Freudental Wie „klimafreundlich“ funktioniert

Von Helena Hadzic
Teilnehmer des Klimaforums am Solarthermiefeld in Freudental: Jürgen Gölz von BENE (links) erklärt die Anlage. Foto: /Oliver Bürkle

Das erste Klimaforum im Landkreis Ludwigsburg hat am Donnerstag das Solarthermiefeld und die Heizzentrale bei der Schönenberghalle besichtigt. Die Kommune gilt als Positiv-Beispiel.

Darüber werden sich auch spätere Generationen noch freuen“, sagte Reiner Wegscheider von der Bietigheimer IBS-Ingenieurgesellschaft gegenüber dem Publikum des ersten, dreitägigen Klimaforums im Landkreis Ludwigsburg „Partnerships for Climate Action“. Konkret meinte Wegscheider damit unter anderem das 1780 Quadratmeter großes Solarthermiefeld bei der Schönenberghalle in Freudental – denn die Kommune diente an diesem Tag als Positiv-Beispiel für eine nachhaltige und klimafreundliche Energiegewinnung.

Das Klimaforum schaute sich deswegen am Donnerstag auch die Solarthermie-Großanlage, die Heizzentrale mit Pufferspeicher sowie den Pelletkessel in der Grundschule vor Ort in Freudental an. Unter anderem war auch Geschäftsführer Jürgen Gölz von der Bürger Energie Neckar-Enz (BENE) neben Wegscheider bei der Exkursion dabei, um die Technik dahinter zu erklären.

Co2 wird eingespart

Seit letztem Jahr sind die 30 Kollektorentische mit insgesamt 360 Kollektoren im Einsatz, die sich durch eine CO2-Einsparung von bis zu 70 Prozent auszeichnen. Die Kosten allein für die Anlage belaufen sich auf satte 1,2 Millionen Euro, sagte Bürgermeister Alexander Fleig in seiner Ansprache. Insgesamt ist die Fläche 236 Meter lang und 24 Meter breit. Diese hat die Gemeinde für 30 Jahre gepachtet – für den Verpächter unkündbar, selbst wenn er dies möchte. „Wir sind abgesichert“, bestätigte Bürgermeister Fleig, betonte jedoch in diesem Zusammenhang, dass die Fläche im Vorfeld nicht als Acker genutzt wurde.

„Bereits 150 Gebäude sind an das Nahwärmenetz angeschlossen“, erklärte Freudentals Schultes. Für eine Gemeinde mit 2700 Einwohnern sei das „beeindruckend“, meinte Wegscheider. Allein durch das Neubaugebiet Alleenfeld kamen 50 Gebäude hinzu. Denn für einen Bauplatz dort, erklärte Fleig, wurde auch ein Anschluss gefordert. „Sonst gab es keinen Bauplatz“, so Freudentals Bürgermeister. Außerdem werden neben kommunalen Gebäuden das Schloss Freudental, welches in eine psychiatrische Privatklinik umgewandelt wurde, das „Pädagogisch-Kulturelle Centrum ehemalige Synagoge“ und das Kleeblatt-Pflegeheim versorgt.

Rund 800 MWh werden jährlich durch die Freudentaler Anlage gewonnen. Zum Vergleich: In Ölkesseln sind das circa 100 000 Liter Öl. Das heißt, dass damit etwa 20 Prozent der Wärmeversorgung in Freudental abgedeckt werden kann.

Die bittere Wahrheit dahinter ist aber auch: In den kalten, sonnenscheinarmen Wintermonaten liege die Energiegewinnung bei deutlich unter fünf Prozent, erklärte Wegscheider – wenn keine Sonne scheint, wird auch keine Energie gewonnen.

Insgesamt stützt sich das Nahwärmenetz dort auf Holzpellets, Sonnenwärme sowie zwei Blockheizkraftwerke. Die Holzpellets kommen dabei aus der Region, erklärte Wegscheider auf Nachfrage des Klimaforums. Zur Sicherheit gibt es allerdings auch noch die fossilen Heizwasser-Pufferkessel als Spitzenlast- und Reservekessel. Durch einen Heizwasser-Pufferspeicher kann die Versorgung gesichert werden – zumindest für eine kurze Zeit. „Es können leider nur maximal zwei bis drei Tage überbrückt werden“, gab Reiner Wegscheider zu.

Die Kosten für das gesamte Nahwärmenetz dürften insgesamt bei vier Millionen Euro liegen, schätzte Bürgermeister Fleig.

 
 
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