Fachkräftemangel in den fünf Kitas Kreative Suche nach Kita-Personal in Bönnigheim

Von Gabriele Szczegulski
Die Leiterin der städtischen Kindertageseinrichtungen in Bönnigheim, Simone Wagner (rechts), die Hausleiterin der Kita Schlossfeld, Antje Dinter,  suchen auf kreative Art Fachkräfte. ⇥ Foto: Oliver Bürkle

In fast allen Kommunen gibt es zu wenig Erzieher und Erzieherinnen. Die Ganerbenstadt geht nun neue Wege der Mitarbeiergewinnung.

Mindestens fünf pädagogische Fachkräfte fehlen in den fünf Bönnigheimer Kindertageseinrichtungen. Fast vier Vollzeitstellen fehlen alleine im Familienzentrum im Schlossfeld. Das hat Simone Wagner, Leiterin der städtischen Einrichtungen, nach dem Mindestpersonalschlüssel des Kommunalverbands Jugend und Soziales (KVJS) ausgerechnet. „Dann wäre zwar die Mindestanzahl der Fachkräfte erreicht, eingerechnet sind aber noch keine zusätzlichen Stellen, die bei eventuellen Personalausfällen wie längerer Krankheit oder Elternzeit notwendig sind“, sagt Wagner.

Um neue Fachkräfte anzuwerben, gehen die Bönnigheimer Kitas nun einen neuen Weg mit mehreren Bewerbertagen in den Einrichtungen sowie einer Internetseite. „Wir wollen mit diesem in der Region einzigartigen Angebot den Beruf und uns so niederschwellig wir möglich präsentieren“, sagt Wagner.

Bedarf steigt schnell

Die Stadt sei durchaus bereit, mehr Kräfte einzustellen, so Wagner. Aber es gebe nicht genügend Bewerberinnen und Bewerber. Grund für den Fachkräftemangel im Erziehungsbereich, so Wagner, sei die schnelle Umsetzung der Rechtsansprüche für jedes Kind in den Kommunen. Der Bedarf, so Wagner, steige schneller als dass genügend Kräfte ausgebildet werden können. Deswegen habe das Land schon die klassische Ausbildung variiert: Früher war es so, dass Auszubildende zuerst ein Jahr lang das Berufskolleg besuchen, und nur zeitweise in der Einrichtung sind und dann zwei Jahre die Fachschule für Sozialpädagogik absolvieren, also für die Kitas nicht verfügbar sind.

Seit 2021 gibt es den sogenannten praxisorientierten Ausbildungsweg (Pia), der auch für Berufswechsler eine gute Möglichkeit ist, sagt Wagner. In der dreijährigen Ausbildung wechseln die Berufsschultage und die Anwesenheit in der Kita sich ab, und man wird dafür bezahlt. Derzeit hat Bönnigheim fünf Pias. „Da wir dadurch selbst ausbilden, ist der oder die Azubi auch in unseren Einrichtungen verfügbar“.

Seit Langem überlegen Simone Wagner, Antje Dinter, die Leiterin des Familienzentrums im Schlossfeld, und Eltern, wie man zu Bewerbern kommen kann oder Menschen für den Beruf begeistern kann. „Wir kamen auf die Idee, einen Bewerbertag zu machen, an dem sich Interessierte zwanglos die Einrichtungen anschauen können, Fragen stellen können“, sagt Wagner.

100 Geburten pro Jahr

Zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien dringend notwendig, sagt auch Dinter, in deren Einrichtung 75 Kinder in fünf Krippen- und einer Kindergarten-Gruppe betreut werden. Zudem sollen die Angebote im Familenzentrum ständig erweitert werden. „In Bönnigheim werden seit zwei Jahren im Schnitt 100 Kinder geboren, das Schlossfeld-Baugebiet wächst und wächst, da brauchen wir eine große Anzahl an Fachkräften“, sagt Dinter. Außerdem wird die Einrichtung in Bälde um einen Anbau vergrößert.

Eine der kreativen Ideen für die Bewerbersuche ist eine Internetseite. Sie wurde von Marius Haubrich, dem Vater eines betreuten Kindes, erstellt. Auf dieser kann man sich über offene Stellen informieren, ein Kennenlerntelefonat vereinbaren und sich zum Bewerbertag anmelden. Ein weiterer Vater, Oliver Barth, hat Imagefilme für die städtischen Kitas erstellt (die BZ berichtete). Jede Einrichtung stellt sich ausführlich vor. Diese Filme gehen in Kürze online.

Den ersten Bewerbertag in der Kita Schlossfeld gab es am vergangenen Samstag. Acht Interessierte waren gekommen. Drei pädagogische Fachkräfte davon haben sich anschließend für eine Stelle als Erzieher oder Erzieherin bei der Stadt beworben, eine Besucherin für ein Anerkennungspraktikum.

Der offizielle Weg über eine Bewerbung, so Wagner, muss natürlich trotzdem sein. „Aber das ist doch eine gute Quote für den ersten Bewerbertag – drei Bewerbungen“, sagt sie, „wir sind so zufrieden mit diesem ersten Bewerbertag und hoffen, es geht so weiter.“ In Kürze finden in weiteren Einrichtungen Bewerbertage statt. Künftig sollen sie regelmäßig zweimal pro Jahr wiederholt werden.

Info Die Bewerbertage finden in den Kitas statt, in denen der Bedarf an zusätzlichen Fachkräften sehr hoch ist: Am Samstag, 23. Oktober, im Kindergarten Hofen, am 6. November im Kindergarten Karlstraße und am 20. November nochmals in der Kita Schlossfeld, jeweils von 10 bis 12 Uhr. Infos und Anmeldung online.

www.bewerbung-kita-boennigheim.de

 
 
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