Freudental „Gesicht zeigen für den Schutz jüdischen Lebens“

Von Helga Spannhake
Stiftungsfest des PKC in der Schönenberghalle(von links): Landrat Dietmar Allgaier mit seiner Frau Bettina, Alt-Landrat Dr. Rainer Haas mit seiner Frau Andrea und Stiftungsratsvorsitzender Albrecht Dautel. Foto: /Martin Kalb

In diesem Jahr feiert das PKC sein 39. Jahr des Bestehens. „Menschen mit Menschen verbinden“ war das Motto des Stiftungsfests.

Die knapp 200 Stühle in der Freudentaler Schönenberghalle füllten sich schnell und zum Auftakt erklangen schwungvolle Melodien, gespielt vom Akkordeonensemble„accent“. Seit mehr als zehn Jahren treten die sieben Musiker gemeinsam auf und sie begeisterten das Publikum mit ihrem virtuosen Akkordeonspiel. Auch der Bönnigheimer Bürgermeister Albrecht Dautel, der gleichzeitig der Vorsitzende des PKC ist, war in seiner Begrüßungsrede voll des Lobes für die fantastischen Klänge der Meister ihres Instrumentes, wie er die Ensemblemitglieder bewundernd betitelte.

Dautel freute sich auch, dass so viele der Einladung zum Stiftungsfest gefolgt waren. Das zeige die Verbundenheit mit dem Pädagogisch-Kulturellem Centrum (PKC), und er erinnerte anschließend an die Rede des letzten Stiftungsfestes, bei dem Sibylle Thelen, die Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, am Pult stand: „Wir fragten uns, welchen Blick haben wir auf unsere Demokratie und in welchem Zustand ist unsere Demokratie“.

Seitdem ist ein Jahr vergangen und mehr denn je brauchen wir nicht nur eine standhafte, sondern auch eine wehrhafte Demokratie, führte Dautel weiter aus. Er verwies auf das Unwort des Jahres 2023 „Remigration“, was nichts anderes als Deportation bedeute: „Ich denke, wer Menschen aus einem humanitären Rechtsstaat ausweist, stellt damit dessen oberstes Prinzip infrage, die Gleichheit vor dem Gesetz“. Dautel stellte des Weiteren klar, dass das diesjährige Stiftungsfest ein Ausdruck unserer Haltung zu dem sei, was das PKC ausmache, nämlich Demokratie und Toleranz: „Ein Ziel, dass sich unser Verein seit seiner Gründung auf die Fahnen geschrieben hat“.

Bedeutender Ort der Geschichte und Kultur

Das PKC ist ein eingetragener Verein sowie ein bedeutsamer Ort. Die Verfolgung und Unterdrückung von Menschen aufgrund ihres Glaubens wird im Gebäude spürbar. Daher soll in dieser Stätte der Erinnerung das Wirken politischer Macht und menschlicher Ohnmacht erfahrbar werden. Es sind pädagogische, wissenschaftliche und kulturelle Aufgaben, mit denen der Verein demokratische Einstellungen und Verhaltensweisen fördern, kritisches Denken anleiten und gegen Rassismus eintreten will. Auf den Schüleraustausch mit Israel sowie auf die Schulkooperationen wies Landrat Dietmar Allgaier, zugleich zweiter Vorsitzender des Vereins, in seinem Grußwort hin: „Wer im Herzen miteinander verbunden ist, den trennt keine Entfernung“, konstatierte er. Das Stiftungsfest des PKC am Jahresanfang sei nicht nur eine wichtige Veranstaltung, sondern auch Anlass auf das vergangene Jahr zurückzublicken, was diesmal allerdings schmerzhaft sei: „Denn als erstes fällt uns allen unweigerlich der brutale und menschenverachtende Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober des vergangenen Jahres ein“.

Allgaier erzählte vom Besuch in der Partnerregion Oberes Galiläa im September, bei dem nichts auf die bevorstehende Katastrophe hingewiesen habe. Nun seien die Not und Sorgen der Menschen dort groß und um wenigstens etwas helfen zu können, gab es im Dezember ein Benefizkonzert in Ludwigsburg. Bei diesem kamen 32 000 Euro zusammen, gab Allgaier erfreut bekannt. Besorgniserregend sei der zunehmende Antisemitismus in Deutschland. Das sei nicht nur vor dem geschichtlichen Hintergrund, sondern auch ganz grundsätzlich beschämend: „Wir müssen dem Antisemitismus mit Nachdruck entgegentreten und dessen Irrationalität und Menschenverachtung deutlich machen“, forderte Allgaier.

Menschen mit Menschen verbinden

Zur diesjährigen Stiftungsrede eingeladen war der Generalleutnant Ingo Gerhartz, Inspekteur der Luftwaffe aus Berlin. „Menschen mit Menschen verbinden – Initiativen zur deutsch-israelischen Freundschaft“ waren seine Worte betitelt. Mit einem kurzen Video des Vorbeiflugs am ehemaligen Konzentrationslager Dachau gemeinsam mit israelischen Kampfflugzeugen begann sein Vortrag: „Das war einer der emotionalsten Momente meines Lebens“, sagte er und verweis darauf, dass es um etwas viel Größeres ginge, nämlich: „Menschen mit Menschen zu verbinden“.

Deutschland und Israel seien und blieben durch die Erinnerung an die Schoah verbunden und diese Erinnerung bilde das Fundament von ihren Anfängen bis zur heutigen Freundschaft: „Eine gelebte Erinnerungskultur ist fester, unverzichtbarer Teil unserer Demokratie. Das Wissen um den Holocaust ist zentraler Teil der Identität unseres Landes“, erklärte er und Gerhartz hofft auf mehr Toleranz und Zivilcourage innerhalb der deutschen Bevölkerung: „Ich hätte mir in den Tagen nach dem verbrecherischen Angriff der Hamas eine klarere Reaktion der deutschen Gesellschaft gewünscht“, erklärte er unter dem Beifall des Publikums, denn es ginge darum Gesicht zu zeigen für den Schutz jüdischen Lebens.

 
 
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