahren nicht geschafft“, meint er mit Blick auf den Zusammenschluss von Groß- und Kleinsachsenheim mit den Kirbachtalgemeinden.

Die evangelische Gesamtkirchengemeinde in Sachsenheim ist eine Art Dachkonstrukt. „Die Kollegen haben ihren Seelsorgebezirk hier, sind aber geschäftsführend in ihren Kirchengemeinden. Sie verwalten ihre eigenen Gebäude, haben ihren eigenen Haushalt, agieren als eigene Gesellschaften körperlichen Rechts“, erklärt Hofmann.

Aktuell gibt es zwei große Projekte. Das ist zum einen die Zeltkirche, die vom 9. bis 24. Juli 2022 bei Hohenhaslach stattfinden soll. „Das wird was Größeres, wir haben viel Prominenz eingeladen“, sagt Hofmann. Angela Merkel habe zumindest bisher leider abgesagt. „Das soll eine Veranstaltung werden, die für alle Bürger interessant ist“, verweist Hofmann auf eine geplante Weinprobe und Kooperationen mit Vereinen, einen Siebenbürgen- und einen Jugendabend. „Natürlich tun wir dies alles als Kirche und damit unbestritten auch mit unserer Intention, aber mit einer Einladung an alle“, betont Hofmann.

Das zweite Großprojekt ist eine Jugendreferentin, die im Herbst ihren Dienst aufnehmen soll. „Wir haben bei der Landeskirche eine Förderung beantragt für ein fünfjähriges Projekt zur Unterstützung der Jugendarbeit in der Gesamtkirchengemeinde“, berichtet Hofmann. Die Jugendreferentin soll dann eine Jugendarbeit integrierte aufbauen. „Bisher betreiben alle ihre eigene Jugendarbeit. Aber die Vernetzung unter den Sachsenheimer Jugendlichen ist de facto schon da. Sie gehen auf gemeinsame Schulen und treffen sich schon längst aus den unterschiedlichen Ortsteilen.“ Das soll sich zukünftig auch in der evangelischen Jugendarbeit in Sachsenheim widerspiegeln. Die Stelle wird da zu je 50 Prozent von Landes- und Sachsenheimer Kirche gezahlt. Für den Sachsenheimer Anteil wird gerade ein Sponsorenkreis aufgebaut, „dass wir das möglichst über Spenden generieren können“, erklärt Dieter Hofmann.

 
 
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