Forstbetriebsplan Bönnigheim Kleiner Käfer – verheerende Wirkung

Von Gabriele Szczegulski
Die Mitarbeiter der Forstverwaltung müssen schnell sein, um befallene Bäume aus dem Wald zu holen, bevor sich die Schädlinge weiter verbreiten, so sagt Revierförster Burkhard Böer. Foto: /Martin Kalb

In Bönnigheim wütet der Eichenprachtkäfer und hält die Forstverwaltung in seinem Bann. Förster Burkhard Böer spricht von einer Katastrophe.

Den Bäumen und dem Wald geht es nicht gut – zu wenig Wasser, zu viel Hitze. Und wenn es regnet, dann zum falschen Zeitpunkt. So haben der Borkenkäfer oder das Eschentriebsterben leichtes Spiel. Und nun kommt auch noch der Eichenprachtkäfer hinzu, von dem auch Bönnigheims Bürgermeister Albrecht Dautel „erst vor drei Monaten zum ersten Mal gehört hat“.

Dr. Simon Boden, Leiter des Fachbereichs Wald im Landratsamt, und Revierförster Burkhard Böer hatten am vergangenen Donnerstag dem Gemeinderat nichts Gutes zu berichten. Wie in allen Forstrevieren kämpft auch der Bönnigheimer Wald mit den Auswirkungen des Klimawandels. Und nun kommt auch noch der Eichenprachtkäfer hinzu, der innerhalb von drei Wochen, so Böer, eine 150 Jahre alte Eiche zum Absterben bringen kann.

Im Bönnigheimer Wald gibt es fast 50 Prozent Eichen

Im Bönnigheimer Wald ist dies besonders schlimm, da fast 50 Prozent der Aufforstung aus Eichen besteht. „Der Eiche im Bönnigheimer Wald geht es richtig schlecht und wir kommen kaum hinterher, befallene Bäume zu fällen und aus dem Wald zu bringen“, sagt Böer. „Da müssen wir richtig schnell sein.“ Fällt man den Baum frühzeitig, kann der Stamm noch verkauft werden. Zudem verbreitet sich der verheerende Käfer dann nicht so schnell.

In Bönnigheim setzte man in den vergangenen Jahren vermehrt auf die robuste, massive und langlebige Eiche, der auch Hitze und Trockenheit weniger anhaben können als beispielsweise der Fichte. Die Eiche war eine richtige Hoffnungsträgerin in Zeiten des Klimawandels. Aber dann kam der Eichenprachtkäfer. „Das Ausmaß ist schon jetzt riesig, in allen Teilen des Bönnigheimer Waldes sind Bäume betroffen“, so Böer.

Man sei gerade fertig geworden mit dem Abräumen der Eschen, die vom Triebsterben betroffen waren, nun könne man mit den Eichen weitermachen. „Zukünftig werden uns Pflege- und Schutzmaßnahmen viel mehr beschäftigen als noch von zwei Jahren“, so der Förster.

Im Sommer haben er und sein Team in 32 Hektar Bönnigheimer Wald Bestandspflege gemacht, außerplanmäßige Einschläge vorgenommen. „Das zieht sehr viel personelle Kraft“, so Böer. Er habe sich auch fachlichen Rat bei der forstlichen Versuchsanstalt Freiburg geholt.

Betroffen sind vor allem ältere Eichen, die aufgrund mangelnder Vitalität anfällig für den Käfer sind. „Da wartet man 100 Jahre, um Eichenholz zu bekommen und dann kann man das Holz nicht verwenden“, so Böer. Deshalb werde auch die Jungbestandspflege umso wichtiger. „Wir geben nicht auf, aber teilweise, wie am Rotenberg, ist schon alles kahl.“ Das Problem beim Eichenprachtkäfer sei, man sehe den Befall erst, wenn es fast zu spät ist. Dann drohe Kahlschlag.

Schon jetzt, so bilanzierte Böer im Gemeinderat, ist der Erlös für die Stadt durch den Holzverkauf minimal, für 2024 rechnet er mit 6800 Euro Gewinn, da auch die Kosten für die Pflege und den Forstverwaltungsaufwand immer höher werden.

10 200 Euro weniger Holzerlöse gab es 2023 im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Förderbeträge für den naturnahen Waldbau sind um 8600 Euro zurückgegangen. Dafür gab es höhere Kosten für die Holzfällung in Höhe von 3000 Euro, 5500 Euro mehr Betreuungskosten für den Wald.

Es muss mehr in die Pflege des Waldes investiert werden

Zudem müsse man künftig mehr in die Kulturbegrünung und Neuanlage investieren, wobei ein Hektar Kulturbegrünung 15 000 Euro kosten.

Gemeinderätin Christa Häußer von der Freien Wählervereinigung/CDU brachte die Meinung des gesamten Bönnigheimer Gemeinderats auf den Punkt: „Unter solchen schweren Bedingungen ist uns das Geld nicht wichtig, sondern die Pflege und der Erhalt des Waldes.“

Der zweifleckige Eichenprachtkäfer ist nur rund einen Zentimeter groß. Der metallisch grün-blau schimmernde Käfer hat kleine weiße Punkte. Seine Larven legt er in die Rinde am Stamm von Eichen. Nach zehn bis 14 Tagen schlüpfen die Larven und fressen sich unter der Rinde satt. Weil sie das gerne schräg zur Maserung tun, hinterlassen sie dabei oft eine Art Zickzackform, die von außen aber zunächst kaum zu erkennen ist.

Den Eichenprachtkäfer gibt es schon immer, allerdings breitet er sich mehr aus, weil er mehr geschwächte Bäume findet. Die Befälle sind nur schwer zu erkennen. Oft fangen die Käfer weit oben in den Kronen an. Ein Zeichen für den Käferbefall ist zudem, dass gelbes Laub oft länger an den Ästen bleibt als sonst. Den Eichen fehlt dann einfach die Kraft, um die Blätter abzuwerfen. Ein wirksames, naturverträgliches Gegenmittel gibt es derzeit nicht. Forstämter können nur eins tun: befallene Eichen fällen, um die weitere Verbreitung zu verhindern.

 
 
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