Handball, 2. Liga Seltene Rolle als Außenseiter

Von Bernhard Gaus
In der Vorrunde lief für Vetle Rönningen (links) und die SG BBM Bietigheim zu Hause gegen Essen nicht viel zusammen. Am Ende sprang eine bittere 28:33-Niederlage heraus. ⇥ Foto: Marco Wolf

Die aufstrebende SG BBM Bietigheim tritt beim offensivstarken Tabellenzweiten Tusem Essen zum Zweitliga-Verfolgerduell an – und hat aus der Hinrunde noch eine Rechnung offen.

In der Rolle des Außenseiters fühlen sich die Handballer der SG BBM Bietigheim am wohlsten. Das passiert dem Bundesliga-Absteiger in dieser Saison nicht allzu oft, aber an diesem Freitag (19.30 Uhr) beim Tabellenzweiten Tusem Essen ist es mal wieder soweit.

Die Zweite Liga liefert weiter zuverlässig überraschende Ergebnisse. Durch die Niederlage des ASV Hamm-Westfalen beim abstiegsbedrohten HC Elbflorenz liegt die SG BBM plötzlich nur noch zwei Punkte von einem Aufstiegsplatz entfernt. Rund um die Schwaben lauern die Teams von Platz zwei bis acht, die nur durch maximal vier Zähler voneinander getrennt sind, auf den nächsten Ausrutscher der Konkurrenz.

Spieltag der Spitzenduelle

Der 20. Durchgang der Zweiten Liga wird ein Spieltag der Spitzenduelle. Neben Essen gegen Bietigheim treffen am Wochenende mit N-Lübbecke gegen Coburg und Rimpar gegen Gummersbach sechs Mannschaften aus den Top-Acht direkt aufeinander. Da wird die obere Tabellenhälfte garantiert wieder kräftig durcheinandergewirbelt werden. Essen hat am vergangenen Samstag durch einen äußerst knappen 27:26-Erfolg beim TuS Ferndorf mit dem von Dennis Szczesny in allerletzter Sekunde erzielten Siegtreffer den Aufstiegsplatz zurückerobert. Genau wie die SG BBM Bietigheim bei ihrem 28:25-Sieg über die HSG Konstanz feierte der Tusem damit einen gelungenen Neustart nach der EM-Pause.

Frisch haftet bei den Bietigheimer Spielern noch der 36:33-Erfolg am 26. Dezember als Außenseiter beim jetzt als Tabellenzweiten abgelösten ASV Hamm-Westfalen. Es war der sechste Auswärtsieg der SG BBM, die damit die beste Auswärtsmannschaft der Liga ist. „Die zwei Punkte gegen Konstanz geben uns natürlich noch einmal Auftrieb“, sagt Rückraum-Shooter Tim Dahlhaus. „In Hamm haben wir gezeigt, dass wir uns in der Außenseiterrolle auch wohl fühlen.“

Der 27-Jährige, zwei Tage zuvor erstmals Vater geworden, blieb gegen Konstanz ohne eigenen Treffer, nahm seinen „Salto Nullo“ aber sehr locker. „Die letzten Tage waren ein wenig surreal für mich. Meine Torwürfe – naja. Zum Glück ist Dominik Claus im rechten Rückraum in einer ganz starken Form.“

Die Stimmung scheint prächtig im Schwabenland – kein Wunder nach acht Siegen aus den letzten neun Spieltagen. Die neue Bietigheimer Zeitrechnung fängt mit dem ersten Heimsieg der Saison Anfang November gegen Coburg an. Ob da die SG BBM am Freitag mit „voller Kapelle“ nicht mehr nur als Außenseiter in der Essener Sporthalle Am Hallo auftritt? „In Essen kann man gewinnen, muss man aber nicht“, sagt Trainer Hannes Jon Jonsson. „Fakt ist, dass wir mit breiter Brust nach Essen fahren werden.“

Das hat im Hinspiel am dritten Spieltag in der EgeTrans-Arena noch ganz anders ausgesehen. Vor allem der schnelle Linksaußen Tom Skroblien bestrafte neben dem achtfachen Torschützen Szczesny die Ballverluste einer verunsichert wirkenden Bietigheimer Mannschaft, die noch ihren Platz im Unterhaus suchte. „Gefühlt waren wir da bei der 28:33-Niederlage chancenlos“, sagt Jonsson im Rückblick.

Die Torgefährlichkeit von praktisch allen Positionen ist eine der Stärken der Mannschaft von Trainer Jaron Siewert, der wie Torhüter Fredrik Genz am Ende der Saison zu den Füchsen Berlin in die Erste Liga wechseln wird. „Essen steht zu Recht auf dem zweiten Platz“, sagt der SG-Trainer. „Das ist eine eingespielte Mannschaft, richtig gefährlich aus dem Rückraum und auch gut in der Abwehr.“ Es ist sicher ein guter Vorsatz, den mit 558 Toren erfolgreichsten Angriff der Liga erst gar nicht ins Tempospiel kommen zu lassen.

Die Scharte aus dem Hinspiel auszuwetzen, könnte am Freitag zusätzlichen Motivation dafür sein, in der Nordrhein-Westfälischen Metropole einen selbstbewussten Auftritt hinzulegen. „Wir wollen ein bisschen mehr Widerstand leisten als im Hinspiel“, stellt Jonsson fest.

 
 
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