Gastronomie geschlossen Schlaflose Nächte inklusive

Von Gabriele Szczegulski
Davor Sucic hat nur den Umsatz aus dem To-Go-Geschäft als Verdienst. ⇥ Foto: Werner Kuhnle

Auch in der Region müssen die Wirte um ihre Existenz kämpfen. Der Essens-Service ist ein Tropfen auf den heißen Stein.

Obwohl sein Restaurant Herrenküferei in Markgröningen die meiste Zeit des Jahres wegen der Corona-Pandemie geschlossen war, „war es von den Gästezahlen her das beste“, sagt Sebastian Meier. Und zwar den Sommer über, als die Gaststätten wieder öffnen konnten. „Unsere Mitnahme-Angebote im ersten Lockdown wurden sehr gut angenommen und haben auch dazu geführt, dass viele Gäste nach der Wiedereröffnung zu uns kamen“, sagt der gelernte Koch und Restaurantfachmann. „Aber die Belegungszahlen in unserem Hotel mit zehn Zimmern sind eine Katastrophe“, so Meier.

Herrenküferei schließt

Auch jetzt macht er weiter mit seinen Mitnahme-Angeboten und ist erstaunt, wie viele Gäste und Neukunden ihm die Treue halten. Nichtsdestotrotz: Meier macht am 31. Dezember sein Haus dicht. Grund für die Geschäftsaufgabe ist aber nicht Corona, sondern die Nichtverlängerung des Pachtvertrags mit der Gemeinde Markgröningen, da diese das Gebäude verkaufen will, teilt Markgröningens Bürgermeister Rudolf Kürner mit. Es soll aber weiterhin als Restaurant und Hotel betrieben werden, so Kürner.  Meier findet das zwar schade, anderseits sei die momentane Lage „äußerst anstrengend“ und er benötige eine Auszeit. Ob er, nach diesen Erfahrungen, in der Gastronomie weitermache, müsse er sehen. Vor allem die Unsicherheit, wie es weitergehe, sei bedrückend.

An die 15 Essen täglich, am Wochenende auch mal mehr, verkauft Davor Sucic, Pächter der BHTC-Gaststätte in  Bietigheim. „Leben kann man davon nicht“, so Sucic. Er hat seine drei Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, macht nun alles alleine. Die Corona-Soforthilfe hat er noch nicht beantragt, da es noch keine Anträge gibt, was er sehr verwunderlich findet, da viele die Hilfe jetzt bräuchten, nicht erst in ein paar Wochen. „Ich komme durch, auch weil wir uns in den 35 Jahren, die wir hier sind, ein Polster erarbeitet haben“, sagt er. Dass es aber so lange mit der Corona-Hilfe dauere, sei schon schlimm. Leid täten ihm vor allem junge Kollegen, die sich noch kein finanzielles Polster erarbeiten konnten. „Die müssen richtig kämpfen“, sagt er. Auch er habe mit dem Bietigheimer Tennis- und Hockeyclub (BHTC) wegen einer niedrigeren Pacht gesprochen, „da kam ein einfaches Nein“.

Im Moment ärgert ihn aber noch etwas ganz anderes. Am späten Sonntagabend kamen ein Ehepaar und ein Mann, um  sich noch Essen zu holen. Die drei kannten sich, setzten sich im Zelt an einen Tisch und sprachen eine Weile miteinander. Plötzlich, so Sucic, klopfte die Polizei. „Sie sagten, es habe ihnen ein Passant mitgeteilt, dass die Gaststätte geöffnet sei.“ Die Polizisten machten nur ihren Job, sagt Sucic, aber die Spitzeleien findet er traurig.

60 Prozent weniger Reisende

Auch Regine Schork vom Romantik-Hotel Friedrich von Schiller in Bietigheim-Bissingen wartet darauf, die Soforthilfe beantragen zu können. „Wir können mit unseren Zahlungen auch nicht bis Ende des Jahres warten“ sagt sie. Im Moment ist die einzige Einnahmequelle der Abholservice, aber sie packt auch mit ihrem Mann immer wieder Pakete mit eigenen Produkten, die sie verkauft, Das Hotel hat geschlossen. „Im Kreis ist die Zahl der Reisenden um 60 Prozent zurückgegangen“, sagt sie. Es seien vor allem Geschäftsleute aus dem Ausland, die fehlen. Im Moment lebten sie von ihren Rücklagen. „Aber es ist doch fatal, unsere Rente in den Erhalt unseres Hauses zu stecken“, sagt sie. Sie sei sicher nicht die einzige Gastronomin, die schlaflose Nächte habe. ⇥

 
 
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