Filmtheater im Kreis Ludwigsburg Kino im Corona-Format ab 1. Juli

Von Gabriele Szczegulski
Claus Wollenschläger, Betreiber der Ludwigsburger Kinos Central und Union, hofft, dass er am 1. Juli wieder öffnen kann.⇥ Foto: Martin Kalb

Die fünf Kinofachverbände haben sich darauf geeinigt, dass am 1. Juli die Filmtheater mit „Nomadland“ und anderen Blockbustern wieder eröffnen.

Claus Wollenschläger, Besitzer der Ludwigsburger Kinos Central und Union, sitzt in den Startlöchern. Am 1. Juli, so haben die fünf deutschen Kino- und Filmverleihverbände beschlossen, sollen bundesweit die Kinos wieder geöffnet werden, „um einen Flickenteppich unterschiedlicher Öffnungsdaten und Auflagen“ zu vermeiden, so eine Pressemitteilung. Wollenschläger ist Mitglied im Hauptverband deutscher Filmtheater, in dem 85 Prozent aller Kinos organisiert sind.

Zwar ist es noch über einen Monat hin bis zur potenziellen Eröffnung, aber: Die Hälfte seiner bisher 35 Mitarbeiter haben gekündigt. „Sie konnten mit 60 oder 80 Prozent ihres Gehalts nicht leben, mussten sich andere Beschäftigungen suchen“, sagt er. Die Mitarbeiter waren monatelang in 100-Prozent-Kurzarbeit. Bis zur Öffnung muss er neue Mitarbeiter suchen, vor allem, da zusätzliche Aufgaben auf die Kinobetreiber zukommen: Testergebnisse, Impfpässe oder Infektionsbelege müssen kontrolliert werden. Auch wenn er, wie er sagt, anfangs nur das Central-Kino öffnen wird. Über die drei Lockdowns kam der Ludwigsburger Kinobetreiber nur, weil, so sagt er, „endlich die Hilfen flossen, die haben uns gerettet“.

Klärung erst in den kommenden Wochen

Zudem, so Wollenschläger, stehe seither noch gar nicht fest, wie viele Besucher in die Kinos dürfen, ob sie Masken auch während des Filmes tragen müssen, ob es Popcorn oder andere Angebote geben darf. „Das wird in den nächsten Wochen geklärt“, so Wollenschläger.

Auch die Frage, ob dann genügend Filme zur Verfügung stehen, ist noch offen. „Wahrscheinlich werden wir mit Nomadland, dem Oscar-Gewinner, eröffnen.“ Man wisse aber noch nicht, wie viele Besucher dann tatsächlich in die Kinos kommen, da viele der angebotenen Filme auch schon gestreamt werden konnten.

Neben „Nomadland“, so Wollenschläger, werden wohl vor allem Kinder- und Familienfilme anfangs gezeigt, wie „Catweazle“ mit Otto Waalkes. Zudem hofft er auf „Godzilla“ als Publikumsmagnet.

Jürgen Graf, Besitzer des Bissinger Olympia- und Paradies-Kinos, ist noch ratlos. Er weiß, dass er am 1. Juli öffnen darf, aber: „Ich habe mich beim Hauptverband der Filmwirtschaft  in Berlin erkundigt. Dort hieß es, ich müßte mich an die Vorgaben des Landes halten.“ Graf würde gerne genauere Informationen zu einer etwaigen Öffnung haben, „aber keiner weiß was“, sagt er.

Auch der Verein Kinokult, der in Ludwigsburg die Kinos Scala, Luna und Caligari betreibt, schließt sich laut Geschäftsführer Rainer Storz dem Vorhaben der Kino- und Verleihverbände an, am 1. Juli wieder zu öffnen. „Nur wenn alle Kinos bundesweit die Chance haben, zeitnah gemeinsam zu öffnen, können die Filmverleiher überhaupt neue Filme starten und uns Kinos damit die wirtschaftliche Grundlage zurückbringen“, so Storz. Die mit einer Öffnung verbundenen Auflagen setzten, so sagt er, Augenmaß vorraus. „Dazu zählen keine Maskenpflicht und kein Verzehrverbot am Sitzplatz.“

Nur 25 Prozent der Plätze dürfen genutzt werden

Die bisherige Abstandsregel im Kinosaal von 1,50 Meter lasse nur eine Auslastung von maximal 20 bis 25 Prozent der Gesamtsitzplatzkapazität zu. „Um wenigstens kostendeckend arbeiten zu können, wären 50 Prozent notwendig. Wirtschaftlich wäre es wieder bei einer Nutzung von 100 Prozent“, sagt Storz. Bis dahin seien die Kinos weiterhin auf die staatlichen Förderhilfen und weitere Zukunftsprogramme angewiesen. „Das finanzielle Überleben von Kinokult wurde bisher durch das Kurzarbeitergeld, Kinoprogrammpreisprämien, die Corona-Überbrückungshilfen, Entgegenkommen unserer Vermieter und einem erfolgreichen Open-Air-Kino Ludwigsburg im vergangenen Jahr mit 93 Prozent Auslastung gesichert“, so Storz.

Open-Air-Kino
mit 500 Zuschauern

Auch für 2021 planen er und sein Team das Sommernachts-Open-Air-Kino in der Karlskaserne ab 31. Juli an 30 Abenden im kleineren Corona-Format mit maximal 500 Plätzen und Platzkarten. Dieses Jahr, so Storz, komme das Thema Impfen und Testen hinzu: „Wir gehen davon aus, dass wie bei den stationären Kinos für die Einlasskontrolle und Erfassung zur Nachverfolgung eine Corona-App sowie der Nachweis über einen tagesaktuellen Corona-Tests oder einer zweimaligen Impfung die Grundvoraussetzung für einen Besuch sein werden.“

Auch Kinokult wird seine Kinos wohl am 1. Juli mit „Nomadland“ wiedereröffnen. Weitere Filme, die gezeigt werden, so Storz, seien „Der Rausch“ oder „The Father“. Im August sei der neue Eberhofer-Krimi „Kaiserschmarrndrama“ im Luna und auch als Preview im Sommernachts-Open-Air-Kino fest eingeplant, sagt Storz.

Michael Eisinger, der die Open-Air-Kinos in Bietigheim-Bissingen, Sachsenheim und Vaihingen plant, geht davon aus, dass die Filmvorführungen im Freien stattfinden können. Das Bietigheim-Bissinger Open-Air-Kino ist vom 19. bis 29. August geplant, das Sachsenheimer am 31. Juli, das Vaihinger vom 4. bis 12. August. Unter welchen Bedingungen und wie viele Besucher zugelassen sind, kann er momentan aber noch nicht sagen.

 
 
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