Feuerwehr Bönnigheim Bei einer Schauübung kamen die Zuschauer auf ihre Kosten

Von Susanne Yvette Walter
Unter anderem musste die Wehr eine Person aus einem Auto befreien Foto: /Oliver Bürkle

Teenager befreien, Auto anheben und das Dach abschneiden – bei der Hauptübung der Feuerwehr Bönnigheim war allerhand geboten. Neben dem Unterhaltungsfaktor für die vielen Zuschauer hat das Ganze aber einen ernsten Hintergrund.

Bei der Jahreshauptübung der Freiwilligen Feuerwehr Bönnigheim fällt das Unfall- oder Brandszenario besonders groß und spektakulär aus. Dafür konstruieren Kommandant Mike Etzel und seine Leute für den Samstagabend ein Unfallszenario nahe des ehemaligen Steinbruchs zwischen Hohenstein und Hofen, das viele neugierige Bürger anlockt. Gleich fünf Einsatzwagen der Bönnigheimer Wehr rücken an und ein verbeultes Schrottfahrzeug liegt quer auf der Straße, direkt vor einem Lastwagen. Dann muss auch noch ein „eingeklemmter“ Teenager aus den Reihen der Jugendfeuerwehr aus dem Auto herausgeschnitten werden, einer von drei Verunglückten an der Unfallstelle.

Teenager eingeklemmt

Dank Scheren und Spreizern, hydraulischen Hilfsmitteln und vor allem dem Einsatz von rund 40 Bönnigheimer Floriansjüngern ist Amelia Szczygiel bald wohlbehalten auf der Bahre, eingewickelt in eine Decke. „Sie war unter dem zweiten am Unfall beteiligten Fahrzeug eingeklemmt“, erzählt Feuerwehrmann Manuel Trübenbach. „Jetzt warten wir auf den Rettungsdienst. Es war eine Crashrettung, weil das Auto gebrannt hat. Das ist die Sofortrettung eines Unfallopfers aus der Lebensgefahr“, erklärt er und ergänzt: „Wir haben nur mit Manneskraft das Auto kurz ein wenig angehoben, sie rausgezogen und auf die Seite getragen.“

Seit 2001 ist Manuel Trübenbach bei der Jugendfeuerwehr, seit 15 Jahren in der Erwachsenenwehr. Amelia Szczygiel kam 2018 dazu. „Wir haben einen Klassenausflug gemacht zur Feuerwehr. Das hat mich gleich interessiert. Deshalb bin ich beigetreten“, erzählt sie. 2018 ist auch Mike Etzel auf den Posten des Kommandanten gerückt. „Diese Übung ist für den Bürger, damit er sehen kann, wie die Feuerwehr arbeitet, ein stückweit also eine Schauübung und dazu gehört ein besonderes Szenario“, erklärt er und ergänzt: „Gleichzeitig muss für uns ein Übungseffekt dabei sein, deshalb heute dieses Szenario in einer anderen Umgebung: Ein Lkw hat einem Pkw die Vorfahrt genommen hat. Es kam zu einem seitlichen Auffahrunfall. Ein weiterer Pkw ist entgegengekommen, wollte ausweichen. Das Fahrzeug hat sich überschlagen. Dabei ist eine Person drunter eingeklemmt worden.“

Übungseffekt wichtig

Um im Ernstfall einen kühlen Kopf zu bewahren sind Übungen ein Muss. „Im Ernstfall läuft vieles von alleine, aber auch nur, wenn man es vorher geübt hat“, betont Feuerwehrmann Manuel Trübenbach. „Ein Unfallszenario realistisch darzustellen ist immer schwierig. Ich kann ja auch kein Haus anzünden, um einen Brand zu simulieren. Man versucht das so realistisch wie möglich nachzustellen, indem man Schrottfahrzeuge einsetzt. Dazu kommt das Adrenalin, das ausgeschüttet wird. Das kann einen schon mal im schlimmsten Fall im Nachgang beschäftigen“, weiß Kommandant Mike Etzel.

Feuerwehrleute, die traumatisiert von einem echten Unfallort kommen, finden Hilfe beim Kriseninterventionsteam vom Landkreis Ludwigsburg. Auch vom Deutschen Roten Kreuz gibt es umfassende Hilfe auf diesem Gebiet. Mike Etzel dazu: „Das ist die soziale Notfallseelsorge. Da gibt es eine Extraeinheit, die sich nur um Einsatzkräfte kümmert. Wir haben jemand in unseren Reihen, Gruppenführer Andreas Jäger.“

Alle Werkzeuge parat

Der Regen setzt am alten Steinbruch zwischen Hohenstein und Hofen genau dann ein, als die eingeklemmte Person im Hauptteil der Übung aus dem seitlich liegenden Wagen herausgeschnitten ist.

„Dafür wird auf dem Bereitstellungsplatz alles an Werkzeug gebracht, was man brauchen könnte. Dazu wird das halbe Fahrzeug ausgeräumt. So muss man nur kurz hinspringen, um etwa eine Säge zu holen oder ein pneumatisches Hebekissen“, macht Mike Etzel deutlich und beschreibt die Vielfalt der Tätigkeiten, während eines Einsatzes: „In der Feuerwehr gibt es für jeden eine Aufgabe, technische und handwerkliche Tätigkeiten. Es gibt viel zu dokumentieren heutzutage. Die Feuerwehr ist so vielseitig. Da ist eigentlich für jeden etwas dabei.“ 

 
 
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