Fahrzeugbrand in der Tiefgarage Farbstraße in Bietigheim Fahrzeugbrand wirft Fragen auf

Von Rena Weiss
Noch stehen die Reste des am 20. März ausgebrannten Fahrzeugs in der Tiefgarage Farbstraße in Bietigheim-Bissingen. Erst wenn die Polizei es freigibt, kann es abgeschleppt werden.⇥ Foto: Martin Kalb

Am Samstag, 20. März, brannte ein Auto im Parkhaus Farbstraße aus. Mittlerweile wurde das Gebäude und der entstandene Schaden von Gutachtern eingeschätzt. Doch es gibt Kritik.

Von außen erinnert vor allem der Geruch nach Verbranntem an den Einsatz am Samstag, 20. März, im Parkhaus Farbstraße in Bietigheim-Bissingen. Wie berichtet, fing dort in einer privaten Garagenbox ein Auto aus bislang noch unbekannter Ursache Feuer und brannte vollständig aus. Wie die Polizei am Montag mitteilte, gebe es keine Hinweise auf eine Fremdeinwirkung, es wird von einem technischen Defekt ausgegangen und gibt damit das Fahrzeug frei. Es kann nun abgeschleppt werden. Zudem wurde die Schadenshöhe korrigiert. Die Polizei geht nun von einem Schaden in Höhe von rund 200 000 Euro aus und nicht von 300 000 Euro. Personen wurden glücklicherweise keine verletzt, auch weil die Feuerwehr zeitnah mit zehn Fahrzeugen und 41 Wehrleuten vor Ort war. Doch es gibt auch Kritik an dem Vorgehen der Feuerwehr, Polizei sowie der Stadt.

Kontaminiertes Gebäude

Thomas Schwarzmann, Kfz-Gutachter und Brandsachverständiger von Bavaria Schadengutachten, war bereits am Sonntag vor Ort und erhebt Vorwürfe gegen die Stadt und die Feuerwehr: „Wir verstehen hier absolut nicht, warum man die Menschen in dem kontaminierten und total vergifteten Gebäude wohnen lässt.“ Oberhalb der Tiefgarage befinden sich Wohnungen. Wie berichtet, wurden die Bewohner von Polizei und Feuerwehr gewarnt und evakuiert. Alle Bewohner konnten nach Abschluss der Löscharbeiten zurück in ihre Wohnungen. Frank Wallesch, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Bietigheim-Bissingen, steht zu dieser Entscheidung, denn die Wohnungen selbst haben keinen Schaden genommen, sagt er.

Anders wäre dies, „wenn die Wohnungen direkt durch Brandgase kontaminiert sind, dann können die Bewohner dort nicht mehr bleiben, bis die Wohnungen geputzt sind“, erklärt Wallesch, doch das sei nicht der Fall. Die Feuerwehr habe noch vor dem Löschen darauf geachtet, dass alle Fenster und Türen geschlossen waren, damit kein Rauch einzieht und haben die Bewohner sogar darauf hingewiesen. Zudem gebe es keine Anzeichen dafür, dass die Statik des Gebäudes durch einen Brand beeinträchtigt wurde. Das Auto, das Feuer gefangen hatte, stand direkt unter einem Lüftungsschacht. Dadurch sei die meiste Hitze nach oben entwichen. Denn meist sei es für die Gebäude problematisch, wenn sich die Hitze staut, so der Kommandant. „Dann fängt der Beton an zu platzen.“ Im Parkhaus Farbstraße sei dies nicht geschehen. Thomas Schwarzmann sieht zumindest die Kontamination kritischer: Die Wohnungen seien genauso kontaminiert und hochgradig vergiftet wie das komplette Gebäude selbst.

Die Stadt Bietigheim-Bissingen, die neben einem privaten Eigentümer zuständig für das Gebäude ist, war bereits am Montag vergangene Woche unter anderem mit einem Statiker vor Ort. Zudem war auch die Kriminaltechnik der Polizei dort. Der Statiker sieht das Gebäude sowie die über dem Parkhaus befindlichen Wohnungen nicht gefährdet. Am Montag sperrten die Zuständigen das Parkhaus – die Ausfahrt ist noch möglich. Es wird nun eine Baustellenbeleuchtung im Untergeschoss installiert und das Löschwasser abgepumpt. Anschließend wird Schritt für Schritt mit der Reinigung, den Elektroarbeiten, den Betonsanierungsarbeiten sowie weiterer notwendiger Arbeiten begonnen. „Es muss vorläufig mit einer mehrwöchigen Sperrung des Parkhauses gerechnet werden“, sagt Ina Klein, Sprecherin der Stadt. Ersatzparkmöglichkeiten bestehen auf dem gegenüberliegenden Parkplatz zur Verfügung.

Zu den Vorwürfen Schwarzmanns werde die Stadt im Einzelnen keine Stellung beziehen, teilt sie mit. „Die Stadt ist ihren Pflichten hier in jeder Hinsicht nachgekommen“, sagt jedoch Stadtsprecherin Anette Hochmuth. Selbstverständlich sei auch ein Brandsachverständiger eingeschaltet. Die Stadt habe zudem sowohl bei der Feuerwehr als auch im Bauamt entsprechend kompetente Mitarbeiter, die bei Brandfällen jeder Art, auch in Parkhäusern, wissen, wie vorzugehen ist.

Zu späte Sperrung

Ein Vorwurf von Thomas Schwarzmann ist die seiner Meinung nach die späte Sperrung. Am Sonntag war das Gebäude noch nicht gesperrt. „Der Schadensort glich gestern einer Ausflugslokalität“, sagte Schwarzmann am Montag, „Kinder, alte Menschen, Fahrzeuge sind in das hoch vergiftete Gebäude, um sich umzusehen.“ Frank Wallesch war am Sonntag ebenfalls vor Ort und entgegnet, dass man letztlich auch den gesunden Menschenverstand walten lassen müsse. Dass es nicht gesund sei, sich länger in einem Gebäude mit Rußablagerungen und Brandschaden aufzuhalten, sollte bekannt sein. Eine komplette Sperrung direkt am Brandabend selbst sei für ihn keine Option gewesen. Zum einen verhindert die Architektur der offen gestalteten Tiefgarage dies und zusätzlich stehen noch andere Fahrzeuge im Parkhaus, deren Halter und Halterinnen man eine Ausfahrt ermöglichen müsse. „Wenn einer im zweiten Stock parkt, dann hat er nur ein leicht verrußtes Auto“, so der Feuerwehrkommandant. Zudem seien Passanten und Fahrzeughalter durch die FFP-2-Masken, die viele Menschen aktuell besitzen, besser geschützt als je zuvor. Dennoch empfiehlt er keine langen Aufenthalte im Parkhaus. Doch er sehe kein Problem darin, das eigene Auto herauszufahren und den Ruß durch eine Waschanlage abzuwaschen. Da diese ihr Abwasser so oder so filtern müssen, kommen hierdurch auch keine Giftstoffe ins reguläre Kanalsystem, so Wallesch. Schwarzmann indes hält dagegen und betont, dass sich in Kontakt mit Wasser Salz-Blausäure bilde, die zu Beschädigungen an sicherheitsrelevanten Bauteilen führe. „All diese Fahrzeuge sind durch das Schadensereignis nicht verkehrssicher.“ Die Verbraucherzentrale rät, mit der Versicherung zu sprechen, sollte ein Schaden vorhanden sein – und das so bald als möglich (siehe Infokasten).

Dass das Fahrzeug in Absprache mit der Polizei von der Feuerwehr weiter Richtung Eingang geschoben wurde und so laut Schwarzmann als mögliches Ausflugsziel diene, hat ebenfalls einen Grund, so Wallesch. „Kein Abschleppfahrzeug der Welt hätte die Möglichkeit, das Auto vom ersten Untergeschoss der Tiefgarage nach oben zu ziehen.“

Zu Thomas Schwarzmann sagt er: „Auf jedem Stockwerk, jedem Auto, in jedem Briefkasten wurde Werbung von einem selbst ernannten oder vielleicht auch tatsächlichen Sachverständiger verteilt. Er hat verschiedene Ängste geschürt und über Facebook die wüstesten Anschuldigungen verbreitet, wie nachlässig wir vorgegangen sind.“ Er verunsichere die Leute durch Feststellungen, die nicht richtig seien.

 
 
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