Fußballerin aus Löchgau Emily Evels übernimmt Führungsrolle

Von Daniel Haug
Kapitänin Emily Evels (rechts) behauptete beim Zweitliga-Saisonauftakt in Gütersloh den Ball. Das erste Spiel verlor die 26-jährige Löchgauer mit dem SC Sand allerdings klar mit 1:5. Foto: Imago//Eibner/Memmler

Die Löchgauerin Emily Evels hält dem SC Sand nach dem Abstieg aus der Bundesliga die Treue und geht als neue Kapitän voran. Mit dem neu formierten Team peilt sie die Rückkehr ins Oberhaus an.

Fast 100 Bundesliga-Spiele hat Emily Evels aus Löchgau in ihrer Fußballkarriere bisher absolviert. Trotzdem blieb die 26-Jährige in diesem Sommer bereits zum zweiten Mal in ihrer Laufbahn ihrem Verein auch nach dem Abschied aus der Beletage des deutschen Frauenfußballs treu. In der vergangenen Saison hatte die Mittelfeldspielerin mit dem SC Sand den Klassenerhalt in der Frauen-Bundesliga verpasst.

„Es gab genügend Optionen, um weiter Erste Liga zu spielen. Aber ich möchte die Mission Wiederaufstieg mit Sand anpacken. Hier ist es sehr familiär, die Gegend ist schön, und meine Familie und mein Freund wohnen in der Nähe“, erklärt Evels ihren Verbleib im Ortenaukreis. Bereits nach dem Abstieg mit Borussia Mönchengladbach 2019 ging die gebürtige Ludwigsburgerin ein Jahr mit in die Zweite Bundesliga. „Hier ist der Druck nicht ganz so hoch. Im Spiel hast du etwas mehr Zeit. Dadurch lässt es sich befreiter spielen“, erläutert Evels.

Verantwortungsvolle Aufgabe

In Sand ist die gelernte Einzelhandelskauffrau nur eine von vier Spielerinnen, die dem Klub die Treue gehalten hat. „Emily ist eine der wenigen Spielerinnen, die nach dem Abstieg Charakter gezeigt hat. Nicht allein aus diesem Grund ist sie jetzt Kapitänin der neuen Mannschaft. Ich binde sie in viele meiner Entscheidungen ein, ihre Meinung ist mir sehr wichtig“, sagt SC-Trainer Alexander Fischinger. „Das ist eine neue Herausforderung mit sehr viel Verantwortung für mich. Ich freue mich jetzt auch, eine Stimme für den Verein zu sein“, sagt Evels, die inzwischen von ihren Kolleginnen im Amt bestätigt wurde. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kommt das nahezu komplett neue Team langsam in Schwung. „Bei 15 Neuzugängen, darunter viele aus der Regionalliga und dem Ausland, ist klar, dass wir noch nicht so eingespielt sind“, berichtet Evels. Bereits bei der 1:5-Auftaktniederlage in Gütersloh bereitete die Löchgauerin Sands einzigen Treffer vor. Nach dem Einzug ins DFB-Pokal-Achtelfinale bei Fortuna Köln legte sie beim 2:0-Heimsieg gegen Turbine Potsdam II vergangenen Sonntag mit dem 1:0 den Grundstein.

Von Opa und Onkel profitiert

Die Basis für Evels’ fußballerische Laufbahn wurde in der Familie gelegt. „Von meinem Opa Karl und seinem Bruder Günter konnte ich viel lernen“, erinnert sich Evels. Beim FV Löchgau kickte sie bis zur C-Jugend mit den Jungs, wie Janis Lamatsch und Janis Feufel aus dem aktuellen Landesligateam oder dem jetzigen Oberligaspieler Maurizio Macorig. „Gerade, was Zweikampf und Athletik angeht, habe ich da viel mitgenommen“, sagt Evels, die zusätzlich zum Team- und Stützpunkttraining Einzeleinheiten mit Stefanie Schuster absolvierte. „Die Verbindung nach Löchgau ist bis heute da. Meine Familie wohnt dort, und ich versuche, einmal im Monat da zu sein“, sagt Evels.

Bereits mit 15 Jahren hatte sie die Heimat verlassen. Noch bevor es an der Realschule Besigheim in die zehnte Klasse ging, ergab sich für die Schülerin die Chance, auf eine Highschool in die USA zu wechseln. Nach knapp zwei Jahren in Minnesota heuerte Evels bei der TSG Hoffenheim an, wurde schnell zur Bundesliga-Spielerin und machte ihr Abitur. Nach vier Jahren im Kraichgau und zwei Spielzeiten in Mönchengladbach folgte 2020 der Wechsel nach Sand.

Sehnsuchtsziel Ausland

Hier absolviert Evels, neben fünf bis sechs Trainingseinheiten wöchentlich, aktuell ein Nachhaltigkeitsmanagement-Fernstudium und arbeitet einen Tag in der Woche bei einem Sponsor des Vereins. „Ich schaue, wie es diese Saison läuft und kann mir vorstellen noch länger in Sand zu bleiben. Aber mein Ziel war es immer, noch mal ins Ausland zu gehen. Spanien, England oder Italien wären mögliche Optionen. Ich lasse das alles auf mich zukommen“, sagt Evels. Es ist also auch nicht ausgeschlossen, dass die Löchgauerin trotz des Abstiegs noch mindestens auf drei Einsätze im Oberhaus kommt, um die Marke von 100 Bundesliga-Spielen zu erreichen.

 
 
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