Fußballbezirk Enz/Murr Ingersheim im Höhenflug, Tamm mit viel Luft nach oben

Von Andreas Eberle
Der FV Ingersheim ist das Überraschungsteam der Kreisliga A1. Die Mannschaft um Kapitän Michael Göbel (Bild) ist als Tabellenzweiter in die Winterpause gegangen. Foto: /Martin Kalb

Wer ist der Top-Torjäger im Fußballbezirk Enz/Murr? Welches Team hat überrascht, welches enttäuscht? Und wo herrscht die größte Spannung an der Tabellenspitze? Die BZ gibt in ihrer Halbzeit-Bilanz Antworten.

Im Fußballbezirk Enz/Murr rollt ab Sonntag wieder der Ball: Mit zwei Nachholpartien setzt die Bezirksliga den Spielbetrieb fort. Eine Woche später sind alle Teams wieder im Einsatz. Auch die Kreisligen A1, A2 und A3 legen dann wieder los. Die BZ blickt in ihrer Halbzeit-Bilanz auf das bisherige Geschehen – und beleuchtet aus jeder der genannten Ligen einen besonders interessanten Aspekt.

Der torhungrigste Spieler

Eine Tormaschine auf zwei Beinen ist Fatih Yenisen vom TSV Münchingen. Seine bisher 28 Saisontreffer setzen nicht nur in der Bezirksliga Maßstäbe, sondern im ganzen Bezirk. „Er ist cool, ballsicher, riecht, wo der Ball hinkommt, und macht die Dinger dann im Normalfall auch rein. Dabei muss er sich nicht mal die Lunge aus dem Leib rennen“, sagt Marco Santelli, Koordinator Männerfußball beim TSV, über den 39-jährigen Linksfuß.

Mit seinen im Schnitt 1,6 Treffern pro Begegnung hat Yenisen einen großen Anteil daran, dass Münchingen nach 17 Spieltagen die Tabelle anführt – vor dem TV Pflugfelden und dem Aufsteiger GSV Pleidelsheim. Dabei ist der Routinier, der von 2005 bis 2007 57 Oberliga-Spiele für den SGV Freiberg bestritten hat, eigentlich ein gelernter Defensivmann. Doch nun blüht er im Spätherbst der Karriere noch mal an vorderster Front richtig auf – an der Seite von Sturmpartner Benjamin Hamann, der knapp 19 Jahre jünger als Yenisen ist. Der im Sommer vom TSV Korntal nach Münchingen gewechselte Youngster hat es bisher ebenfalls schon auf 13 Saisontreffer gebracht. Und mit Luigi Ancona läuft im 4-3-3-System ein weiterer Stürmer im Angriff auf, der wie Yenisen viel Extraklasse und Erfahrung mitbringt. „Wir haben schon eine bombige Offensive. Aber generell ist unsere Truppe supergut“, sagt Santelli.

Die größte Überraschung

Den FV Ingersheim hatte zu Saisonbeginn niemand auf der Rechnung, wenn nach den Aufstiegskandidaten in der Kreisliga A1 gefragt wurde. Doch nach einer furiosen Rückrunde hat sich die Fischerwörth-Elf unter dem neuen Trainer Markus Schneider auf dem zweiten Platz festgesetzt. Nur der SGV Murr steht noch besser da. „Natürlich haben wir große Lust, weiter vorne mitzumischen. Wir müssen aber nicht unbedingt aufsteigen, doch wenn sich die Chance ergibt, wollen wir sie nutzen“, sagt Dietmar Göbel. Der Vorsitzende Sport beim FVI lobt die Arbeit des 40-jährigen Schneider bei dessen erster Station als Aktivencoach: „Er kitzelt unheimlich viel aus der Mannschaft heraus.“

Die Innenverteidiger Tobias Dlabal und Luca Fema, Mittelfeldmann und Kapitän Michael Göbel sowie die Stürmer Daniel Bregler und Felix Heinerich bilden das Gerüst. Als Ingersheimer Achillesferse gilt der dünne Kader. „Wenn Leistungsträger verletzt ausfallen, fällt es uns schwer, diese gleichwertig zu ersetzen“, sagt Dietmar Göbel.

Die größte Enttäuschung

Mit vielen Vorschusslorbeeren ist der VfB Tamm in der Kreisliga A2 in die Runde gestartet. Die prominenten Verstärkungen vom benachbarten Oberligisten FSV 08 Bietigheim-Bissingen in Person von Tim Reich, Duc Thanh Ngo, Pierre Williams und Pascal Hemmerich sowie der langjährige 08-Coach Alfonso Garcia sollten es richten. Zur Winterpause sprang für den Topfavoriten aber nur ein ernüchternder sechster Platz heraus. Tamms Rückstand zum TSV Merklingen beträgt bereits elf Zähler – wobei der Spitzenreiter sogar noch eine Partie in der Hinterhand hat. Realistisch scheint allenfalls noch der fünf Punkte entfernte Relegationsplatz, den der TSV Schwieberdingen belegt. Unrühmlicher Tiefpunkt war die peinliche 1:3-Pleite im letzten Pflichtspiel 2022 beim bis dahin noch sieglosen Schlusslicht FC Gerlingen. Mit Ngo (Heimaturlaub in Vietnam) und Hemmerich (wurde Vater) musste das Trainerduo Franco Buono/Garcia da allerdings auch auf zwei Schlüsselspieler verzichten.

„Wir sind nicht ganz zufrieden. Es waren ein paar unglückliche Niederlagen dabei. Gegen uns ist jeder Gegner immer besonders motiviert“, sagt Abteilungschef Andreas Sagert und beteuert: „Unser Ziel ist weiter der Aufstieg. Wir wollen in der Rückrunde eine Aufholjagd starten.“ Darum hat sich der VfB in der Winterpause erneut verstärkt und mit Spielmacher Fabio Sprotte (30) vom SV Germania Bietigheim und Flügelspieler Robin Kunde (29) von der Spvgg Hirschlanden/Schöckingen zwei höherklassig erfahrene Akteure verpflichtet. Ein gefühlter Neuzugang ist zudem Linksverteidiger Williams, der bisher verletzungsbedingt erst zwei Kurzeinsätze hatte.  

Der spannendste Titelkampf

Besonders eng geht es an der Tabellenspitze der Kreisliga A3 zu. Nur aufgrund des besseren Torverhältnisses führt die SGM Riexingen das Klassement mit 30 Zählern vor dem punktgleichen TASV Hessigheim an. Vizemeister Spvgg Besigheim belegt mit nur drei Punkten Rückstand Rang drei. In Lauerstellung befinden sich die SGM Hohenhaslach/Freudental und der VfR Sersheim – beide Klubs haben bisher 25 Zähler gesammelt. „Ich rechne damit, dass der Titelkampf bis zum letzten Spieltag spannend bleibt“, sagt der Riexinger Trainer Roman Kasiar. Trotz der Tabellenführung sieht der 53-jährige Tscheche die Verfolger aus Hessigheim, Besigheim und Sersheim in der Favoritenrolle: „Die haben ganz andere finanzielle Möglichkeiten und können auch mal Spieler von außen holen. Wir arbeiten dagegen mit unseren einheimischen Jungs.“

Nach Rang drei in der Vorsaison hat sich die SGM für die laufende Spielzeit dennoch eine Verbesserung vorgenommen. Kasiar sieht seine Schützlinge auf einem guten Weg: „Wir haben eine junge Mannschaft, die gewillt ist, zu arbeiten und dazuzulernen.“

Zum Wiederauftakt am 26. Februar kommt es gleich zum Knaller zwischen dem viertplatzierten VfR Sersheim und dem Tabellenzweiten aus Hessigheim. Dann gibt auch Thomas Lembeck sein Debüt auf der TASV-Bank. Der 41-Jährige hat in der Winterpause Kevin Merkler als Coach abgelöst. Der bisherige Spielertrainer will auf eigenen Wunsch kürzer treten und fungiert bei den Rot-Weißen künftig als spielender Co-Trainer.

 
 
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