Ex-Handballer Julius Emrich von der SG BBM Bietigheim „Ich wäre bereit gewesen“

Von Sebastian Klaus
Fast hätte sich Julius Emrich in der letzten Saison noch einmal das Trikot der SG BBM Bietigheim übergezogen. Ein weiteres Abschiedsspiel hätte es dann aber wohl nicht gegeben.⇥ Foto: Martin Kalb

Die Handballschuhe für sein Comeback bei der SG BBM Bietigheim hatte sich Julius Emrich bereits besorgt. Auch der Pass lag schon bereit. Doch zu einem Einsatz des Ex-Kapitäns kam es nicht.

Vor gut zwei Jahren hatte Julius Emrich seine lange Handballkarriere eigentlich beendet – mit einer Roten Karte. Den symbolischen Platzverweis zum Ende des Abschiedsspiels in seiner alten Heimat Meißenheim (Ortenaukreis) konnte der ehemalige Kapitän der SG BBM Bietigheim und des SV Kornwestheim allerdings gut verkraften, sicherlich besser als die vielen Kaltgetränke nach dem Abpfiff.

Viele Weggefährten dabei

Mit einem rauschenden Abschiedsfest hatte sich Emrich seinerzeit nach knapp anderthalb Jahrzehnten im Spitzenhandball verabschiedet. Mit dabei in Meißenheim waren damals auch zahlreiche Weggefährten. Die aktuellen Bietigheimer Stützen Patrick Rentschler, Christian Schäfer, Jonathan Fischer, Tim Dahlhaus sowie Physio Max Mauch, der es ebenfalls zu einem Kurzeinsatz im Team „Emma & Friends“ brachte, waren ebenso am Start, wie die ehemaligen SG BBM-Spieler Rok Praznik, Robin Haller, Domenico Ebner oder der gerade mit dem VfL Eintracht Hagen in die Zweite Liga aufgestiegene Valentin Schmidt. Mit Nationalspieler und Champions-League-Sieger Christian Dissinger, Ex-Mitspieler von Emrich bei den Kadetten Schaffhausen, stand zudem noch weitere Prominenz auf der Platte. Und Sportschau-Moderator Lennert Brinkhoff sorgte am Mikrofon für Stimmung. „Es war wirklich der perfekte Abschied. Es war der letzte Sommer vor der Pandemie, wo Handballer noch würdig verabschiedet werden konnten“, sagt Emrich.

Vielleicht auch deshalb juckt es den ehemaligen Kreisläufer auch nicht mehr in den Fingern, vielleicht doch noch mal ein Comeback zu wagen. Zumal der zweifache Vater mit seiner Familie und dem Job als Assistent der Geschäftsführung beim SG BBM-Sponsor Autohaus Weller ohnehin gut zu tun hat. Apropos Weller: Emrichs Frau Sophie ist die älteste Tochter von Geschäftsführer Jürgen Weller. Beim Handball hatten sich die beiden kennengelernt. Sophie neben ihrem Vater auf der Tribüne, Julius auf der Platte. „Mein Schwiegervater hat seine zu hübsche Tochter etwas zu oft zu den Spielen mitgebracht“, schmunzelt Emrich. Während der Feier seines 50. Geburtstags hatte Weller die Bombe dann platzen lassen, dass seine Tochter mit dem SG-Kapitän liiert ist, erinnert sich der Diplom-Ingenieur für Fahrzeugtechnik. „Da hat er mich in seiner Geburtstagsrede direkt in der Familie willkommen geheißen.“

Doch nicht nur seine neue Familie hat der heute 35-Jährige dem Handball zu verdanken, auch Reisen in der Champions League mit den Kadetten Schaffhausen in die großen Arenen Europas oder großartige Freundschaften habe ihm der Sport ermöglicht. „Ich bin unfassbar dankbar, was mir der Handball gegeben hat. Er hat mir so viele Türen geöffnet“, sagt Emrich und erzählt davon, wie ihm beim Umbau seines neuen Hauses manchmal bis zu 20 Handballer aus Bietigheim und Kornwestheim gleichzeitig geholfen hätten. „Da hat man gesehen, aus welchem Holz Handballer geschnitzt sind“, schwärmt Emrich.

Aus Dankbarkeit seinem ehemaligen Verein und den fleißigen Ex-Mitspielern der SG BBM gegenüber hätte es dann Ende letzten Jahres fast doch noch ein Comeback des Handballers Emrich gegeben. Denn nachdem schon die erste Partie gegen den TV Großwallstadt aufgrund eines positiven Covid-19-Tests bei einem SG-Spieler kurzfristig abgesagt werden musste, drohte auch das Nachholspiel ins Wasser zu fallen, weil sich erneut zahlreiche Bietigheimer Spieler mit Corona angesteckt hatten. „Es sah so aus, als würden sie keine Mannschaft zusammenbekommen. Selbst Trainer Hannes Jón Jónsson hat sich als Spieler aufstellen lassen müssen. Ich habe schon meinen Pass aus Kornwestheim abgeholt und mir neue Handballschuhe bestellt“, schildert Emrich. Am Ende habe der Verein jedoch auch ohne ihn genügend Spieler rekrutieren können. „Ich habe zu Sophie gesagt, der Kelch ist noch einmal an mir vorbeigegangen. Aber ich wäre bereit gewesen.“

Julius Emrich: Seine Karriere

Der Wahl-Bietigheimer Julius Emrich, Sohn des Ex-Bundesligaspielers sowie deutschen und Schweizer Nationaltrainers Armin Emrich, begann im Alter von sechs Jahren beim TV Meißenheim (Ortenaukreis) mit dem Handball. So richtig ernst wurde es allerdings erst 2002, als Emrich mit der A-Jugend des TuS Schutterwald im Finale um die Deutsche Meisterschaft gegen Magdeburg ran durfte. Trotz der Niederlage hatte der heute 35-Jährige aus Allmansweier Blut geleckt. Beim TV Willstätt gab er sein Debüt in der 2. Bundesliga. Anschließend folgten Stationen beim TV Bittenfeld, den Stuttgarter Kickers, TV 1893 Neuhausen, den Kadetten Schaffhausen und der SG BBM Bietigheim. Zuletzt war Emrich beim Drittligisten SV Kornwestheim aktiv. 2006 wurde Emrich für besondere Verdienste um den Sport mit der Sportverdienstplakette der Stadt Waiblingen ausgezeichnet.

 
 
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